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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Autoren: Mark Mann
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Alpaca-Wolle haben sie zu einer der wirtschaftlich erfolg reichsten indigenen Gruppen Südamerikas gemacht. Die Mäd chen, klein und mollig, tragen rot-schwarze Röcke, erlesene wei ße Schnürhemden und goldene Halsketten. Stolze junge Männer fixieren einen mit einem gleichmäßigen, direkten Blick. Ihr Haar ist pechschwarz und zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, wie bei den tapferen Indianern im Western.
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Mama Rosita ' s
    Das Cafe unserer Wahl, Mama Rosita’s, war ein typisch ecua dorianisches Fresslokal, das zur Straße hin offen war. Es bestand aus vier Tischen, schmuddeligen Wänden mit alten Postern und einem Schild in Englisch, das „Mama Rosita’s weltberühmte Pfannkuchen“ anpries. Die Küche war eine fettige Nische im hin teren Teil des Raums. Die gleichnamige Wirtin wurde von zwei der kleinsten Frauen unterstützt (und noch öfter behindert), die ich je gesehen hat te. Da wir in Otavalo gewesen waren, hatten wir bereits ein paar besonders kleine Leute gesehen (die meisten Ecuadorianer sind sowieso ziemlich kleinwüchsig).
    Vielleicht waren sie das Ergebnis irgendeines genetischen De fektes, da die meisten auch zurückgeblieben zu sein schienen. Sie standen hier ganz unten in der Hackordnung und dienten als (zweifellos billigerer) Ersatz für Esel. Männer, die gerade mal 1,50 Meter groß waren, schwankten unter Doppelbetten oder Klei derschränken vorbei, die von einem Band gehalten wurden, das sie quer über die Stirn und hinten um die Last gelegt hatten. Es handelte sich um eine Tragevorrichtung aus der Zeit vor der spa nischen Eroberung namens Tumpline .
    Wir konnten sogar noch im Sitzen über die Köpfe von Rosita’s Assistentinnen hinwegsehen. Die beiden Frauen schwirrten im Raum herum, warfen Gegenstände um und brachten Din ge durcheinander, bis Rosita sie vor Verzweiflung anschrie. Sie schickte eine von ihnen los, um etwas zu besorgen (z.B. Salz von einem benachbarten Geschäft), nur damit sie mit der falschen Sache zurückkehrte. Dann schimpfte Rosita sie wieder aus, wäh rend ihre Freundin hinter Rositas Rücken dumme Grimassen zog – um dann wieder unschuldig ins Leere zu sehen, wenn sie sich umdrehte. Beide Frauen waren um die fünfzig. Rosita selbst war eine freundliche, mütterliche Frau, die immer darauf bedacht war, uns zu erklären, was wir aßen. Vielleicht hät ten wir es bevorzugt, es nicht zu wissen, denn ihre Spezialitäten waren anscheinend entweder die gekochte Haut oder Magen wand von Kühen. Glücklicherweise wurden diese nicht allzu ver lockenden Delikatessen mit Suppe, Reis, Kartoffeln, gebratenen Bananen, Avocados und einem Glas mit Wasser verdünntem Obstsaft serviert. Daraus setzt sich eine normale Mahlzeit zusam men, die mal als Almuerzo (Mittagessen), mal als Cena (Abendessen) oder einfach als Comida (Essen) bekannt ist. Es ist in ganz Südamerika so ziemlich dasselbe. Nur die Herkunft des Fleischklumpens variierte und erreichte gelegentlich die luftigen Höhen von Huhn oder Fisch. Von den weltberühmten Pfannkuchen gab es keine Spur.
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Der Tiermarkt
    Samstag war Markttag in Otavalo. Eigentlich gab es in Otavalo drei Märkte. Während die Touristen auf der Plaza ihre Alpaca- Teppiche und Ponchos kauften, drängten sich die Einheimischen auf den Markt am anderen Ende der Stadt, um Essen, Jeans und Metallica-T-Shirts zu kaufen. Und schließlich gab es da auch noch den Tiermarkt. Auf einer grasbewachsenen Lichtung am Stadtrand inspizierten scharfäugige Bauern in Begleitung ihrer bodenständigen und strengblickenden Ehefrauen eine Auswahl Kühe, Schweine, Pferde und Esel. Die Tiere wurden Stück für Stück verkauft und leise weggeführt. Nur die Schweine schienen aufgeregt. Ihre neuen Besitzer – und ihre Frauen und Kinder – zerrten die widerspenstigen Borstentiere an Seilen durch den Staub, die sie ihnen um die Hälse gebunden hatten; ein erbittertes Tauziehen, bei dem die bockigen Schweine schreiend und quie kend ihre Hufe in die Erde stemmten. Ein halbes Dutzend Leute waren erforderlich, um ein großes Tier auf die Ladefläche eines Trucks zu heben (wobei man es am Schwanz und an den Ohren packte), wo es weiterhin verzweifelt schrie. Schweine sollen be kanntlich die intelligentesten Nutztiere sein.
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Campesinos , Mestizos und Latinos
    Die Bevölkerung der Anden besteht im Wesentlichen aus einem Mix aus Ureinwohnern (hauptsächlich Quechua-Indianern) und Spaniern. In Ecuador, Peru und Bolivien sind rund fünf von zehn
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