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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika
Autoren: Mark Mann
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Menschen reine Indios, die man im Hochland als Campesinos bezeichnet (was wörtlich „Bauern“ heißt).
    Drei oder vier sind Mestizos (Mischlinge) und nur einer ist ein Latino oder Blanco – das ist eine „weiße“ Person mit spanischen/ europäischen Vorfahren. 3

    --- 3 Campesina , Mestiza und Bianca sind die weiblichen Formen, wobei die Endung auf -a im Spanischen das weibliche Geschlecht anzeigt. Es gibt aber auch einige schwarze Volksgruppen –
    hauptsächlich entlang der Pazifik-Küste – sowie ein paar verstreute „Restgruppen“ – z.B. Chinesen, Japaner und Libanesen. Da alle allgemeinen Bezeichnungen für die indigenen Volksgruppen Nord- und Südamerikas von den Kolonialmächten geprägt wurden, weshalb sie alle nicht sehr treffend sind (vor der spanischen Eroberung benötigte man keine allgemeine Bezeichnung), halte ich mich an den eindeutigsten Ausdruck „Indianer“ – trotz der offensichtlichen Schwächen (z.B., dass sie nicht aus Indien stammen).
    In Wirklichkeit ist es nicht ganz so einfach. Wie Ronald Wright in seinem Buch Cut Stones and Crossroads sagt, ist ein Mestizo oft ein Vollblut-Indianer, der in die Stadt gezogen ist, Spanisch anstelle von Quechua gelernt hat und westliche Kleidung trägt. Einige Latino-Familien aus der gesellschaftlichen Elite Perus führen ihre Herkunft auf Verbindungen zwischen Conquistado res und Frauen aus dem Inka-Adel zurück, weshalb sie ethnisch gesehen eigentlich Mestizos sind. Trotz dieser gewissen Unschärfen springt es doch ins Auge, dass eine Latino-Elite mit vorwiegend europäischen Wurzeln über eine vorwiegend indianische Bevölkerung regiert: Politiker, Großgrundbesitzer, Geschäftsleute, Richter, Anwälte, Ärzte, Jour nalisten und Schriftsteller sind fast durchgängig Latinos. Je indi anischer man ist, desto ärmer ist man in aller Regel auch. Je näher man der Gruppe der Latinos steht, desto reicher ist man. (Die se Regel scheint auch für das Verhältnis der südamerikanischen Länder untereinander zu gelten, wobei Bolivien, Ecuador und Pe ru am unteren Ende der Armutsskala angesiedelt sind und Ar gentinien an der Spitze rangiert.)
    Kurz gesagt, die Anden-Staaten sind indianische Nationen, die von einer Latino-Minderheit regiert werden. Es ist ein verstecktes rassistisches Apartheid-System mit einer Gesellschaftsordnung, die sich seit der spanischen Eroberung vor 500 Jahren kaum ver ändert hat.
    ✷ ✷ ✷
Eine Wanderung auf dem Paramo
    Melissa und ich ließen Mark im Hotel zurück, wo er mit einem israelischen Mädchen flirtete, und machten eine kleine Wande rung auf dem Páramo, Ecuadors grasbewachsenem Hochland- Moor. Wir nahmen ein Taxi zu einigen Seen, den „Lagunas Mo janda“. Obwohl es dreißig Meilen nördlich des Äquators lag, erinnerte mich das Moor an die schottischen Highlands: Harte Gräser und farnartige Moose überwucherten zerklüftete Berge und wassergetränkte Sümpfe. Ein kühler Morgennebel hing über den Seen.
    „Und ich dachte, Ecuador wäre in den Tropen“, witzelte Melissa. Wir planten, eine Wanderung zu einer Ruine namens Cochasquí zu unternehmen, die noch aus der Zeit vor der Entdeckung Ameri kas durch Kolumbus stammte. Sie lag rund drei Stunden entfernt; von dort aus würden wir einen Bus zurück nehmen. Aber in 4000 Metern Höhe wurde schon ein Aufstieg von 10 Minuten zu einer einstündigen Plackerei: Bei jedem Schritt rangen wir buchstäblich um Atem. Das Gras entpuppte sich als hüfthoch und äußerst sta chelig. Nach vier Stunden musste ich eingestehen, dass wir uns ver laufen hatten. Eine Anzahl angedeuteter Pfade verliefen kreuz und quer durch ein breites, sumpfiges Tal. Wir entschieden uns für ei nen davon und schleppten uns weiter in der Hoffnung, dass er uns irgendwohin führen würde, bis wir ein einsames Haus an einem bewaldeten Bach erreichten. Ein alter Mann lehnte an einem höl zernen Gatter und beäugte uns misstrauisch.
    „Ist das der Weg nach Cochasquí?“, fragte ich. „Si“ , nickte der alte Mann weise. Also waren wir wenigstens auf dem richtigen Weg. „Wie weit ist es nach Cochasquí?“ „Si.“ „Haben Sie eine Uhr?“ „Si.“ „Wie spät ist es, bitte?“ „Si.“ „Ist das der Weg nach Otavalo?“
    Der alte Mann schwieg eine Weile, um diese Frage zu überden ken, und nickte dann wieder. Ich gab auf. Wir marschierten weiter. Nach einer Weile kamen uns drei Männer und ein Junge auf unserem Pfad entgegen, wahrschein lich auf dem Rückweg von der Feldarbeit. Alle hatten
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