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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Autoren: Penny Jordan
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ausgesprochen, als ein Gesetz verabschiedet worden war, das die gängige Praxis ins Gegenteil verkehrte. Morphium und Morphiumderivate waren jetzt nur noch auf ärztliche Verordnung erhältlich.Wie Jay wusste, war sein Großvater nicht als Einziger der Meinung, die Regierung mische sich mit ihrem neuen Medikamentengesetz in etwas ein, was sie nichts angehe. Für viele lebenslustige junge Menschen war das Gesetz zu spät gekommen.Wie die arme Elizabeth Ponsonby, eine junge Partygängerin, über deren wilden Lebensstil die Klatschspalten berichtet hatten, waren sie bereits alkohol- und drogenabhängig, und genau wie bei der Prohibition in Amerika hatte das Gesetz nur erreicht, dass ein Schwarzmarkt für Rausch- und Betäubungsmittel entstanden war.
    »Ihr Großvater wartet in der Bibliothek auf Sie, Master Jay.«
    Die Bibliothek von Felton Priory war ein großer, rechteckiger Raum, den Jays Großvater nach seinem Unfall zu seinem privaten Reich gemacht hatte. Ein chinesischer Lackparavent verbarg diskret das Bett, das Jay nach unten hatte bringen lassen, damit sein Großvater sich »ausruhen« konnte, wann immer ihm danach war, statt mitsamt seinem Rollstuhl mit dem schwerfälligen Speiseaufzug in den ersten Stock verfrachtet werden zu müssen, wo sein Schlafzimmer lag.
    »Ha, da bist du ja endlich!«, begrüßte Barrant Jay. »Ich muss schon sagen, dass Blanche dich hart arbeiten lässt und dir nichts schenkt. Bates«, brüllte er den Butler an, »bringen Sie mir einen Brandy … und schenken Sie ordentlich ein.«
    Jay sah seinen Großvater besorgt an. »Ich dachte, Dr. Brookes hätte dir Brandy verboten?«
    Barrant warf seinem Enkelsohn einen finsteren Blick zu. »Kein Arzt schreibt mir vor, was ich zu tun und zu lassen habe. Wenn ich einen Brandy will, kriege ich auch einen, verdammt noch mal. Überhaupt, was weiß der schon? Der junge Narr. Sein Vater war übel genug. Dachte, er würde mich noch umbringen, bevor er sich zur Ruhe setzt, aber der Sohn ist ja noch schlimmer.«
    Der alte Mann hatte offensichtlich einen schlechten Tag.
    Sein Haar, einst so dicht und dunkel wie Jays, war jetzt weiß. Die Schmerzen hatten links und rechts seines Munds tiefe Furchen in die Haut gegraben und die Züge unter den hohen Wangenknochen ausgehöhlt. In den dunkelblauen Augen funkelte noch heftige Leidenschaft, angetrieben, wie Jay vermutete, von Frustration und Arroganz.
    Barrant nahm ohne ein Wort des Dankes den Brandy, den Bates ihm brachte, und wartete, bis der Butler den Raum verlassen hatte, bevor er schroff sagte: »Dann kandidiert der Pickford-Junge, um den Sitz von Barclay Whiston zu übernehmen, was? Das war natürlich Blanches Idee. Er kriegt ihn nicht. Ein Leichtgewicht, daran wird kein Geld der Welt etwas ändern. An seinen Vater reicht der im Leben nicht heran.« Über das Gesicht seines Großvaters huschte ein Ausdruck, den Jay nicht zu deuten wusste. »Du kommst gut mit ihm zurecht, oder?«
    »Mit Greg kommt jeder gut zurecht«, antwortete Jay ruhig.
    »Cassandra hält nicht viel von ihm.«
    Obwohl Jay schwieg, brummte Barrant und sagte: »Du hast recht, es wird Zeit, dass Cassandra sich einen Mann sucht. Sie sieht nicht besonders gut aus, aber sie hat De-Vries-Blut in den Adern. Ihr Betragen lässt jedoch zu wünschen übrig. Kein Mann will eine Frau mit einer so spitzen Zunge. Ich weiß nicht, woher sie die hat. Sicher nicht von deiner Großmutter. Die war lammfromm. Cassandra hat mir erzählt, Blanche will das Mädchen nach London schicken. Sie hat die idiotische Vorstellung, sie könnte ihr einen Titel kaufen.«
    »Amber wird bei Hofe vorgestellt, ja.«
    »Sieht gut aus, was?«
    »Ja.«
    Barrant brummte noch einmal. »Sie ist und bleibt trotzdem eine Kaufmannstochter. Deine Großmutter war eine Fitton Legh. Ihre Vorfahren sind bei der Eroberung Englands durch die Normannen ins Land gekommen, genau wie die de Vries. Bei einer Ehe zählt gutes Blut, nicht gutes Aussehen. Gleich zu Gleich. Vergiss das nicht, wenn du so weit bist. Nicht dass du ein echter de Vries wärst, denn ein Kind trägt den Namen seines Vaters und nicht den seiner Mutter.«
    Die Bitterkeit in der Stimme seines Großvaters war Jay so vertraut wie der Grund dafür. Barrant de Vries war nie darüber hinweggekommen, dass er seinen Sohn verloren hatte, und er würde auch nie darüber hinwegkommen. Jay wusste, dass sein Großvater ihm viel mehr zugetan wäre, wenn er ein Sohn von dessen Sohn wäre und nicht von einer seiner Töchter.
     
    »Ich
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