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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung
Autoren: Leigh Brackett
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transuranische Elemente sagen?« bat Comyn ihn.
    »Als ob ich nicht genug zu tun hätte! Soll ich unseren Bauführern jetzt vielleicht auch noch Unterricht in Physik erteilen?« brummte Dubman. »Hören Sie, es gibt Bibliotheken mit Lehrbüchern! Leben Sie wohl!«
    »Ich brauche nur einen schnellen Überblick. Es ist wichtig!« drängte Comyn.
    »Sagen Sie bloß nicht, daß ihr Sklaventreiber jetzt auch noch was von Kernphysik verstehen müßt!«
    Comyn beschloß, mit der Wahrheit herauszurücken – mit ein wenig davon. »Das ist es nicht. Ich möchte jemanden beeindrucken und muß auf jeden Fall soviel verstehen, daß ich mich nicht blamiere.«
    »Sie werden sich doch jetzt nicht gar für intellektuelle Mädchen interessieren?« fragte Dubman spöttisch. »Das wäre ja ganz neu! Was ich von Ihren Eroberungen gehört habe …«
    Geduldig lenkte Comyn ihn auf das eigentliche Thema zurück.
    »Transuranische Elemente sind solche, die es nach den Naturgesetzen gar nicht geben sollte – und auch nicht gibt.«
    Stolz auf seine Formulierung legte Dubman eine kurze Pause ein.
    »Und was bedeutet das?« fragte Comyn.
    Verärgert, daß seine Worte nicht genügend gewürdigt wurden, fuhr Dubman fort: »Es bedeutet, daß alles, was es in unserem Sonnensystem gibt, aus dem einen oder anderen von zweiundneunzig Elementen besteht, angefangen von Wasserstoff, dem leichtesten – das ist Numero eins –, bis zum Uran, dem schwersten, also Numero zweiundneunzig.«
    »Soviel habe ich auch in der Schule gelernt«, warf Comyn ein.
    »Ach, tatsächlich? Hätte ich gar nicht gedacht. Na ja, 1945 kamen dann noch ein paar künstliche Elemente dazu, die noch schwerer sind, nämlich Neptunium als Numero dreiundneunzig, und Plutonium, vierundneunzig, das sind Transurane, radioaktive chemische Grundstoffe, die weder auf der Erde noch unseren anderen Planeten natürlich vorkommen, die jedoch hergestellt werden können. Doch das war nur der Beginn. Immer weitere, immer komplexere Transurane wurden erzeugt. Schließlich bewies Petersen …«
    Er war dabei, sich in technischen Einzelheiten zu verlieren. Comyn sagte hastig:
    »Halt, halt, das reicht. Hauptsächlich interessiert mich, ob diese Transurane einen finanziellen Wert haben?«
    Dubman blickte ihn aus halb zusammengekniffenen Augen an. »Ah, dann ist es also gar kein Weiberrock! Was haben Sie vor, Comyn?«
    »Ich habe es bereits gesagt, ich möchte jemanden bluffen.«
    »Ich fürchte nur, jeder mit höherer Bildung wird Sie ziemlich schnell durchschauen. Aber um zu Ihrer Frage zurückzukommen: Wir gewinnen unsere Kernenergie aus den natürlichen schwereren Elementen wie Uran, Radium, Thorium und so weiter. Transurane sind noch schwerer. Manche sind zu gefährlich zu handhaben, andere liefern ungeheure Energie, aber sie sind unverschämt teuer in der Herstellung, und es gibt sie deshalb nur in geringen Mengen. Beantwortet das Ihre Frage?«
    »Ja, danke. Das genügt mir.«
    Die Antwort war sehr aufschlußreich gewesen. Selbst mit seinen beschränkten wissenschaftlichen Kenntnissen war ihm klar, was die Entdeckung von natürlichen Transuranen – und vermutlich in größeren Vorkommen – für den oder die, die ihre Hand darauf legen konnten, bedeuten würde. Hier warteten noch gewaltigere Energien als die, die das Uran liefern konnte, mit noch unbekannten Eigenschaften auf ihre Erschließung – Grundstoffe, die bisher nur künstlich und in winzigen Mengen hatten hergestellt werden können, als kostspieliges Spielzeug für Wissenschaftler. Vielleicht handelte es sich gar um bisher noch nicht entdeckte, ja ungeahnte Elemente …
    In Comyns Kopf überschlugen sich die Bilder von Atomen, Elektronen und Energieentladungen, vor denen selbst die Sonne verblaßte. Zwar waren sie nur vage, doch ungemein beeindruckend. Sie erschreckten ihn.
    Sein gewohnter Schatten schloß sich ihm außerhalb des Gebäudes wieder an. Comyn blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an, um sich unauffällig nach dem zweiten umsehen zu können. Der zweite war vorsichtiger und geschickter als der erste, dem es aber offenbar ohnehin völlig egal war, ob Comyn ihn sah oder nicht. Ohne das zufällige Spiegelbild wäre der andere Comyn vermutlich nie aufgefallen.
    Drei Streichhölzer mußte er ausgehen lassen, ehe er ihn schließlich entdeckte. Es war ein großer, leicht gebückt gehender Mann in grauem Anzug. Zwar konnte er sein Gesicht nicht sehen, aber etwas in Haltung und Schritt verursachte Comyn wieder Unbehagen.
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