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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Autoren: Sebastian Jutzi
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Einheitlichkeit herzustellen, erfüllen sie ganz und gar nicht. Die Hälfte der Kämpfer hat nicht einmal Stiefel. Vielmehr marschieren viele in Sandalen oder Flipflops. Auch ihre Bewaffnung wirkt wild zusammengewürfelt. Neben beinahe harmlos aussehenden deutschen G3-Gewehren dominiert die weltweite Waffe Nummer eins, die AK47, besser bekannt als Kalaschnikow.
    Die Straße führt zwischen verfallenen Gebäuden hindurch. Fenster ohne Scheiben gähnen dem Betrachter entgegen. Überall wuseln Menschen zwischen Unrat und abgerissenen Reklameschildern. Ab und zu quält sich ein Moped durch die von Schlaglochkratern übersäte Straße und überholt Gefährte, die wie evolutionäre Ahnen der motorisierten Zweiräder wirken. Diese Chukudus sind das wichtigste Transportmittel im Osten des Kongos. Mit den überdimensionierten Rollern aus Holz transportieren die Einheimischen bis zu einer Tonne, sei es Baumaterial oder der Ertrag einer Ernte.
    Der Besitzer eines Chukudus ist auch gleichzeitig sein Antrieb. So quälen sie sich mühsam mit ihren beladenen Fahrzeugen bergauf. Hinunter geht es dann in rasender Fahrt.
    Ein Chukudu besteht im Wesentlichen aus zwei Rädern, einer Lenkergabel und einer Längsachse – alles aus Holz gezimmert.
    Die Todesverachtung der Chukudufahrer wird spätestens dann deutlich, wenn man vergeblich nach einer Bremse an dem Roller sucht. Gestoppt wird mit dem Fuß, den man mit einer aus einem alten Autoreifen hergestellen Gummisohle schützt. Wer sich mit so einem Fahrzeug die Hänge hinabstürzt, muss lebensmüde oder zumindest waghalsig sein.
    Flüchtig sind die Eindrücke, die Robert von Goma erhascht. Er hat alle Hände voll damit zu tun, Maurice in seinem Wagen hinterherzuholpern und dabei keinen Unfall zu verursachen. Bald erreichen sie das Hotel Karibu. Der Name der Herberge bedeutet in Suaheli »willkommen«. Roberts vorläufige Unterkunft liegt idyllisch am Ufer des Kivusees. Maurice verabschiedet sich. Er sagt noch, dass der Direktor des Nationalparks später kommen wird, dann fährt er in seinem weißen, mit Rostpusteln gesprenkelten Geländewagen davon.
    Die säuberlich gepflasterte Einfahrt des Hotels schützt ein mit Stacheldraht gekröntes Metalltor. Nachdem Robert geparkt hat, schließt ein Angestellter in blauem Overall und Gummistiefeln die Barriere. Den Platz vor dem Hauptgebäude schmücken Zierpflanzen, die in großen Tonkrügen wachsen. Über der Rezeption liegt afrikanische Patina.
    Es gibt gerade keinen Strom, Wasser auch nicht, erfährt Robert vom Portier. Aber heute Abend ab 19 Uhr kann es mit der Energieversorgung wieder klappen. Wenn er die Toilette benutzt, dann soll er mit einem Eimer spülen. Neues Wasser bekommt er aus dem Schlauch, der in der Badewanne hängt und den eine eigene Pumpe mit Seewasser speist. Auf keinen Fall soll er dieses Wasser trinken. Dafür gibt es die Plastikflaschen. Der Portier deutet auf einen Kühlschrank, dessen Glastür den Blick auf den gestapelten Wasservorrat freigibt. Vier Dollar die Flasche. Bezahlung in bar, Kreditkarten werden nicht akzeptiert.
    Nachdrücklich weist ihn der Portier darauf hin, dass in einem Teil der Bungalowanlage ein General wohnt und auf der gegenüberliegenden Seite, in einem Gebäudekomplex gleich neben dem Hotelgelände, ein weiterer Befehlshaber sein Quartier aufgeschlagen hat. Er rät deshalb, unbedingt aufs Fotografieren zu verzichten.
    Roberts Appartement ist zweckmäßig eingerichtet. Ein Moskitonetz hängt über dem Himmelbett, auf dessen Matratze schon viele Körper gelegen haben. Der Tisch mit seiner geblümten Decke sowie der Stuhl haben ihre besten Tage bereits lange hinter sich. Die Gepäckablage aus geflochtenem Sisal wirkt gebrechlich. Von einer kleinen Terrasse blickt Robert auf eine von üppiger Vegetation umrahmte, akkurat gemähte Rasenfläche sowie die Wellen des ans Ufer plätschernden Kivusees.
    Die weißen Kacheln im Bad durchziehen Sprünge, die an dicke schwarze Haare erinnern. Wie der Portier gesagt hat, hängt ein Schlauch in der Badewanne. Wie eine Schlange quetscht er sich durch den Spalt des gekippten Badezimmerfensters und schlängelt sich die Wand hinab. An der Rezeption hat niemand erwähnt, dass man diesen Schlauch nicht auch als Dusche benutzen dürfe. Daher wird Robert das gleich einmal ausprobieren.
    Am Abend besucht ihn, wie angekündigt, Kajuga Binyeri Deo, der Direktor des Nationalparks. Robert sitzt auf der Restaurantterrasse des Hotels, wo er ein zähes Steak mit Pommes
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