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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition)
Autoren: Nicola Cornick
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Dev plötzlich. Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. „Nun, in gewisser Weise, wenn du verstehst.“
    „Nicht im Geringsten“, entgegnete Alex. „Was ist aus dem Erlös geworden, den du für den Diamantlüster erhalten hast?“
    „Schon längst ausgegeben.“ Dev machte ein trotziges Gesicht. „Die Sache ist die, Alex, ich bin aus der Marine ausgestiegen und habe mir zusammen mit Owen Purchase Anteile an einem Schiff gekauft. Oder zumindest versuche ich die nötigen Mittel dafür aufzutreiben. Wir planen eine Expedition nach Mexiko.“
    „Warum Mexiko?“, erkundigte Alex sich knapp.
    „Gold“, gab Dev ebenso kurz und bündig zurück.
    „So ein Unsinn.“
    Dev lachte. „Du glaubst nicht an Geschichten von verborgenen Schätzen?“
    „Nein, und du solltest es auch nicht tun. Purchase erst recht nicht.“ Alex strich sich mit der Hand durchs Haar. Würde sein Cousin denn nie erwachsen werden? Er konnte nicht fassen, dass Dev sein Offizierspatent einfach weggeworfen hatte, und das wegen so einer aussichtslosen Mission. „Um Gottes willen, Dev“, meinte er gereizter als beabsichtigt, „musst du dich denn immer auf so verrückte, gefährliche Spielchen einlassen?“
    „Besser, als sich den Hintern irgendwo in der eisigen Wildnis abzufrieren auf der Suche nach einer Handelsroute, die es gar nicht gibt“, konterte Dev, und seine Vehemenz überraschte Alex. „Die Admiralität nutzt dich doch nur aus, Alex. Man zahlt dir ein Almosen dafür, dass du dein Leben für die noble Sache des Empire aufs Spiel setzt. Und weil du dich wegen Amelias Tod schuldig fühlst, lässt du dich von einem gottverlassenen Ort zum nächsten schicken …“ Er verstummte, als Alex wütend das Gesicht verzog, und hob beschwichtigend die Hände. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich bin zu weit gegangen.“
    „Das bist du allerdings“, grollte Alex und versuchte, seinen Zorn zu unterdrücken. Er sprach mit niemandem über Amelias Tod. Da machte er keine Ausnahmen. Außerdem waren Devs unbarmherzige Bemerkungen schmerzhaft, sie kamen der Wahrheit viel zu nahe. Amelia war fünf Jahre zuvor gestorben, und seitdem hatte Alex absichtlich die extremsten, waghalsigsten und gefährlichsten Aufträge angenommen, die es gab. Er wollte es nicht anders. Selbst jetzt, da er hier mit Dev zusammensaß, spürte er das Bedürfnis zu fliehen; den Wunsch, all diesen ermüdenden Verantwortungen und familiären Belastungen den Rücken zu kehren. Das bereitete ihm ein schlechtes Gewissen, auch wenn er einfach nur an Bord eines Schiffes gehen und dorthin segeln wollte, wohin der Wind ihn trieb. Im Moment jedoch saß er in London fest, an die Admiralität gekettet, während diese überlegte, was sie mit ihm anfangen sollte. „Eines Tages“, sagte er und ließ seine Verzweiflung an seinem Cousin aus, „wird dir noch jemand die Kugel geben – und das könnte durchaus ich selbst sein.“
    Dev entspannte sich. „Das bezweifle ich nicht“, erwiderte er heiter. „So und nun zu dem Gefallen, um den ich dich bitte …“
    „Du hast vielleicht Nerven!“
    „Immer. Aber …“, Dev neigte den Kopf zur Seite, „es ist einfach und kostet dich keinen Penny deines eigenen Vermögens. Und schließlich bist du mir etwas schuldig als der große Bruder, den ich niemals hatte.“
    Alex seufzte. Obwohl er selbst merkte, dass sein Zorn allmählich verflog, staunte er doch, wie mühelos es Dev gelang, ihn zu umgarnen. Aber schließlich konnte Dev alles um den Finger wickeln, was sich bewegte. „Deine Logik lässt zu wünschen übrig“, fuhr er ihn an. „Aber rede weiter.“
    „Du musst heute Abend zu Mrs Cummings’ Ball am Grosvenor Square kommen“, erklärte Dev.
    Alex sah ihn an. „Das soll wohl ein Scherz sein.“
    „Keineswegs.“
    „Dann kennst du mich nach dreiundzwanzig Jahren immer noch nicht sehr gut“, stellte Alex fest. „Ich verabscheue Bälle, Gesellschaften und Feste aller Art.“
    „Der hier wird dir gefallen“, versicherte Dev schmunzelnd. „Er findet dir zu Ehren statt.“
    „Wie bitte?“ Alex warf seinem jungen Verwandten einen vernichtenden Blick zu. „Jetzt hast du völlig den Verstand verloren.“
    „Und du wirst mehr und mehr zu einem Griesgram“, konterte Dev. „Du musst öfter ausgehen und dich amüsieren. Was hattest du heute Abend vor – einen ruhigen Abend mit einem Buch in deinem Hotelzimmer?“
    Das, so musste Alex zugeben, kam der Wahrheit gefährlich nahe und klang eher nach einem betagten Verwandten
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