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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Autoren: Penny Jordan
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und auch einige nicht mehr ganz so junge, doch Jay war nicht darunter.
    Jetzt war sie zurück in Denham Place und hörte der Köchin zu, die ihr die guten Nachrichten aus der Nachbarschaft erzählte, während ihr eigenes Herz immer schwerer wurde.
    Sie hatte versprochen, später hinüber zum Gutshof zu radeln, um mit Jays Stellvertreter über dessen Wunsch zu sprechen, das Landwirtschaftsministerium um weitere Hilfskräfte zu bitten – entweder Landmädchen oder Internierte, was, sei ihm egal, hatte er ihr schon erklärt.
    Es gab so viel zu tun, dass sie eigentlich gar keine Zeit hatte, krank vor Sorge um Jay zu sein, doch natürlich war sie das. Und sie war nicht die Einzige.
     
    Sie hatten wunderbares Wetter, und die Kinder veranstalteten draußen eine Art Picknick. Amber saß bei ihnen und schaute zu, wie Ella mit ihrem Sandwich spielte, ihr normalerweise strahlendes, fröhliches Gesicht blass und besorgt.
    »Was ist los?«, fragte Amber sie leise.
    »Ich habe Bauchweh«, sagte Ella, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie erklärte: »Er tut weh, wenn ich an meinen Daddy denke.« Ihre Lippen zitterten, und erste Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Wortlos nahm Amber sie in den Arm. Wie konnte sie ihr sagen, dass sie auch »Bauchweh« hatte, wenn sie an Jay dachte – und Herzweh?
    »Du darfst dir keine Sorgen machen, Herzchen«, sagte sie. »Ich bin mir sicher, es geht ihm gut.«
    »Versprichst du mir das?«, fragte Ella.
    Amber zerriss es fast das Herz. »Ja, das verspreche ich dir«, flüsterte sie, denn sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
     
    »Ich dachte, du hättest gesagt, du wolltest heute Abend noch zum Gutshof.«
    Amber reichte ihrer Großmutter eine Tasse Tee. »Ja, das habe ich auch vor, aber ich dachte, ich höre mir vorher noch die Neun-Uhr-Nachrichten an.«
    Ihre Großmutter mochte es nicht zugeben, doch Amber sah, dass sie immer gebrechlicher und älter wurde. Gregs Tod war ein schrecklicher Schock für sie gewesen, umso mehr, wie Amber vermutete, wegen der Spannung zwischen ihnen.
    Die BBC hatte eine neue Stimme, die an diesem Abend eine Nachbemerkung zu den Nachrichten machte: die des Romanschriftstellers J. B. Priestley. Der Klang seiner sachlichen Stimme, die über den Äther zu ihnen drang, um von der Evakuierung in Dünkirchen zu erzählen und von der Rolle, welche die, wie er sie nannte, »kleinen Ausflugsdampfer« dabei gespielt hatten, überschwemmte Ambers Herz mit Gefühlen.
    »Diese Vergnügungsdampfer«, sagte er zu den Zuhörern, »haben ihre unschuldige Welt verlassen, um in das Inferno zu segeln und unsere Soldaten zu retten. Einige werden nie zurückkehren, doch sie alle sind jetzt, wie die kleine Gracie Fields und ihre tapferen und übel zugerichteten Schwestern, unsterblich.«
    »Sentimentaler Unsinn«, sagte Blanche spitz, doch Amber sah Tränen in den stahlgrauen Augen schimmern, und sie wusste, dass die Worte ihre Großmutter genauso gerührt hatten wie sie.
     
    Es war zehn Uhr vorbei, als Amber vom Gutshof zurückkehrte, denn da der Abend so warm war, hatte sie sich entschieden, zu Fuß zu gehen, statt das Fahrrad zu nehmen.
    In dem Augenblick, da sie sich der Hintertür des Hauses näherte, erstarrte Bruno, der auf dem Rückweg fröhlich neben ihr hergelaufen war, plötzlich, schnüffelte am Boden, jaulte aufgeregt auf und lief zum Haus.
    Ambers Herz fing an zu hämmern. Auch sie lief los, bevor sie sich dessen bewusst wurde. Sie wagte kaum zu hoffen, und doch konnte sie nicht anders. Sie sah ihn, bevor er sie sah, denn er hatte sich hingehockt, um den verzückten Hund mit der rechten Hand hinter dem Ohr zu kraulen. Am Handgelenk der linken Hand trug er einen dicken Verband.
    Jay.
    Die Freude brach in ihr auf wie ein Feuerwerk und durchströmte sie mit ihrem hellen Licht. Eine Sekunde lang blieb sie stehen, schwelgte in seinem Anblick und dem Wissen, dass er sicher zu Hause war. Es war gewiss die schönste, ehrlichste, reinste Freude, die sie je empfunden hatte.
    Amber trat näher, ihr Herz sang schon seinen Namen, doch dann öffnete sich die Tür zur Halle, und Bunty kam in die Küche geeilt und rief: »Jay, Menschenskind, das Haus hier ist so groß, dass ich dachte, ich würd mich verlaufen. Oh, wie schön, dass du sicher und wohlbehalten wieder zu Hause bist!« Da erstarben Ambers Herz und alle Freude in ihr.
    Bunty hier, und mit Jay!
    Steif trat Amber in die Küche.
    Buntys »Oh …«, als sie Amber sah, verriet eine Mischung aus Befangenheit
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