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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition)
Autoren: Oliver Lierss
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Wagen keine polizeilichen Kennzeichen mehr. Einer der Beamten kletterte auf den Wagen und leuchtete mit einer Taschenlampe in den beschädigten Sarg hinein. Er machte eine makabere Entdeckung. In dem Sarg befand sich eine Leiche. An und für sich wohl nichts Ungewöhnliches, aber dieser Leiche fehlte der Kopf. Sofort verständigten die Beamten die Kripo in Offenburg, die mit einem Team der Spurensicherung zur Unfallstelle fuhren. Der Sarg wurde komplett ins gerichtsmedizinische Institut nach Freiburg gebracht. Der Unfallwagen steht im Moment noch bei der Polizeistation Baden-Baden und wird dort auf Spuren untersucht.« Für einen Moment unterbrach Herzog seinen Bericht und sah Kerner nochmals eindringlich an. Dann fuhr er fort. »Jetzt kommen wir zu dem Teil der Geschichte, der sie für uns zur obersten Chefsache macht. Die Rechtsmedizin hat den Sarg geöffnet. Bei der Leiche handelt es sich um einen Mann im Alter zwischen achtzig und einhundert Jahren. Vom Hauttyp her Mittel- oder Südeuropäer. Außer dem Kopf fehlte der Leiche auch die rechte Hand. Die kompletten Fingerkuppen der linken Hand waren schwarz verbrannt und zu Brei gequetscht. Ebenso sah es mit beiden Füßen aus. Das waren keine Auswirkungen des Unfalls oder des anschließenden Brandes. Die Untersuchung hat zweifelsfrei ergeben, dass diese Verletzungen vor dem Tode beigebracht wurden. Das heißt, der Mann muss vor seinem Tod grauenvoll gequält worden sein.«
    Langsam setzte Kriminalrat Herzog die Brille ab und massierte sich mit einer Hand den Nasenrücken. Kerner versuchte sich vorzustellen, welche Qualen der alte Mann in den letzten Stunden seines Lebens hatte erleiden müssen. Was ging in Menschen vor, d ie fähig war en , ein solches Verbrechen zu begehen?  Schließlich fuhr Herzog fort. »Nun, zum einen ist das eines der grausamsten Verbrechen, die ich je zu bearbeiten hatte, und zum anderen entwickelt der Fall höchste Brisanz.« Herzog setzte seine Brille wieder auf und las weiter. »Die Obduktion hat im Weiteren Folgendes ergeben: Der Mageninhalt des Toten wurde untersucht und man fand, eingebettet in Kaugummireste, einen Ring. Dabei handelt es sich um einen alten SS-Ehrenring, wie er im Dritten Reich durch Heinrich Himmler vergeben wurde. Auf der Innenseite des Rings befindet sich eine kaum noch lesbare Gravur:
     
    S. l. b. Heim, 1. 12.38, H. Himmler, 6016.
     
    Außen weist er einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen und einige Runenzeichen sowie Verzierungen auf. Er ist aus reinem Silber und wird derzeit von einem Experten auf seine Echtheit hin geprüft. Sollte dies der Fall sein, gehörte der Ring einem der letzten und meist gejagten Naziverbrechern auf dieser Welt. Aribert Heim! Sie kennen den Namen?!« Kerner erschrak bis ins Mark beim Klang dieses Namens. Seit vielen Jahren schon stand dieser Mann auf den Fahndungslisten des BKA. Was nur wenige Leute wussten, Heim war Lagerarzt in dem KZ, in das Kerners Großeltern gebracht wurden und aus dem sie nicht wieder zurückkehrten. Sein Blick ging in die Ferne, als er langsam antwortete. »Ich kenne d en Namen nur zu gut. Aribert Heim, auch als Dr. Tod bekannt. Einer der schlimmsten Nazis, die es gab. Lagerarzt im KZ Sachsenhausen, Lagerarzt im KZ Mauthausen und … Lagerarzt im KZ Buchenwald. Ja, da war er auch. Dr. Tod war dafür bekannt, dass er aus lauter Sadismus, Langeweile oder zu Übungszwecken, Menschen Organe entnahm.« Kerner lachte verzerrt. »Eine Narkose empfand er dabei als überflüssig. Meiner Kenntnis nach ist er aber schon vor langer Zeit gestorben. Erst kürzlich ist er durch ein Gericht offiziell für tot erklärt worden. Jetzt soll dieser Schlächter der Tote in dem Sarg sein?«
     
    Herzog klappte die Akte zu und legte seine Brille darauf ab. »Genau das wissen wir nicht. Nach früheren Aussagen seines Sohnes soll er schon am 10. August 1992 in Kairo an Darmkrebs gestorben sein. Beweise dafür sind allerdings nie erbracht worden. Deshalb wurden die Ermittlungen auch nie ganz eingestellt. Heims Kinder sind plötzlich abgetaucht. Ihr Aufenthaltsort ist zurzeit vollkommen unbekannt. Damit ist uns leider die Möglichkeit, über einen DNA-Test in dieser Sache weiterzukommen, nicht mehr gegeben, was vielleicht in der Absicht einiger Leute liegen könnte. Deshalb werden Sie morgen zu einem Sondereinsatz nach Offenburg reisen, sich vor Ort einen Überblick über sämtliche relevanten Fakten verschaffen und diesen Fall übernehmen.« Herzog klappte die Akte zu, lehnte sich
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