Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)

Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)

Titel: Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
Autoren: Patrick Satters
Vom Netzwerk:
und flog neben her, bevor er sich dafür entschied, das Problem anzusprechen.
    „Du weißt nicht, wo sich der Gott des Todes befindet, nicht wahr?“
    „Nein, aber das ist auch nicht so wichtig“, gab Azur zurück. „Ich verbringe eine Ewigkeit hier, genügend Zeit, um ihn zu finden, auch wenn es nur durch Zufall sein sollte.“
    Kerdis hatte nicht vor so lange zu warten. „Ich wüsste schon, wie wir zu ihm gelangen.“
    „Aber du wirst es mir nicht sagen.“
    „Doch. Aber für jede Antwort meinerseits möchte ich eine von dir hören.“
    „Meinetwegen“, willigte Azur ein, denn er hatte nichts zu verbergen und nichts zu verlieren. Er wusste ohnehin nicht mehr viel über sich.
    „Wieso hängst du noch so sehr an deinem menschlichen Leben?“, fragte Kerdis.
    „Wie kommst du ausgerechnet auf diese Frage?“
    „Eigentlich solltest du mir meine Frage beantworten und keine stellen, aber gut. Es liegt an deinen Füßen. Niemand benutzt seine Füße, wenn er Flügel besitzt.“
    „Ich habe es unbewusst getan. Scheinbar steckt das Menschsein mir immer noch im Herzen“, antworte Azur aufrichtig.
    „Kannst du dich überhaupt noch an dein sterbliches Leben erinnern?“
    „Hey! Du hast mir schon eine Frage gestellt. Das ist die zweite“, protestierte Azur.
    „Ich habe dir auch schon eine Frage beantwortet. Wenn du noch immer den Weg zum Gott des Todes wissen willst, dann musst du mir entweder weniger Fragen stellen oder mir mehr Antworten geben.“
    „Na gut, wenn es unbedingt sein muss, bekommst du eben deine Antwort.“
    Doch was ist die Antwort auf Kerdis‘ Frage? Woran kann ich mich noch erinnern? Er dachte einen kurzen Augenblick darüber nach. In der Tat konnte er sich kaum noch etwas von seinem menschlichen Leben ins Gedächtnis rufen. Ihm blieben nur schwache Erinnerungen an Personen und von Orten, die er damals wohl gesehen hatte, doch verstand er ihre Bedeutung  nicht mehr. Aber ihm war dieses eine Bild von ihr geblieben. Ihre Haare waren gelockt und so schwarz wie Kohle und ihre Lippen rot. Und sie hatte ihn angesehen, mit Tränen in den Augen. Wenngleich er nicht mehr wusste, wer sie war oder wie sie hieß, war er sich einer Sache sicher. Er liebte sie von ganzem Herzen, doch auch diese Erinnerung drohte zu verblassen wie all die anderen.
    „Ich weiß nicht mehr viel darüber. Ehrlich gesagt habe ich Angst, diese wenigen Erinnerungen an mein vorheriges Leben auch noch zu verlieren. Sie sind das Einzige, das mir von meiner menschlichen Seite übrig geblieben sind.“
    „Keine Sorge, das passiert jedem, der hier lebt. Dieser Ort beraubt dich nicht nur deines menschlichen Aussehens....“
    „Kannst du dich noch an etwas aus deinem früheren Leben erinnern?“
    Kerdis war überrascht. Es war lange her, dass er darüber nachgedacht hatte.
    „Ich? Mmmmhhh, ehrlich gesagt weiß ich rein gar nichts mehr von meinem menschlichen Leben. Es stört mich aber auch nicht. Ich hatte sicherlich Gründe für meinen Selbstmord, ansonsten wäre ich jetzt wohl nicht hier.“
    „Interessiert es dich denn gar nicht, warum du dein einstiges Leben schrecklich fandest? Deine Vergangenheit ist schließlich ein Teil von dir“, sagte Azur bestürzt.
    Kerdis konnte sein Entsetzen nicht nachvollziehen. Er empfand es als Segen, sich nicht zu erinnern. Nicht nur, dass er Azurs Verlangen nach Menschlichkeit nicht verstand, es war ihm auch schleierhaft, wie man sich für seine eigene Vergangenheit interessieren konnte. Besonders dann, wenn man sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte. „Die Gegenwart ist einzig und allein entscheidend, vielleicht noch die Zukunft, aber keinesfalls die Vergangenheit. Man kann sie ohnehin nicht mehr ändern.“
    Azur hingegen hielt sie für das Kostbarste. Wenngleich er sie nicht ändern konnte, so war sie doch ein Teil von ihm. Trotz seiner Sehnsucht etwas über seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen, blieb ein gewisser Zweifel, der beharrlich an ihm nagte. Etwas, das tief verborgen in ihm lag und ihn nicht in Ruhe ließ. Etwas, an das er sich erinnern würde, sobald er wieder ein Mensch war. Ob dies gut für ihn war, wusste er nicht. Früher oder später würde er es erfahren. Doch im Moment war es besser, sich Gedanken um das Hier und Jetzt machen. „Ich habe dir deine Frage beantwortet, also sag mir bitte, wo sich der Gott des Todes befindet.“
    „Wo er sich befindet, weiß ich auch nicht.“
    „Du hast mich also belogen?“
    „Nein, du weißt doch, wir vergessen Dinge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher