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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Autoren: Sebastian Jutzi
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kurz herum, dann wirft er sie wieder aus.
    An dem Haken windet sich ein Wurm, so viel kann Robert erkennen. In der Dose befinden sich also die Köder. Ah, darum war es also bei der Rangelei gegangen, deshalb war die leere Konserve zum Zankapfel geworden. Selbst sie stellte schon einen Wert dar, um den es sich zu balgen lohnt.
    Robert zögert, ob er dem weinenden Jungen etwas geben soll. Er überlegt, was er ihm aus seinem Gepäck überlassen mag. Doch da springt der Junge bereits auf und läuft mit wehendem Hemd, das über den abgewetzten Bund seiner Hose flattert, davon.
    Robert fährt durch eine Allee Richtung Grenze. Noch vor dem Schlagbaum wird der Zustand der Straße schlechter, lauern vermehrt Löcher im Asphalt. Der ruandische Posten selbst besteht im Wesentlichen aus einem Backsteinhaus mit dünnen, in altem Holz gefassten Fenstern. Die Spiegelungen in den Scheiben verraten, dass ihr Glas wellig, folglich von minderer Qualität und billig ist.
    Um das Gebäude herum herrscht reges Treiben, Zivilisten mischen sich unter Uniformierte. Dort wird Tee getrunken, hier werden Hände geschüttelt. Man redet laut und lacht. Ein dürrer Hund schleicht auf der Suche nach Fressbarem zwischen den Beinen der Herumstehenden hindurch und achtet darauf, nicht getreten zu werden.
    Rostige Fahrräder, beladen mit Säcken, Bananenstauden oder Bündeln von Mais werden hin und her geschoben. Frauen balancieren Pakete oder große Schüsseln auf ihrem Kopf und schreiten mit wiegenden Hüften über die Straße. Dabei schmiegen sich bunte Tücher um ihre drallen, aber geschmeidigen Körper.
    Mehrere Fahrzeuge halten vor dem Schlagbaum, der das Ende von Ruanda und den Beginn des schmalen Niemandslandes markiert. Vor der Station sitzen Männer in Zivil auf einer klapprigen Bank, rauchen Zigaretten oder bewegen die Perlen kleiner Ketten zwischen ihren Fingern. Neben ihnen sitzt ein Uniformierter. Schwer auszumachen, ob und wer hier etwas zu sagen hat.
    In das Grenzgebäude führen wenige Stufen. An seiner Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift »Office«. Drinnen sitzt der Diensthabende an einem Holztisch, vor ihm flimmert ein ältlicher Computerbildschirm. Gelangweilt nimmt er Roberts Reisepapiere, blättert in seinem Pass, prüft eingehend einen der Stempel, um schließlich selbst seinen Eintrag auf einem der Blätter zu hinterlassen. Als ihm der ruandische Beamte die Dokumente zurückgibt, schaut er Robert mit seinen dunklen Augen forschend ins Gesicht.
    »Gute Reise, Monsieur«, murmelt er mit teilnahmsloser Stimme.
    Wie schon bei dem Militärposten in Tansania beschleicht Robert das Gefühl, dass jeder, der sein Ziel kennt, wohl nicht erwartet, ihn jemals wiederzusehen. Wer weiß, dass er nach Goma in der Demokratischen Republik Kongo fährt, schreibt ihn alleine schon deswegen ab.
    Nach kurzer Fahrt kommt die kongolesische Grenzstation. Ein großes, weit geöffnetes Fenster bildet eine Art Tresen. Dahinter sitzt eine wohlgenährte kongolesische Zollbeamtin, die Robert mit breitem Grinsen empfängt. Auch auf ihrem Schreibtisch steht ein altersschwacher Computer. Sie tippt etwas in eine Tabelle und wünscht, nach allerlei Formalitäten, Robert ein herzliches Willkommen im Kongo.
    Dienstfertig öffnet ein Soldat den Schlagbaum, und eine kleine Rußwolke ausstoßend fährt der Landrover über die Grenze. Gleich dahinter sieht Robert einen Mann in grüner, militärisch wirkender Uniform. Er steht neben einem weißen Geländewagen, dessen Türaufdruck verrät, dass er der kongolesischen Naturschutzbehörde Institut Congolais pour la Conservation de la Nature (ICCN) gehört. Der Uniformierte ist Maurice, ein Ranger, der hier auf Robert gewartet hat.
    Lachend schüttelt er seine Hand, klopft ihm auf die Schulter und sagt: »Lassen Sie uns nach Goma fahren.«
    Die Straße in die Stadt, deren Namen mit Katastrophen und Unglücken verbunden ist, überrascht Robert. Sie ist besser, als er erwartet hat. Überall, wie in Afrika üblich, säumen Massen von Menschen die Verkehrswege. Man erkennt sofort, dass die meisten ärmlich gekleidet sind. Manchen sieht man förmlich an, dass die Lumpen, die sie auf dem Leib tra gen, nahezu ihr gesamter Besitz sind. Sich ein Auto zu leisten, ist für diese Menschen ein fernerer Traum als ein Weltraumurlaub für einen Westeuropäer.
    Den Verkehr beherrschen einige Geländewagen und Militärlaster. Immer wieder sieht man Soldatentrupps, deren Uniformen wahllos kombiniert sind. Die Funktion, optische
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