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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung
Autoren: Leigh Brackett
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Stimme, »ist eben nur Geld. Ohne den Mut und die genialen Fähigkeiten von Männern wie Ballantyne ist damit nichts Epochemachendes zu erreichen. Doch ich werde jetzt nicht von Ballantyne sprechen, das tun bereits Millionen andere. Ich möchte von den paar anderen sprechen, die offenbar mehr oder weniger vergessen wurden.«
    Ihre Augen wirkten ungewöhnlich eindringlich, fast so, als versuchten sie durch die Linse und durch den Schirm zu sehen – als suchten sie jemanden. Aus einem Grund, der nichts mit ihrem tiefen Ausschnitt zu tun hatte, klopfte Comyns Herz plötzlich heftig.
    Aufrüttelnd fuhr ihre Stimme fort: »Nämlich von den vier Männern, die Ballantyne auf dem Großen Sprung begleiteten und dabei ihr Leben ließen. Weder unser Geld noch Ballantyne selbst hätten ohne diese vier Männer etwas erreichen können.«
    Sie hob ihr Sektglas auf eine Weise, die hätte mißverstanden werden können, es aber nicht wurde.
    »Ich trinke auf diese vier Männer: auf Strang, Kessel, Vickrey und …«
    War die kurze Pause beabsichtigt, oder bemühte sie sich lediglich, sich an den letzten Namen zu erinnern?
    »… und Paul Rogers. Und ich kenne zumindest einen Mann, der sich mir anschließen wird, falls er jetzt zuhört.«
    Der Sanftmütige zuckte zusammen und warf durch den Barspiegel einen verstohlenen Blick auf Comyn. Der andere starrte scheinbar weiter ins Leere, aber er wiegte sich ganz leicht auf dem Barhocker, und er lächelte.
    Comyns Herz setzte einen Schlag aus, ehe es gleichmäßig weiterpochte. Von diesem Moment an wußte er genau, was er tun würde.
    Aber er ließ sich Zeit. Seine gleichmütige Miene verriet nicht, daß er sich Miß Sydna Cochranes Worte angehört und sie verstanden hatte. Erst nach geraumer Weile stand er auf und ging leicht unsicheren Schrittes zur Toilette.
    Sie war leer. Er legte seine Unsicherheit ab und drückte sich abwartend an die Wand hinter der Tür. Es gab nur ein Fenster, und das war vergittert. Doch wenn er lange genug ausharrte, würden seine Schatten unruhig werden …
    Schritte näherten sich, ganz langsam, dann setzte Stille ein. Das bedeutete, daß jemand an der Tür lauschte. Comyn hielt den Atem an. Die Tür schwang auf.
    Es war der Sanftmütige in der verschwitzten Jacke. Comyn löste sich von der Wand und versetzte ihm einen Kinnhaken. Das ging so schnell, daß der Bursche in Schlaf sank, ehe er wußte, was passiert war. Comyn zerrte ihn auf das Örtchen, das ideale Versteck. Ehe er ihn verließ, durchsuchte er schnell noch seine Taschen. Dem Ausweis nach hieß der Mann Lawrence Hannay, und den Beruf war er Detektiv einer angesehenen Agentur.
    Wieder drückte Comyn sich an die Wand neben der Tür.
    Diesmal mußte er ein bißchen länger warten. Ein harmloser Gast kam herein. Comyn schwitzte Blut, bis er endlich wieder verschwand. Dann herrschte erneut Stille.
    Diesmal waren keine Schritte zu hören. Die Gummisohlen von Schatten Nummer zwei waren lautlos, aber Comyn spürte, wie er vor der Tür lauschte. Dann öffnete sie sich leise und langsam. Der Mann machte erst einen Schritt, dann einen zweiten. Seine Linke hing an seiner Seite, die Rechte steckte in einer Tasche, und den Kopf hatte er zwischen die leicht vorgebeugten Schultern gezogen.
    Ihm versetzte Comyn einen harten Hieb hinter das Ohr.
    Er drehte sich, als hätte der Luftzug von Comyns Faust genügt, ihn zu warnen. So traf der Schlag nicht ganz wie beabsichtigt. Noch im Fallen drehte er sich weiter, und Comyn warf sich zur Seite. Etwas sirrte wie ein Insekt dicht an ihm vorbei und klickte gegen die Wandfliesen. Comyn sprang.
    Der Mann war nur benommen. Er bäumte sich unter Comyns Knie auf und wand sich, und sein Atem kam zischend. Er hatte ein schmales Gesicht und rötliches Borstenhaar. Die Zähne, die er in Comyns Handgelenk stieß, waren braun und schlecht. Mit aller Kraft bemühte er sich, die Rechte hochzubekommen, damit er mit seinem niedlichen Spielzeug auf Comyn schießen konnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Aber Comyn kniete darauf und preßte es in den Bauch des Burschen. Und beide waren klug genug, nicht loszulassen. Ächzend schlug Comyn ein paarmal mit der Faust zu. Der schmale Schädel krachte auf dem gefliesten Boden. Nach dem drittenmal gab der Mann jeden Widerstand auf.
    Comyn setzte ihn auf und lehnte ihn an die Wand, mit dem Kopf über die Knie gebeugt, in der Haltung eines Betrunkenen, der eingeschlafen ist. Mit größter Vorsicht nahm Comyn ihm die häßliche kleine Waffe ab.
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