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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Autoren: Sebastian Jutzi
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Lebensraum vor allem Abholzung bedroht. Denn Köhler fällen die Bäume des Parks, um ihre Meiler zu betreiben. Holzkohle ist hier der wesentliche Energieträger zum Kochen. Und wo Hunderttausende leben, wird viel gekocht.
    Die Ranger sind in einer verzweifelten Position. Gegen die schwer bewaffneten Rebellen oder gar gegen die Soldaten haben sie mit ihren wenigen Kalaschnikows keine Chance. Im Gegenteil, immer wieder werden ihre Lager überfallen. Die Angreifer umzingeln die Camps und ballern dann wahllos drauflos. Sie wollen nicht unbedingt töten, aber sie wollen das Wenige haben, das die Ranger noch besitzen – Uniformen, Schuhe, Rucksäcke, Moskitonetze, Pfannen, Töpfe. Wo sonst nichts ist, bekommen auch vermeintliche Allerweltsgegenstände einen größeren Wert als beispielsweise in Europa. Die Lage ist äußerst prekär.
    Robert hört zu und betrachtet den Direktor. Er versteht, dass dieser Mann ein schweres Leben gehabt hat. Sein Gesicht wirkt müde, aber er spricht ohne Zorn oder Verzweiflung. Er kennt die Gefahren, die das Leben im Kongo mit sich bringt, und ist froh, dass er sie bisher alle überstanden hat. Ihn spornt kein Kampfgeist mehr an. Er hat überlebt und will weiter überleben. So viel versteht Robert an diesem Abend.
    Als sie sich verabschieden, ist es längst dunkel. Glühbirnen erhellen die Terrasse mit hartem Licht, da kein Lampenschirm ihre Strahlen mildert. Die anderen Gäste sind fort, der einzige Kellner des Lokals hat längst Feierabend gemacht. Mit kräftigem Zug leert Robert seine Bierdose und macht sich auf den Weg in sein Zimmer.
    Vor stechenden Plagegeistern durch das Moskitonetz geschützt, liegt er auf dem Bett. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit schläft er nicht sofort ein, sondern lauscht der Brise, die durch das geöffnete Fenster weht. Er hört das Plätschern des Sees und beobachtet, wie sich die Maschen des Moskitonetzes im schwachen Schein des Mondlichts, das von draußen hereinfällt, bewegen. Der Himmel hat aufge klart, und im Licht des Erdtrabanten zeichnet sich die Welt in zarten Konturen ab.
    Da zerreißt ein Böllern die Stille. Was war das? Es hat sich angehört wie eine Explosion. Robert schält sich aus dem Moskitonetz und tritt auf die kleine Terrasse vor seinem Zimmer. Unten liegt dunkel der Rasen. Linker Hand muss der Hotelteil liegen, in dem der eine General logiert. Irgendwo rechts, hinter dem Hotelgelände, so hatte er jedenfalls die Ausführungen des Portiers verstanden, wohnt der andere General.
    Alles ist still.
    Robert will sich gerade wieder zurückziehen, da ertönen Schüsse. Jedenfalls glaubt Robert, dass es Schüsse sind. Er hat weder Erfahrungen als Soldat noch sonst je Umgang mit Schusswaffen gehabt. Mit der berechtigten Unsicherheit eines Laien gesteht er sich eine mögliche Fehlinterpretation zu. Drei, vier Mal schallt ein einzelner lauter Knall herüber. Dann folgt eine Pause. Doch nicht lange danach krachen erneut Schüsse, diesmal, so scheint es, von der anderen Seite. In schnellem Stakkato rattert die Salve mehrere Sekunden. Nur wenige Augenblicke später folgt die Reaktion. Diesmal antwortet ebenfalls eine automatische Waffe.
    Tacktacktacktack. Dieser Schütze verwendet offensichtlich Leuchtspurmunition, denn Robert kann nun die Flugbahn der Salve genau bestimmen. Die Kugeln fliegen in die Luft, hinaus ins Dunkel über dem Kivusee.
    Jetzt lärmt es wieder von der anderen Seite. Diesmal feuert auch dort ein Maschinengewehr. Robert meint, nun geselle sich eine zweite Waffe zu diesem. Aber auch diesmal traut er sich kein endgültiges Urteil zu.
    Noch ehe die Salven verhallen, antworten mehrere Gewehre aus dem Hotelteil, in dem Robert den General vermutet. Das bleibt bei den anderen nicht unbemerkt, und auch dort rotten sich offenbar mehrere Schützen zusammen. Ein wahrer Leuchtspurregen prasselt nun Richtung See. Ohrenbetäubendes Ballern lärmt durch die Nacht. Einige Mal kracht es so laut, dass selbst Robert erkennt, dass es sich dabei nicht um einen Gewehrschuss gehandelt haben kann. Handgranaten vielleicht. Schließlich erhellen Leuchtraketen den Nachthimmel und tauchen die Szenerie in gespenstisch kaltes Licht.
    Anscheinend findet hier eine Art Wettstreit statt, dämmert Robert. Die Wachtrupps der beiden Generäle stacheln sich gegenseitig zu immer heftigeren Drohgebärden an – wie zwei Kettenhunde, die sich in überschlagender Wut anbellen, weil sie sich wegen der zu kurzen Leinen nicht ineinander verbeißen können.
    Ob es dabei
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