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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition)
Autoren: Nicola Cornick
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Ausdruck huschte über seine Züge, und Joanna wäre fast vor ihm zurückgewichen, bis sie merkte, dass Loyalität dahintersteckte, nicht Wut.
    „Ware war ein Held !“, sagte er.
    Das hatte sie nun schon so oft gehört, dass sie hätte schreien mögen. Anfangs hatte sie das auch geglaubt; einem düsteren Pfarrhaus auf dem Land entkommen, mitgerissen von Davids verwegenem Naturell. Betrogen von ihm, noch bevor die Tinte auf der Heiratsurkunde getrocknet war, und Jahre später wieder und noch schändlicher betrogen … Sie ballte die Hände zu Fäusten, ihre Handflächen waren feucht und heiß. Alex Grant beobachtete sie viel zu aufmerksam, und sie zwang sich, sich zu entspannen. „Natürlich war er das“, stimmte sie leichthin zu. „Alle sagen das, also muss es wohl stimmen.“
    „Und doch scheint es, als spielten Sie bereits mit dem Gedanken, ihn zu ersetzen“, bemerkte Alex. „In den Klubs höre ich Geschichten, dass Ihre Verehrer sich geradezu darum schlagen, Ihre Hand zu gewinnen.“
    Einen Moment lang brachte seine Unverblümtheit sie zum Schweigen, aber dann erwachte ihr Zorn erneut, stärker als zuvor. Was hatte David diesem Mann bloß von ihr erzählt? Genug, um ihr mit heftiger Ablehnung zu begegnen – so viel stand fest. Seine Abneigung trat nicht offen zutage, doch Joanna konnte sie beständig unter der Oberfläche schwelen spüren, ganz gleich wie leidenschaftlich er sie auch geküsst haben mochte.
    „Wenn Sie dem Klatsch in den Klubs Glauben schenken, werden Sie alle möglichen Lügen zu hören bekommen“, erwiderte sie. „Sie irren sich, Lord Grant. Ich hege nicht den Wunsch, wieder zu heiraten.“
    Nie wieder.
    Er zog eine dunkle Augenbraue hoch. „Sie beschränken sich also nur darauf, willkürlich fremde Männer zu küssen?“
    Dieser Mann war wirklich provozierend. Mehr noch, er brachte sie zur Weißglut, weil sie ganz genau wusste, dass sie ihm nichts entgegensetzen konnte. Schließlich hatte sie ihn geküsst, nicht umgekehrt. Es war ein spontaner Einfall gewesen, ein verzweifelter Versuch, John Hagan, den Cousin ihres Mannes, in die Schranken zu weisen, der ihr in den letzten Wochen immer beharrlicher und zudringlicher Avancen gemacht hatte. Es sah ihr ähnlich, sich dazu ausgerechnet den einen Mann in London auserkoren zu haben, der nicht nur mitspielen, sondern sie sogar als seine Geliebte darstellen würde.
    „Sie werden wahrscheinlich bald merken“, entgegnete sie kühl, „dass Sie einen ziemlichen Aufruhr in der gehobenen Gesellschaft ausgelöst haben, indem Sie so offen von unserer angeblichen Beziehung gesprochen haben. John Hagan wird keine Zeit verlieren, den Skandal weiterzuverbreiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ihre Absicht war, als Sie gekommen sind, um mir Ihren Kondolenzbesuch abzustatten.“
    „Das Stichwort haben Sie mir geliefert.“ Wieder betrachtete er sie mit seinen dunklen Augen beunruhigend aufmerksam. In ihnen war nichts von der Sympathie oder Bewunderung zu erkennen, die Joanna sonst gewohnt war; nur kühle, abschätzende Berechnung. War er wirklich Davids Freund gewesen? Das kam ihr außergewöhnlich vor. Er wirkte ruhig, während David wie Quecksilber gewesen war, das einem durch die Finger rann. Der Zug um seinen Mund war fest und entschlossen, während David schwach und leicht beeinflussbar gewesen war. Alex’ Gesicht wirkte kantig und hart, wie gemeißelt aus dem Gestein seiner schottischen Heimat.
    „Also, warum haben Sie mich denn nun geküsst?“ Auch in seinem Tonfall schwang ein leichter schottischer Akzent mit. Er klang exotisch. „Das habe ich Sie schon einmal gefragt, aber Sie scheinen die schlechte Angewohnheit zu haben, Fragen, die Ihnen nicht behagen, nicht zu beantworten.“
    Verdammt, das war ihm also auch aufgefallen. Sie hob trotzig das Kinn. „Ich musste … John Hagan dazu bringen, seine Avancen mir gegenüber zu unterlassen“, erklärte sie. Sie schlang die Arme fest um sich, als wollte sie sich vor der kalten Furcht schützen, die sie jedes Mal überfiel, wenn John Hagan in der Nähe war. „Er ist Davids Cousin“, fuhr sie fort, „und als solcher beansprucht er jetzt die Rolle als Familienoberhaupt für sich.“
    „Und daher will er nicht nur den Platz seines Cousins beanspruchen, sondern seine Witwe gleich mit?“
    Joannas Augen wurden schmal bei seinem Tonfall. „Wie Sie bereits gehört haben.“
    „Sie sind da auf eine ziemlich drastische Lösung für Ihr Problem verfallen.“
    Es war nicht zu überhören,
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