Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo
Autoren:
Vom Netzwerk:
gäbe.
    Doch, mag es nun sein, daß der Riese ihn nicht verstand, oder wollte er ihn nicht verstehen, jedenfalls setzte er, ohne sich stören zu lassen, sein Mahl fort.
    Danglars fühlte seinen Stolz gedemütigt, und da er sich nicht weiter mit diesem Tiere einlassen wollte, so legte er sich auf seine Bockshäute und sprach kein Wort mehr.
    Es vergingen abermals vier Stunden; der Riese wurde durch einen andern Banditen ersetzt. Danglars, der ein furchtbares Zerren im Magen fühlte, stand sacht auf, hielt sein Auge wieder an die Spalten seiner Tür und erkannte das kluge Gesicht seines Führers.
    Es war in der Tat Peppino, der die friedliche Wache bezog, sich der Tür gegenüber niederließ und zwischen seinen Beinen einen irdenen Topf, der warme, duftende Kichererbsen mit Speck enthielt, niedersetzte. Neben diese Kichererbsen stellte Peppino noch ein hübsches Körbchen mit Trauben und eine Flasche Orvietowein. Peppino war offenbar ein Leckermaul.
    Als Danglars diese gastronomischen Vorbereitungen sah, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Ah! ah! Wir wollen doch sehen, ob der manierlicher ist, dachte er und klopfte sacht an die Tür.
    On y va, sagte der Bandit, der in Pastrinis Hause das Französische gelernt hatte.
    Danglars erkannte jetzt in ihm wirklich den, der ihm so wütend: Dentro la testa! zugerufen hatte. Doch es war keine Zeit zu Vorwürfen, er nahm im Gegenteil sein freundlichstes Gesicht an und sagte mit liebenswürdigem Lächeln: Verzeihen Sie, mein Herr, wird man mir nicht auch zu essen geben?
    Wie? rief Peppino, sollte Euere Exzellenz zufällig Hunger haben?
    Zufällig, das ist herrlich! murmelte Danglars; es sind gerade vierundzwanzig Stunden, daß ich nichts mehr gegessen habe. Allerdings, mein Herr, fügte er laut hinzu, ich habe Hunger und sogar sehr großen Hunger.
    Und Euere Exzellenz will essen?
    Auf der Stelle, wenn es sein kann.
    Nichts kann leichter sein, sagte Peppino, man verschafft sich hier alles, was man haben will, wenn man bezahlt, wie dies bei allen ehrlichen Christen Brauch ist.
    Das versteht sich, rief Danglars, obgleich die Leute, die einen verhaften und einsperren, ihre Gefangenen wenigstens auch nähren sollten.
    Auf der Stelle, Exzellenz, was wünschen Sie?
    Peppino setzte seinen Napf so auf die Erde, daß der Dampf unmittelbar Danglars in die Nase stieg.
    Sie haben also Küchen hier? fragte der Bankier.
    Wie! Ob wir Küchen haben? Vollkommene Küchen! – Und Köche? – Vortreffliche! – Wohl! Ein Huhn, einen Fisch, Wildpret, gleichviel was, wenn ich nur zu essen bekomme. – Ganz nach dem Belieben Eurer Exzellenz; wir wollen sagen ein Huhn, nicht wahr? – Ja, ein Huhn.
    Peppino richtete sich auf und schrie mit lauter Lunge: Ein Huhn für seine Exzellenz!
    Peppinos Stimme widerhallte noch unter den Gewölben, als bereits ein hübscher, schlanker, wie die antiken Fischträger halb nackter, junger Mensch erschien! Er trug das Huhn auf einer silbernen Platte.
    Man sollte glauben, man wäre im Café de Paris, murmelte Danglars.
    Hier, Exzellenz! sagte Peppino, indem er das Huhn aus den Händen des jungen Banditen nahm und auf einen wurmstichigen Tisch setzte, der nebst einem Schemel und dem Bette von Bockshäuten die ganze Ausstattung der Zelle bildete. Danglars forderte ein Messer und eine Gabel.
    Hier, Exzellenz! rief Peppino und bot ihm ein kleines stumpfes Messer und eine Gabel von Buchsbaum.
    Danglars nahm Messer und Gabel und schickte sich an, das Huhn zu zerschneiden.
    Verzeihen Sie, Exzellenz, sagte Peppino, eine Hand auf die Schulter des Bankiers legend, hier bezahlt man, ehe man ißt; sonst gibt's beim Fortgehen Differenzen.
    Ah! ah! murmelte Danglars, das ist nicht mehr wie in Paris, abgesehen davon, daß sie mich wahrscheinlich schinden werden; doch wir wollen die Sache großartig betreiben. Mein Freund, ich habe immer von der Wohlfeilheit des Lebens in Italien reden hören; ein Huhn wird in Rom zwölf Sous kosten; und dabei warf er Peppino einen Louisd'or zu.
    Peppino hob den Louisd'or auf. Danglars näherte das Messer dem Huhn.
    Einen Augenblick, Exzellenz, sagte Peppino aufstehend; Eure Exzellenz ist mir noch etwas schuldig.
    Ich dachte doch, sie würden mich schinden! murmelte Danglars und fügte laut hinzu: Wieviel ist man Ihnen noch für dieses schwindsüchtige Huhn schuldig?
    Eure Exzellenz hat mir einen Louisd'or auf Abschlag gegeben und ist mir noch viertausendneunhundertundneunundneunzig Louisd'or schuldig.
    Danglars riß seine Augen bei diesem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher