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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: H. J. Alpers
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jedoch erst kommen. Nach einiger Beratung kamen wir überein, Hilfe zu holen, und der kleinste von uns, er hieß Wilkins, wurde ausgesandt, die Behörden in Kenntnis zu setzen. Wilkins aber ging geradewegs nach Hause. Als der Direktor am folgenden Tag im Verlauf seiner Ansprache die Mitglieder unserer Gruppe aufforderte, vorzutreten und sich damit zu erkennen zu geben, blieb Wilkins stehen, bewegungslos und verräterisch. Auch sonst rührte sich keiner – aber der Punkt ist, daß Wilkins es nicht tat. Zweimal Unrecht, wie meine Mutter mit entnervender Häufigkeit zu sagen pflegte, ergibt nicht einmal Recht.
    Wir warteten eine Stunde, während das weiße Gesicht Staggs vom Himmel auf uns herniederstarrte, und immer wieder erbebten Boden und Turm, wenn eine Shuttle startete. Dann, ganz unerwartet, kam ein rotes Wartungsfahrzeug im Bogen auf uns zugefahren, und innerhalb von Sekunden waren wir durch den Tunnel und draußen vor dem Drahtzaun. Uniformierte Männer blickten zu uns herüber und diskutierten murmelnd miteinander; dann begann einer von ihnen unter aufmunternden Zurufen zu Stagg hinaufzuklettern. Die Stimme des Mannes klang außerordentlich mitfühlend, und er sprach sehr vernünftig über die ganze Sache. Stagg solle sich keine Sorgen machen. Stagg solle nicht hinunterschauen. Stagg brauche sich nur noch eine Sekunde festzuhalten, dann werde sein neuer Freund bei ihm sein, und alles sei wieder gut.
    Staggs Antwort war einfach und anschaulich. Als der uniformierte Beamte hinaufgriff, die Hand nach Staggs Knöchel ausstreckte und ihm lächelnd und tröstend versicherte, daß die ganze Angelegenheit vergessen sein werde, wenn sie erst wieder unten seien, mußte Stagg sich übergeben …
    Es war ein kalter Dezembervormittag, als ich über den verlassenen Beton auf meine Erinnerungen zuging; wenn auch die Fläche von Schlaglöchern übersät war und aus den Rissen Gras herausquoll wie ein Gangrän, so stand der Wasserturm doch noch da. Und auch die Schiffe standen noch. Ich ging unter die geduckte Gestalt von Rendezvous III , und aus dem rostigen braunen Bauch tropfte kaltes Wasser auf mich herab. Ein Stückchen weiter stand der hochaufragende Leib der Vulcan, ein wenig abseits von den andern; ich schaute hinauf in die machtvollen Geheimnisse der Heckrohre und ging dann weiter; noch einmal drehte ich mich um, um jene schlanken, klassischen Konturen zu bewundern, die niemals aufgehört hatten, meine kindlichen Gefühle in Wallung zu bringen.
    Zweifellos sublimierten wir in jenen Tagen unsere erwachenden Triebe, aber in unserer Unschuld glaubten wir, wir sähen den Raumschiffen zu.
    Unsere Triebe blieben allerdings nicht vollständig sublimiert. Da war jener Tag im Juni, als Charlesworth und ich die einzigen auf dem Beobachtungspunkt, wie wir es nannten, waren; die Fähre Crusader von Interhandel war soeben gelandet, in einem Sturm von Flammen und Getöse und mit diesem süßen, unbeschreiblichen Gestank der Abgase. Charlesworth ignorierte die Fähre; er hatte sie schon viele Male gesehen. Er erzählte mir von dem Hetherington-Boot Nr. 4, der einzigen Maschine dieser galaktischen Gesellschaft, die er in seinem Büchlein noch nicht abgehakt hatte. Weil ich das Schiff nie gesehen hatte, war ich nicht besonders interessiert, aber Charlesworth lebte für den Tag, an dem Hetherington Nr. 4 landen würde.
    Wir waren allein, und ich war glücklich, ganz einfach die Raumschiffe zu sehen und zu atmen, aber Charlesworth war unzufrieden. Ich glaube, sogar er begann zu ahnen, in welche Sackgasse sein Enthusiasmus ihn führte – oder vielleicht hatte er auch nur ein gewisses Alter erreicht. Ich weiß noch, daß ich an jenem Tag dachte, daß man vielleicht aus Raumschiffen herauswächst – daß schließlich der Tag kommen würde, wo einen, unvorstellbar, der Anblick eines Starts kaltlassen würde. In diesem Falle, so schloß ich, wäre man endgültig zu den Reihen der Erwachsenen übergelaufen, mit ihren lauwarmen Hobbys und ihrer Besessenheit, mit Arbeit, Erfolg, Frauen, mit all den tristen Farben der Langeweile.
    Also könnte man sagen, daß mir der Gedanke an Frauen durch den Kopf ging, an jenem Juni-Nachmittag.
    Charlesworths ernsthafte Stimme erging sich eintönig in der detaillierten Vorwegnahme jener orgastischen Genüsse, die seiner harrten, wenn Nummer vier erst landete. Ich stand derweil auf der fünften Sprosse von Staggs Turm, und auf unerklärliche Weise hatte sich mein Blick von den vollkommenen Konturen des
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