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Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)

Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)

Titel: Der Gott des Todes (Reich der Götter #1) (German Edition)
Autoren: Patrick Satters
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Anwesenheit erfüllte die Umgebung mit Erhabenheit, doch auch seine schiere Größe war atemberaubend.
    Mit einem schwarzen Mantel verhüllte er den Großteil der weißen Knochen seines fleischlosen Körpers. Wie Teer floss der Stoff an ihm herunter, fast so, als würde er sich tatsächlich bewegen. Sein Kopf besaß die Form eines Drachenschädels, aus dessen Seiten etliche geschwungene Hörner herausragten. Wie Blumen, die sich nach Sonnenstrahlen sehnten, wuchsen sie wild in alle Richtungen. Statt Augen besaß er lediglich zwei große Löcher, schwarz gefüllt, wie die dunklen Abgründe seiner Seele. Ohne Pupillen und Lider wirkten sie bedrohlicher, als jeder Blick es vermochte. Nie würden sie einen aus den Augen verlieren. Fünf knochige Arme ragten aus seinem Körper, lediglich zwei von ihnen verharrten still. Die dürren Hände ruhten auf den Lehnen des Throns. Die anderen drei schrieben mit Federn auf schwebenden Pergamenten. Geschwind huschten die Arme darüber und legten das Schicksal für jeden einzelnen Lebenden fest. Weder Jung noch Alt entkamen seinem Urteil. So wie es auch mit dem Mann im See geschehen war.
    Gefolgt von Kerdis schritt Azur durch den Saal. Laut hallten ihre Schritte in der Stille des Raumes wider. Vor dem Thron machte er Halt und alles in ihm schrie, dass sie fliehen sollten, solange sie noch konnten. Jetzt, da er so dicht vor dem Gott des Todes stand, fiel ihm das Atmen noch schwerer. Wie gelähmt stand er da, bis er sich einen Schritt vor wagte und niederkniete. „Oh allmächtiger Gott des Todes. Ich, der Todesengel Azur, habe einen sehnlichen Wunsch, den nur Ihr mir erfüllen könnt. Ich möchte wieder ein Mensch werden.“ Demütig neigte er den Kopf.
    Der Gott des Todes antwortete nicht. Lange war es her, dass jemand sich zu ihm gewagt hatte und noch nie war es geschehen, dass einer die Dreistigkeit besaß, ihm gegenüber einen Wunsch zu äußern. Bis auf diesen einen. Kirptac hatte sich ihm zwar gestellt, doch war er nie so weit gekommen, seine Forderungen in Worte zu fassen. Es knackte, als der Gott des Todes sein Maul zum Sprechen öffnete.
    „Warum sollte ich einem niederen Todesengel wie dir diesen närrischen Wunsch erfüllen? Was fällt dir ein, mich um etwas zu bitten? Weißt du denn nicht, dass ich ein Gott bin?“
    Seine tiefe Stimme klang bedrohlich und Azur erschauderte. Die Kälte fuhr ihm bis ins Mark. Kerdis machte sogar einen Sprung nach hinten. Genau wie es eine Beute vor dem nahenden Angriff eines Jägers tut. „Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass Ihr mir meinen Wunsch nicht einfach erfüllen werdet. Also möchte ich mit Euch eine Wette eingehen!“ Seine Stimme hallte durch den riesigen Thronsaal.
    Der Gott des Todes beugte sich nach unten,  bis sein Kopf sich auf gleicher Höhe mit den Todesengeln befand. Bei jedem Schnaufen blies ihnen ein kräftiger Wind entgegen, der nach Tierkadavern roch und Sand und Staub aufwirbelte. Ihre Kleidung wehte wild hin und her, spannte sich um ihre mageren Körper.
    „Wetten willst du, kleiner Todesengel?“ Erneut öffnete der Gott des Todes sein Maul. Von Nahem wirkten die messerscharfen Zähne bedrohlicher als die Reißzähne jeder Bestie der Unterwelt und Welt der Lebenden. Auf einmal hallte das inbrünstige Lachen des Gottes des Todes durch den Saal und ließ die Wände beben. Stücke der Decke fielen herab und zerbrachen. Seine Kiefer klapperten dabei gefährlich dicht vor Azur auf und zu. „Du hast wahrlich mein Interesse geweckt. Sicherlich hast du auch schon einen Vorschlag, wie unsere Wette aussehen soll?“
    „Es ist mir nicht möglich, mich mit der Kraft eines Gottes zu messen, drum möchte ich mein Glück herausfordern.“
    Der Gott des Todes richtete sich wieder auf, worüber Azur mehr als erleichtert war. Der Atem, den das Knochengerüst absonderte, stank nach Verwesung und hätte ihm sonst noch den Verstand geraubt.
    „Im Angesicht eines Gottes ist alles Glück vergeblich“, dröhnte der Gott des Todes.
    „Aber die Hoffnung bleibt“, antwortete Azur leiser, als er es gewollt hatte. Es war schwieriger sich zu behaupten, wenn man direkt vor dem Gott des Todes stand.
    „Dann klammere dich getrost daran, doch sage mir, wie du mich herausfordern willst.“
    „Wie Ihr wünscht, mein Gott. Es ist nur eine einfache Wette. Wenn ich es schaffen sollte, aus einer mit schwarzen und weißen Kugeln gefüllten Urne eine weiße Kugel herauszuziehen, dann gewinne ich die Wette.“
    Der Gott des Todes guckte
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