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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Autoren: Penny Jordan
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und Enttäuschung, die umso aufschlussreicher war, als sie sofort an Jays Seite trat und sich besitzergreifend dicht zu ihm stellte.
    »Ich dachte, ihr wärt schon alle ins Bett gegangen, bis Bruno auf mich losstürmte.«
    Als Amber hereingekommen war, hatte Jay Bruno losgelassen und war aufgestanden.
    »Die anderen sind auch schon im Bett«, sagte Amber. »Ich musste noch mal zum Gutshof.«
    Wie gespreizt das klang, ihre Stimme war ganz steif von der Anstrengung, die es sie kostete, ihre wahren Gefühle zu verbergen. In so wenigen Sekunden aus absolut himmlischer Freude in akute Eifersucht zu stürzen war nicht leicht, besonders nicht, wenn sie sich vorstellte, wie demütigend es gewesen wäre, wenn sie wirklich auf Jay zugelaufen wäre und sich ihm in die Arme geworfen hätte, bevor sie Bunty gesehen hatte.
    »Die Mädchen werden sich freuen, dass du wohlbehalten zurück bist. Sie haben sich große Sorgen um dich gemacht, besonders Ella.«
    Amber hörte den scharfen Vorwurf in ihrer Stimme.
    »Wir waren unter den Letzten, die vom Strand weggebracht wurden. Ich habe aber so eine Postkarte ausgefüllt.«
    Amber nickte, wagte nicht zu sprechen. Es war fast elf Uhr und immer noch hell, doch nicht mehr lange. Bunty machte keine Anstalten, in ihr Quartier zurückzukehren. Hieß das, dass sie hoffte, die Nacht mit Jay hier im Haus zu verbringen? In Jays Armen? In Jays Bett?
    Der Schmerz, unmittelbar und tödlich, packte Amber und malträtierte sie so sehr, dass sie kaum noch Luft bekam.
    »Ich gehe rauf und mache dein Bett zurecht«, erklärte sie Jay brüsk, unfähig, ihn anzusehen.
    Bunty zögerte noch, doch dann sagte sie schließlich unwillig: »Ich mache mich wohl besser mal auf den Weg, obwohl ich sicher was zu hören kriege, weil ich so spät komme. Wir sollen um zehn da sein.«
    »Sag Mrs Jenkins, es sei meine Schuld, dass du zu spät kommst. Ich schaue morgen rein und bitte sie um Verzeihung«, sagte Jay lächelnd.
    »Gute Nacht, Euer Gnaden«, rief Bunty höflich, als sie zur Tür ging, natürlich in Jays Begleitung.
    »Gute Nacht«, antwortete Amber kurz angebunden.
    Sie hatte gelogen, als sie gesagt hatte, sie müsse Jays Bett richten. Es war bezogen worden und wartete auf ihn, seit sie erfahren hatten, dass das britische Expeditionskorps evakuiert wurde, doch es war eine gute Möglichkeit gewesen, um zu verhindern, dass Jay und Bunty diskret nach oben verschwanden. Sie verzog das Gesicht. Verwandelte sie sich jetzt etwa in eine gemeine, manipulative Frau, die aus lauter Eifersucht zu solchen Tricks griff?
    Sie wartete nicht ab, um zu sehen, wie lange es dauerte, bis Jay schließlich hereinkam. Sie ertrug es nicht.
    Jay und Bunty. Nun, eigentlich sollte sie das nicht überraschen. Bunty hatte aus ihrer Schwärmerei für Jay von Anfang an keinen Hehl gemacht.
    Doch sie war so jung, ein Mädchen noch, und Jay brauchte … Wen? Sie? Die Frau, die ihn abgewiesen und ihm gesagt hatte, sie mache ihn für den Tod ihres Mannes und ihres Sohnes verantwortlich? Müde ging Amber die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer.
     
    Natürlich freute sich der ganze Haushalt über Jays Rückkehr, und obwohl er beim Frühstück bereitwillig alle Fragen beantwortete, sah Amber in seinen Augen die Schatten der Erinnerungen, über die er nicht reden mochte.
    An einem Punkt musste sie vom Tisch aufstehen, so stark war ihr Verlangen, die Hand auszustrecken und ihn zu berühren, ihre Hand auf seine Hand zu legen, ihm ihr Herz auszuschütten und ihm endlich zu sagen, wie sehr sie ihn liebte. Auf dem Rückzug hatte er am Arm eine Verletzung erlitten. Die Handsehnen waren verletzt worden, und er erklärte ihnen, man habe ihn gewarnt, dass man ihn deswegen vielleicht dienstunfähig stellen werde. Amber entschuldigte sich und entfernte sich, sobald es ging, unter dem Vorwand, sie müsse sich um irgendwelchen Papierkram kümmern, was nicht einmal ganz gelogen war.
    Sie saß immer noch in der Bibliothek über ihren Unterlagen, als Jay eine Stunde später mit ernster Miene hereinkam.
    »Das mit Greg tut mir leid. Du hattest viel am Hals.«
    »Nicht annähernd so viel wie du.«
    »Ich gehe wohl besser hinüber zu Mrs Jenkins und erkläre ihr, warum Bunty gestern so spät heimgekommen ist. Was für ein Glück, dass sie gerade vorbeifuhr, als ich aus dem Bahnhof trat, und mich erkannt hat. Ich hatte versucht, euch anzurufen und Bescheid zu sagen, und als niemand ranging, dachte ich, ich müsste zu Fuß gehen.«
    »Dann hattest du Bunty nicht gebeten,
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