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Der Gott von Tarot

Der Gott von Tarot

Titel: Der Gott von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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nicht blo­ße Rhe­to­rik von ihr; ein­mal be­rühr­te ih­re Hand leicht die Ta­rot­kar­ten, nun um­klam­mer­te sie das Kreuz. Er hat­te sie noch nie­mals so auf­ge­regt ge­se­hen. Es war, als ha­be sie ver­werf­li­che Vor­stel­lun­gen und nicht er. „Wir al­le ge­hen dort­hin, wo wir ge­braucht wer­den“, sag­te er.
    „Aber ei­ni­ge sind stär­ker als an­de­re“, mur­mel­te die Pries­te­rin, und ihr Blick hob sich, um sei­nem zu be­geg­nen. Ihr Ge­sicht war töd­lich ernst. Was konn­te sie da­mit mei­nen? „Ich schi­cke dich in die Höl­le, Bru­der.“
    Bru­der Paul lä­chel­te nicht. Noch nie­mals hat­te er von ihr sol­che Wor­te ver­nom­men! Na­tür­lich fluch­te sie nicht, das wür­de sie nie­mals tun. Wenn sie Höl­le sag­te, wuß­te man, was sie mein­te, eben­so wie beim Ta­rot­spiel. Sie mein­te das Reich des Teu­fels. „Bild­lich ge­spro­chen, ver­mu­te ich?“
    „Wört­lich, Paul. Und die Rück­kehr wird schwe­rer sein als die Hin­rei­se.“
    „Das wird wohl so sein. Be­son­ders, wenn es not­wen­dig sein soll­te, zu­erst zu ster­ben.“ War er nun un­ver­schämt, wenn er an­deu­te­te, er wür­de vom To­de auf­er­ste­hen wie Je­sus? Das hat­te er nicht ge­wollt.
    Sie lä­chel­te nicht. „Nein. Wie Dan­te wirst du le­ben­di­ger Be­su­cher sein. Viel­leicht wirst du auch den Him­mel se­hen.“
    „Ich glau­be, da­zu bin ich nicht be­reit.“ Die­ses Mal war er ab­so­lut ernst. Vor dem Him­mel be­saß er mehr Ehr­furcht als vor der Höl­le. Das war wohl ei­ne wirk­lich au­ßer­ge­wöhn­li­che Sa­che, die sie nun be­schrieb.
    Ner­vös schüt­tel­te die Pries­te­rin den Kopf, so daß man für einen Mo­ment ei­nes ih­rer Ohr­läpp­chen se­hen konn­te wie ein ver­bo­te­nes Kör­per­teil. „Ich bin zwi­schen den Säu­len von Gut und Bö­se ge­fan­gen, und ich kann sie nicht mehr aus­ein­an­der­hal­ten.“ Sie wand­te sich von ihm ab; er hat­te noch nicht ge­merkt, daß sie auf ei­nem Dreh­stuhl saß. „Paul, es ist mei­ne Pflicht, dir dies als dei­ne zu­künf­ti­ge Missi­on vor­zu­stel­len – aber wenn ich als Schwes­ter, als Freun­din zu dir re­de, dann muß ich dich da­zu drän­gen, die­se Auf­ga­be ab­zu­leh­nen. Nicht nur, daß ich trau­rig wä­re, dich nie wie­der­zu­se­hen – wenn ich auch aus kei­nem er­find­li­chen Grund Angst da­vor ha­be –, son­dern, weil die­se Missi­on der ab­so­lu­te Hor­ror ist. Hor­ror!“
    „Jetzt wer­de ich aber neu­gie­rig“, sag­te Bru­der Paul, und sei­ne Span­nung nahm ab, wäh­rend ih­re zu­nahm. „Kann ich mehr dar­über er­fah­ren?“
    „So­viel, wie wir auch wis­sen“, ant­wor­te­te sie. „Man hat uns ge­be­ten, un­se­ren am bes­ten qua­li­fi­zier­ten Ver­tre­ter zum Pla­ne­ten Ta­rot zu schi­cken, um des­sen Gott­heit zu be­wer­ten. Einen star­ken Mann, nicht zu alt, nicht zu ein­sei­tig ei­ner be­stimm­ten Ideo­lo­gie er­ge­ben, klug und mit aus­ge­präg­tem Ob­jek­ti­vis­mus. Du scheinst uns die­ser Mann zu sein.“
    Bru­der Paul igno­rier­te das Kom­pli­ment, weil er wuß­te, es war nicht als sol­ches ge­meint. „Pla­net Ta­rot?“
    „Wie du weißt, hat die Er­de wäh­rend des ge­gen­wär­ti­gen Ma­te­rie­über­tra­gungs­pro­gramms an die tau­send be­wohn­ba­re Wel­ten ko­lo­ni­siert. Ei­ne da­von heißt Ta­rot, und dort gibt es ein Pro­blem.“
    „Höl­le, habt Ihr ge­sagt. Ich hat­te ge­dacht, man ha­be Ko­lo­nis­ten nicht in un­freund­li­che Ge­gen­den ge­schickt? Wenn die­ser Pla­net so höl­lisch ist …“
    „Ich ha­be nicht höl­lisch ge­sagt, Paul. Ich ha­be Höl­le ge­sagt. Und der Weg dort­hin …“
    „Oh, ich ver­ste­he. Er hat be­wohn­bar aus­ge­se­hen bei den Vor­un­ter­su­chun­gen.“
    „Die Un­ter­su­chen­den müs­sen stark über­trie­ben ha­ben. Wie sie da­zu ka­men, die­sen Pla­ne­ten so ein­zu­stu­fen …“ Die Mut­ter Oberin mach­te ei­ne fra­gen­de Hand­be­we­gung. „Schon der Na­me …“
    „Ja, das macht mich auch neu­gie­rig. Die meis­ten der Na­men zie­len auf Ver­ständ­lich­keit. ‚Er­obe­rung’, ‚Wie­sen­land’, ‚Ze­phyr’ – wie sind sie bloß auf Ta­rot ge­kom­men?“
    „Ver­mut­lich hat­te ein Mit­glied der
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