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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition)
Autoren: Nicola Cornick
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dass er ihr nicht glaubte, und Joanna reagierte gereizt. „Eine subtilere Absage hätte er nicht akzeptiert. Er bedrängt mich schon seit Wochen.“
    „Dann war es ja ein Glück, dass ich zur Stelle war. Oder hätten Sie stattdessen sonst einen der Bediensteten – vielleicht einen Ihrer gut aussehenden Lakaienzwillinge – geküsst?“
    Wieder regte sich Joannas Zorn. Selten hatte sie sich so außer sich gefühlt. Irgendetwas an diesem Mann brachte alle ihre Abwehrmechanismen zum Erliegen. Sie konnte nicht bestreiten, dass er beunruhigend attraktiv war, aber sie hatte keinesfalls vor, dieser Attraktivität zum Opfer zu fallen. Männer, so hatte sie herausgefunden, brachten mehr Probleme mit sich, als sie wert waren. Sie zog die Gesellschaft von Hunden vor. Max, der so niedlich auf seinem mit Quasten besetzten Kissen lag, liebte sie mit einer unkomplizierten Hingabe, die alle Aufmerksamkeiten bei Weitem übertraf, die ihr je von wankelmütigen Männern entgegengebracht worden waren.
    „Ja, meine Diener sehen wirklich gut aus, nicht wahr?“, erwiderte sie liebenswürdig. „Obwohl ich nicht damit gerechnet hätte, dass Sie sie ebenfalls bewundern.“
    „Sie irren sich.“ Alex klang belustigt. „Es war eine rein sachliche Feststellung, dass Sie sich mit attraktiven und kostbaren Dingen umgeben. Die Lakaien, der Hund …“ Er ließ den Blick durch die Bibliothek schweifen; über die Vase mit den Lilien, die Joanna so sorgfältig auf dem Rosenholztisch arrangiert hatte, über das elegante Porzellan auf dem Kaminsims und über ihre kleine Sammlung von Aquarellen.
    Aus irgendeinem Grund löste sein prüfender Blick in Joanna das Gefühl aus, als fehlte ihr etwas Wesentliches, als wäre sie oberflächlich und seicht. Sie hatte sich immer gefreut über ihr Stilgefühl und ihr Gespür für geschmackvolle Einrichtungen. Verdammt sollte er sein, wenn er das alles herabsetzte.
    „Ich habe auch gehört, dass Sie der Liebling der Londoner Gesellschaft sind“, fuhr er fort. „Ich bin sicher, das ist nicht gelogen, und ich hoffe, Sie sind erfreut darüber.“
    „Ja, es ist wirklich sehr bereichernd.“ Sie hatte nie eine Führungsrolle in der Gesellschaft angestrebt, war aber irgendwie dennoch zu Beliebtheit und Bekanntheit gelangt. In Wirklichkeit hatte sie ihre Freunde und Bekannten benutzt, um über ihre Einsamkeit als eine von ihrem Gatten schon vor Jahren verlassene Frau hinwegzukommen, und sie hatte das Leben schätzen gelernt, dass sie sich aufgebaut hatte. In den neun Jahren ihrer Ehe hatte sie vielleicht ein Fünftel der Zeit mit David verbracht, eher sogar noch weniger. Im Gegensatz dazu waren ihre engsten Freunde immer für sie da. „Sie gelangten zu ähnlichem Ruhm, als Sie das letzte Mal in London waren“, erinnerte sie Alex steif.
    Vor drei Jahren waren David und Alex von einer Marineexpedition nach Südamerika zurückgekehrt; mit faszinierenden Geschichten, wie sie sich durch den unwegsamen Dschungel gekämpft, antike Ruinen entdeckt und sich gegen seltsame, wilde Geschöpfe zur Wehr gesetzt hatten. Zumindest hatte David damit geprahlt und stolz die Narben herumgezeigt, die die Zähne einer gewaltigen Raubkatze auf seinem Arm hinterlassen hatten. Joanna hatte sich mitleidlos gewünscht, das Tier hätte ihn lieber ganz auffressen sollen, anstatt dafür erschossen zu werden. Sie hatte es gehasst, wie David sich in seinem Ruhm geaalt hatte; wie er sturzbetrunken im Morgengrauen aus irgendeinem Freudenhaus nach Hause gewankt war, nach fremdem Parfüm riechend und mit der Schminke irgendeiner Dirne beschmutzt. Das alles war so billig gewesen. David war prahlend durch London gezogen, von Spieltischen zu Ballsälen und Bordellen. Er war dreist und vulgär gewesen, aber die Leute hatten es ihm nachgesehen, weil das eben zu seinem überwältigenden Gesamtbild gehört hatte. David Ware, der Held, den alle Männer bewunderten … Schmerz und Verlustgefühle brannten in ihr. Bei ihrer Hochzeit hatte sie ein so ganz anderes Leben erwartet, mit einem liebenden Ehemann und einer großen Schar Kinder. Sie war wirklich bemerkenswert naiv gewesen.
    Alex hingegen, so glaubte sie sich zu erinnern, hatte das aufgeregte Herumscharwenzeln der feinen Gesellschaft verachtet und sich nach Schottland zurückgezogen, während sein Kamerad die Lorbeeren für ihre Expedition allein einheimste und den Ruhm genoss. Jetzt sah sie, wie sich Alex’ Mundwinkel angewidert nach unten bogen, weil er an seine gesellschaftliche Stellung
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