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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Autoren: Penny Jordan
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Umlauf, dass es schwer war, zu beurteilen, was den Tatsachen entsprach und was nicht. Wenn Jay doch nur bei ihr wäre.
    Amber drehte sich auf dem Absatz um und ging schnell davon, als versuchte sie ihren ungewollten Gedanken zu entfliehen. Bruno war gezwungen, die Verfolgung einer interessanten Kaninchenfährte aufzugeben und ihr nachzulaufen.
    Später wollten sie alle in die Kirche gehen, da der Tag zum Nationalen Tag des Gebets für die britische Armee in Frankreich ausgerufen worden war. Sie hatte bereits ihre eigenen privaten Gebete gesprochen, wie jeden Tag seit Jays Abreise. Das Gebet vor dem Schlafengehen war Robert und Luc vorbehalten und jetzt natürlich auch Greg.
     
    »Selbstverständich werden sie die Truppen evakuieren müssen, wenn sie jetzt, da die Deutschen Calais eingenommen haben, noch etwas vom britischen Expeditionskorps retten wollen.«
    Die Stimme ihrer Großmutter war schneidend vor Ungeduld, doch Amber hatte den Verdacht, dass sich hinter ihrer Ungeduld nur ihre Angst verbarg. Die Angst, die sie alle empfanden, nämlich dass es schlicht nicht möglich war, ihre Soldaten aus Frankreich nach Hause zu bringen, weil die Deutschen mit so großer Geschwindigkeit vorrückten.
    Amber hatte ihre Großmutter überreden wollen, zu Hause zu bleiben, während sie mit den Mädchen in die Kirche ging. Blanche sollte sich schließlich noch ausruhen, auch wenn sie es ablehnte, den Rollstuhl zu benutzen, den Dr. Brookes auf magische Weise für sie herbeigezaubert hatte. Amber war jedoch nicht ganz überrascht gewesen, als sie sich geweigert hatte, in Denham Place zu bleiben, und darauf bestanden hatte, zusammen mit allen anderen für die Männer in Frankreich zu beten.
    Amber hatte mit dem kleinen Austin zweimal fahren müssen, um alle zu der Kirche im nahe gelegenen Dorf zu bringen. Die Mädchen trugen wie alle anderen ihre Gasmasken. Amber war auf die Idee gekommen, die Schachteln, in denen sie mitgeführt wurden, mit buntem Stoff zu beziehen, um dem Ganzen für die Kinder den Schrecken zu nehmen. Rosafarbene Seide bedeckte Roses Schachtel, Emeralds war natürlich mit smaragdgrüner Seide bezogen, während Jays Mädchen jetzt eine strahlend gelbe und eine himmelblaue Schachtel hatten. Ein wenig boshaft vielleicht, hatte sie die Schachtel ihrer Großmutter mit taubengrauer Seide bezogen, und für ihre eigene war es ihr gelungen, ein Stück dunkelgoldene Seide aufzutreiben.
    Diese Farben, die den Mädchen die Angst nehmen sollten, waren angesichts der Geschehnisse in Frankreich an diesem Tag jedoch deplatziert.
    »Ich werde ein besonderes Gebet für Ellas und Janes Papa sagen«, erklärte Rose ernst.
    Sie war so ein reizendes kleines Mädchen. Als Blanche Dr. Brookes endlich so weit hatte, dass er ihr erlaubte, das Bett zu verlassen, hatte sie es sich aus eigenem Antrieb zur Aufgabe gemacht, zur Stelle zu sein, um ihrer Großmutter dies und das zu bringen und zu holen.
    »Ich möchte bloß mal wissen, wer die Mäuler von all den verflixten Flüchtlingen stopfen soll, die jetzt ins Land kommen«, sagte ein älterer Bauer. »Es ist ja schon schwer genug, die eigene Familie satt zu kriegen.«
    Flüchtlinge aus den Niederlanden, aus der Tschechoslowakei und aus Polen strömten ins Land, und in den Gegenden, wo sie ankamen, waren Quartiermacher von Tür zu Tür gegangen und hatten in allen Haushalten nachgefragt, ob es irgendwo ein freies Zimmer gab.
    Amber, die die Pflichten ihrer Großmutter beim Women’s Voluntary Service übernommen hatte, hatte an einem Treffen des Notfall-Komitees teilgenommen, bei dem besprochen worden war, wie die Ortsgruppe am besten helfen konnte.
    Ihre offiziellen Gebete waren gesprochen, und Amber hatte die Kinderfrau und die Mädchen zurück zum Haus gefahren und dann ihre Großmutter, die Köchin und Wilson.
    Doch jetzt verspürte sie aus irgendeinem Grund den Wunsch, noch einmal allein unterwegs zu sein – diesmal nicht mit dem Automobil, mit dem sie nur kostbares Benzin verbraucht hätte, sondern mit dem Fahrrad, damit nicht einmal der treue Bruno darum bettelte, sie begleiten zu dürfen.
    Sie hatten gerade einige wunderbar warme und sonnige Tage, ein Wetter, bei dem man normalerweise den Wunsch verspürte, das Gesicht in die Sonne zu halten, und bei dem einem das Herz leicht wurde vor Lebensfreude. Doch für wie lange würde ihre geliebte Heimat noch vom Krieg verschont bleiben? Wie konnten sie sich der Macht von Hitlers Blitzkrieg allein widersetzen?
    Die tapferen Männer in
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