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Der Goldvulkan

Der Goldvulkan

Titel: Der Goldvulkan
Autoren: Jules Verne
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vor jeder weitern Entscheidung von der Lage der Dinge Kenntnis zu verschaffen. Daß der Ingenieur ein ernster, verständiger und praktischer Mann sei, daran war überhaupt nicht zu zweifeln. Dennoch beunruhigte und betrübte es Summy nicht weniger, seinen Vetter sich mit einem solchen Eifer auf eine Beute stürzen zu sehen, die sich seinem ehrgeizigen Streben so unvermutet darbot. Ob es ihm – Summy – wohl gelingen würde, ihn im Zaume zu halten? Jedenfalls wollte er sich nicht von Ben Raddle trennen. Ihre Interessen blieben gemeinschaftlich, was auch kommen mochte. Insgeheim wetterte er aber doch gegen den unseligen Einfall des Onkels Josias, dem Glücke in Klondike nachzujagen, wo nur Elend und Not seiner harrten, und er hegte den dringenden Wunsch, die verlangten Mitteilungen möchten so ausfallen, daß keine Veranlassung vorläge, der Angelegenheit weiter Folge zu geben.
    Am Nachmittage begab sich Ben Raddle ins Bureau des Notars und nahm hier Einsicht in die Besitzdokumente, die er vollkommen in Ordnung fand. Auf einem in großem Maßstabe ausgeführten Plan war die Lage des Claims Nummer 129 deutlich zu erkennen. Er befand sich zweiundvierzig Kilometer weit vom Fort Cudahy, einer von der Hudsonbai-Kompagnie gegründeten Ortschaft am rechten Ufer des Forty Miles Creek, eines der zahllosen Zuflüsse des Yukon, dieses mächtigen Stromes, der nach Bewässerung der westlichen Gebietsteile der Dominion ganz Alaska durchfließt und dessen in seinem Oberlaufe englische Fluten weiter stromabwärts amerikanisch geworden sind, seit jenes ausgedehnte Gebiet von Rußland an die Vereinigten Staaten abgetreten worden war.
    »Sie haben hier wohl eine merkwürdige Eigentümlichkeit nicht bemerkt, Herr Notar, sagte Ben Raddle nach Besichtigung der Plankarte. Der Forty Miles Creek schneidet, ehe er in den Yukon mündet, den als Grenzlinie zwischen der Dominion und Alaska angenommenen hundertvierzigsten Meridian und dieser Längengrad fällt genau mit der Westgrenze unsers Claims zusammen, der also mathematisch an der gemeinschaftlichen Grenze der beiden Länder liegt.
    – Ja ja, das stimmt, bestätigte Snubbin.
    – Und diese Lage, fuhr Ben Raddle nach weiterer Prüfung des Planes fort, erscheint mir auf den ersten Blick als keine schlechte. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß der Forty Miles Creek von der Natur weniger begünstigt sei als der Klondikefluß oder sein Nebenzweig, die Bonanza, oder auch als die unbedeutenderen Zuflüsse, die Viktoria, der Eldorado und wie die übrigen so ergiebigen Rios heißen, die von den Goldgräbern so gesucht sind.«
    Ben Raddle verschlang buchstäblich mit dem Blicke die wunderbare Gegend, deren hydrographisches Netz das kostbare Metall in so großer Menge mit sich führt, das Metall, das nach der Taxe in Dawson City die Tonne zwei Millionen dreihundertzweiundvierzigtausend Francs (1,873.600 Mark) wert ist.
    »Verzeihen Sie eine Frage, Herr Raddle, begann da der Notar. Darf ich annehmen, daß es Ihre Absicht ist, den Placer des seligen Herrn Josias Lacoste selbst zu bearbeiten?«
    Ben Raddle antwortete mit einer ausweichenden Bewegung.
    »Wenn nun Herr Skim…. fuhr Snubbin fort.
     

    »Eine merkwürdige Eigentümlichkeit…« (S. 23.)
     
    – Summy hat sich darüber noch nicht aussprechen können, erklärte Ben Raddle sehr bestimmt, und ich…. ich halte meine Meinung darüber zurück, bis wir alle erforderliche Aufklärung über die Sachlage haben…. wenn dann eine persönliche Besichtigung nötig erschiene….
    – Könnten Sie wirklich daran denken, die weite Reise nach Klondike zu unternehmen? fragte Snubbin, den Kopf zurückwerfend.
     

    Der Jacques-Cartierplatz in Montreal. - Der Markitag.
     
    – Ja, warum denn nicht? Wie Summy auch darüber denken mag, meiner Ansicht nach ist die Sache doch einiger Bemühung wert. Einmal in Dawson City angekommen, würde man ja bald klar sehen lernen, und wenn sich’s nur um den Verkauf des Claims, nur darum handelte, eine Schätzung seines Wertes zu gewinnen, meinen Sie, Herr Notar, nicht, daß es sich dazu empfähle, ihn aufgesucht zu haben?
    – Erscheint Ihnen das wirklich so nötig? bemerkte Snubbin dazu.
    – Gewiß, und wär’s auch nur, um einen Käufer zu finden.«
    Der Notar wollte eben antworten, er wurde daran aber durch den Eintritt eines Depeschenboten verhindert.
    »O, wenn’s nur das ist, sagte er nach der Entfaltung des Telegramms…. hier…. hier sehen Sie, was Ihnen die Beschwerden einer solchen Reise ersparen
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