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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: H. J. Alpers
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weiß ich es besser. Wenn ich vom Standpunkt eines Erwachsenen aus zurückblicke, ist mir jetzt klar, daß Annette LaRouge mehr Bestätigung brauchte als jeder andere von uns, aber damals erschien sie mir wie eine junge Frau, und Charlesworth und ich waren kleine Jungen.
    Sie tat, als ignorierte sie meinen Ausbruch, und wandte sich an die lächerliche Rita. „Manche Leute müßten mal Manieren lernen“, sagte sie. Sie öffnete eine kleine, elegante Handtasche und betrachtete ihr Gesicht in einem winzigen Spiegel. „Aber von einem Feigling, der Mädchen verprügelt, kann man nichts Besseres erwarten“, fügte sie hinzu.
    Ich kam ein bißchen näher und verspürte ein Verlangen, ihre Selbstgefälligkeit gewaltsam zu zerstören, wußte aber nicht genau, wie mir das gelingen sollte. Ich versuchte es auf die vernünftige Tour und paßte mich ihrem ruhigen Ton an. „Wenn ich dich niederschlage, bin ich noch kein Feigling. Wenn ich dich mich niederschlagen lassen und dann schreiend zum Lehrer rennen würde, dann wäre ich ein Feigling.“
    „Manche Leute finden immer eine Entschuldigung für sich“, informierte sie Rita, die weise nickte. Zu meiner verblüfften Empörung hörte ich, wie Charlesworth zustimmend gluckste, als habe das Mädchen etwas sehr Treffendes gesagt.
    Der einseitige Streit wurde von dem fernen Donnern eines Ankömmlings von oben unterbrochen. Wir sahen, wie sich eine kleine weiße Wolke bildete und davontrieb, während das noch unsichtbare Schiff sich durch seine eigenen Abgase hindurch herabsenkte. Sogar jetzt noch kann ich die Erregung jener Landungen spüren; das aktive Entzücken im Angesicht dieser Kraft, begleitet von dem spekulativen Entzücken der Mutmaßungen: Woher kommt es? Welches Schiff ist es, und welcher Gesellschaft gehört es? Und in Charlesworths Fall: Habe ich es schon einmal gesehen?
    Züngelnde Flammen griffen nach uns, scheinbar direkt auf uns gerichtet, und die Luft war ein Pandämonium von Lärm und umherfliegenden Trümmern. Es war ein großes Schiff, dreibeinig und pfeilförmig, also auch ein ziemlich altes Schiff. Aller Wahrscheinlichkeit nach, so schätzte ich, als die Flammen näher kamen, war es eine der Shuttles, die hier zu Hause waren. Ich sah zu Annette hinüber, und mein Herz klopfte in unheiliger Freude. Ihre Augen waren weit vor Angst, und ihr Mund war zu einem erstickten Schrei aufgerissen, weil sie offenbar glaubte, die Maschine würde sich direkt über uns niederhocken. Sie klammerte sich an die Parakatze; diese hatte die Ohren angelegt und die Oberlippe zu einem schreckerfüllten Zähnefletschen zurückgezogen.
    Charlesworth und ich hatten unsere Schutzbrillen aufgesetzt und sahen unerschüttert zu, wie aufgewehter Staub, Steine und Schutt über unseren Köpfen umherwirbelten, während die Mädchen ihre Röcke festhielten. Die Parakatze riß sich los und floh, den Schwanz schützend um die Genitalien gehüllt, geradewegs in den Tunnel.
    Der Boden vibrierte jetzt von schnellem, dumpfem Trommeln, als die dröhnenden Abgase mit Ultraschall auf den unnachgiebigen Beton stampften.
    Die gigantischen Beine kamen behutsam auf uns zu, um sich gespreizt auf das kreisrunde Loch des Abgasschachtes zu setzen; und wie jedesmal mußte ich daran denken, wie Orbiter VIII einmal seinen Halt verfehlt hatte; zwei seiner Beine standen fest auf dem Beton, während das dritte starr und nervös über dem Schacht hing; ich konnte hören, wie die Triebwerke beschleunigten, und in meiner Vorstellung sah ich das irrsinnige Sirren der Gyroskope, als der Pilot seinen Fehler erkannte, verzweifelt die Balance zu halten suchte und schließlich mühevoll noch einmal abhob, um ein zweites Mal anzusetzen – diesmal, eine Enttäuschung für die jungen Ghouls, die wir waren, mit Erfolg … Ereignisse wie dieses sind die Fundamente, auf denen die Kindheitserinnerungen ruhen.
    Dieses Mal jedoch brachte die Landung keine solche Aufregung mit sich. Charlesworth verlor unvermittelt das Interesse, als sich herausstellte, daß das Schiff die alte Leviathan war; das Dröhnen verringerte sich, als die Abgase direkt in den Schacht strömten, und ruhige Rauchfontänen erhoben sich rings um das Feld, abgeleitet durch ein stygisches System von Abgastunnels, die die Schächte mit den Lüftungen am Rande des Feldes verbanden.
    Es war ein immer wiederkehrender Alptraum meiner Jugend, in diesen Tunnels eingesperrt zu sein und ein ankommendes Schiff zu hören …
    Die Leviathan wippte auf ihren Beinen und
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