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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition)
Autoren: Nicola Cornick
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sich, an denen er vorüberging – ob jung oder alt, ob leicht zu beeindruckende Debütantin oder ehrbare Matrone. Köpfe wurden gedreht, Unterkiefer klappten herunter. Die Damen klimperten mit den Wimpern und erbebten bei seinem Anblick. Er wiederum bedachte sie mit einem so unverschämten Lächeln, dass Alex unweigerlich mit einigen Ohnmachtsanfällen rechnete. Als der junge Mann breit grinsend bei ihm angekommen war, seufzte Alex resigniert.
    „Hältst du mal wieder den ganzen Verkehr auf, Dev?“
    „Was sollte ich sonst tun?“, erwiderte sein Cousin und schüttelte ihm lebhaft die Hand. „Es ist wirklich schwer, dich zu erwischen, Alex. Ich verfolge dich schon durch ganz London.“ Sie setzten sich in Bewegung, und Dev passte sein Schritttempo Alex’ leichtem Hinken an.
    „Ich dachte, du wärst noch beim Ostindiengeschwader“, meinte Alex. „Wann bist du zurückgekommen?“
    „Vor zwei Wochen“, antwortete James Devlin. „Wo bist du abgestiegen? Ich habe im White’s nach dir gefragt, aber sie wussten nichts von dir.“
    „Im Grillon’s.“
    Sein Cousin starrte ihn an. „Warum um alles in der Welt?“
    „Weil es ein gutes Hotel ist, und weil ich nicht gefunden werden wollte.“
    Devlin lachte. „Also, das kann ich verstehen. Was hast du angestellt? Ein paar Debütantinnen verführt? Ein oder zwei spanische Handelsschiffe geplündert?“
    Alex musste gegen seinen Willen schmunzeln. „Debütantinnen zu verführen ist nicht mein Stil. Und Piraterie auch nicht.“ Er sah seinen Cousin nachdenklich an. „Ich habe gehört, du bist letztes Jahr nach Plymouth gesegelt mit einem am Mast festgebundenen fünf Fuß hohen Kerzenständer aus spanischem Gold.“
    „Du irrst“, gab Devlin grinsend zurück. „Das war Thomas Cochrane. Ich hatte einen Diamantlüster am Hauptsegel hängen.“
    „Donnerwetter“, entfuhr es Alex ungewollt. „Hat sich das nicht störend auf die Navigation deines Schiffs ausgewirkt? Kein Wunder, dass die Admiralität dich für einen Schlawiner hält.“ Er betrachtete seinen Cousin. Devlin trug eine leuchtend blaue Weste, die zur Farbe seiner Augen passte, und an einem Ohr einen Perlohrring. Das hätte eigentlich unmännlich wirken müssen, doch nicht bei Devlin; wahrscheinlich, weil er so unbestreitbar maskulin aussah. Alex schüttelte den Kopf. „Und dieser Perlohrring macht die Sache auch nicht besser. Wen versuchst du eigentlich zu kopieren? Blackbeard? Um Himmels willen, nimm ihn heraus, falls du vorhast, vor die Admiralität zu treten.“
    „Die Damen lieben ihn“, behauptete Devlin. Er warf seinem Cousin einen Seitenblick zu. „Apropos – ich dachte, du könntest in der Stadt sein, um dir eine Braut zu suchen.“
    „Ach, dachtest du das?“, gab Alex trocken zurück.
    „Weich mir nicht aus“, erwiderte Dev ungerührt. „Jeder weiß, dass Balvenie nach Alasdairs Tod jetzt einen Erben braucht. Und da du ein Faible für gefährliche Abenteuer hast, willst du vielleicht vor deiner nächsten Expedition noch einen zeugen.“
    „Das müsste dann ja ziemlich schnell vonstattengehen.“
    „Ich sehe, du hast nicht vor, mich in deine Pläne einzuweihen“, stellte Dev fest.
    „Gut erkannt.“ Alex hob gereizt die Schultern. Sein schottischer Besitz Balvenie stand tatsächlich ohne Erben da, nachdem sein junger Cousin im letzten Winter gestorben war. Dass der Junge dem Scharlach erlegen war, war an sich schon eine Tragödie, doch erschwerend kam dazu, dass Alasdair der einzige Erbe von Balvenie gewesen war. Solange Alasdair noch am Leben war, hatte Alex erfolgreich dem Druck widerstanden, wieder zu heiraten und einen Erben in die Welt zu setzen. Jetzt war er sich voller Unbehagen bewusst, dass dies noch eine weitere Verantwortung, eine weitere der Verpflichtungen war, die er nicht übernehmen wollte. Der Gedanke, sich eine zimperliche kleine Debütantin oder eine farblose Witwe auszusuchen und sie zu Lady Grant zu machen, nur damit er einen Sohn bekam, war ihm zutiefst zuwider. Überhaupt war eine neuerliche Heirat das Letzte, was er wollte. Und doch – was für eine Wahl blieb ihm, wenn Balvenie auch für die Zukunft gesichert bleiben sollte? Er spürte, wie Schuldbewusstsein und Verpflichtung – seine beiden ständigen unsichtbaren Begleiter – ihn mehr und mehr in die Enge trieben. „Ich habe derzeit keine Heiratspläne, Devlin“, fuhr er müde fort. „Ich würde einen äußerst schlechten Ehemann abgeben.“
    „Für manche vielleicht einen vollkommenen“,
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