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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung
Autoren: Leigh Brackett
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Er verstand nichts von Kernphysik, wohl aber von Menschen.
    Hatte man ihn dem anderen, dem sanftmütig wirkenden Mann mitgegeben, der offenbar nur für die uninteressante Arbeit des reinen Beschattens zuständig war, um die gröbere Arbeit zu übernehmen, wenn es sein mußte? Oder hatte ein noch Unbekannter sich ebenfalls in dieses Spiel gedrängt?
    Transuranisch, wisperte Ballantynes gespenstische Stimme in seinem Kopf. Transuranisch – das Echo eines Schreis.
    An der Straßenecke sah er eine Bar und eilte zielsicher darauf zu.
    Zwei Doppelte lösten den Knoten in seinem Magen, doch dann ging er zu Bier über, weil das seinen Denkprozeß besser anregte, und gab sich wieder seinen Gedanken hin. Er hatte in einer Ecke Platz gefunden, wo er Rückendeckung hatte. Die Bar war ziemlich voll, trotzdem entdeckte er seine ständigen Begleiter. Sie benahmen sich völlig harmlos und kümmerten sich weder um ihn noch umeinander.
    Während er sie verstohlen durch den Zigarettenqualm und den Trubel beobachtete, ohne sich von dem mehr oder weniger gedämpften Stimmengewirr stören zu lassen, wuchs die Gewißheit in ihm, daß der – zumindest scheinbar – Sanftmütige keine Ahnung von dem anderen hatte. Wenn die Cochranes letzteren für die schmutzige Arbeit mitgeschickt hatten, hatten sie ersteren zumindest nicht eingeweiht.
    Der Nachmittag zog sich dahin. Aus dem großen Bildschirm in einer anderen Ecke der Bar ergoß sich ein endlos dahinplätschernder Strom von Diskussionen und alter und neuer Kommentare über den großen Sprung. Die Barbesucher machten ihrer eigenen Meinung Luft und bestellten sich einen weiteren Drink. Comyn starrte auf die Luftbläschen, die in seinem Glas aufstiegen, ohne sie zu sehen.
    Es wurde Abend – die Nacht kam. Die Gäste wechselten ständig, aber Comyn rührte sich nicht vom Fleck, genausowenig wie seine Schatten: Der sanftmütige in der verschwitzten Jacke, und der andere, der durchaus nicht sanftmütig wirkte. Comyn hatte mittlerweile viel Bier getrunken und viel nachgedacht. Er beobachtete die beiden mit seltsam glitzernden Augen.
    Immer und immer wieder erklang der Name Cochrane vom Schirm, genau wie der Name Ballantyne. Es zerrte allmählich an Comyns Nerven, erweckte Haß in ihm.
    Mr. Jonas Cochrane, Direktor der Cochrane-Gesellschaft, gab heute bekannt, daß seine Firma den Ballantyne Sternenantrieb als ein ihr anvertrautes Gut erachtete, das dem Wohl aller dienen sollte …
    Comyn lachte in sein Bier. Nur zu gut konnte er sich den alten Banditen in seiner phantastischen Mondfestung vorstellen, wie ausgerechnet er an das Wohl der Allgemeinheit dachte!
    Die Cochrane-Gesellschaft hat beschlossen, den Hinterbliebenen jedes der fünf Helden dieses ersten Sternenflugs eine einmalige Unterstützung von fünfhunderttausend Dollar zukommen zu lassen …
    Welch edle Geste! Gute Publicity und noch dazu von der Steuer absetzbar!
    Miß Sydna Cochrane hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ein paar Worte über diese historische Leistung zu sagen, die ihre Familie ermöglichen half. Wir schalten nun um in den bekannten Raketenklub und übergeben an unseren Mitarbeiter …
    Auf dem Bildschirm war jetzt das Innere eines Nachtklubs zu sehen, das wie ein Raumschiff ausgestattet war, allerdings eines Schiffes, wie es noch nie die Leere des Alls durchquert hatte und wie es wohl auch nie geben würde. Die Kamera schwenkte auf eine Frau an einem Tisch mit elegant gekleideten, fröhlichen jungen Leuten. Comyn blinzelte und vergaß sein Bier.
    Sie trug ein weißes, raffiniert einfach geschnittenes Kleid, das ihre atemberaubende Figur an den richtigen Stellen betonte. Ihre Haut hatte die weiche Bräune, wie nur ein Mondsolarium sie verleihen konnte. Und ihr Haar – gebleicht, vermutlich, dachte Comyn, aber verdammt schmeichelnd – war fast so hell wie ihr Kleid. Sie trug es streng zurückgekämmt, doch dann fiel es ihr in krausen Locken über den Rücken. Ihre kühn geschnittenen Züge wirkten vielleicht ein ganz klein wenig eckig. Ihre Lippen waren voll, und ihre Augen schienen von innen heraus zu leuchten. Sie hatte zweifellos schon diverse Gläser getrunken, aber sie hielt sich gut.
    Der Reporter tat sein möglichstes, damit seine Stimme über den Lärm zu hören war, als er ein paar einführende Worte sprach. Miß Sydna Cochranes feste braune Hände schlossen sich um das Sektglas, und sie lehnte ihre anmutige Schulter fast direkt in die Linse. Sie lächelte.
    »Geld«, sagte sie mit aufregend kehliger
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