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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)
Autoren: Penny Jordan
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Neuerung. Ihr Vater hatte für die Firma nicht nur wichtige Verträge mit der Arts-and-Crafts-Bewegung abgeschlossen, sondern auch mit der Staatskirche, für die sie eigens kostbare Paramente anfertigten.
    Amber kämpfte verzweifelt darum, ihre wütenden Tränen zurückzuhalten. »Wenn meine Eltern noch leben würden, würden sie dir das nicht erlauben.«
    »Das reicht jetzt.« Ihre Großmutter stand auf. »Ich will kein Wort mehr über deinen Vater und diesen Unsinn mit der Kunstakademie hören. Ich allein entscheide über deine Zukunft, Amber. Ich ganz allein.«
    »Du bist ein Snob. Du tust das nur wegen Barrant de Vries, weil die Leute über dich gelacht haben, als er dich nicht heiraten wollte …«
    Amber schreckte zurück, als Blanche vortrat und ihr eine Ohrfeige verpasste. Der Schock brachte sie zum Schweigen, und ihr wurde mit Entsetzen klar, was sie getan hatte. Ihre Wange brannte, und ihr Herz raste.
    Zwei wütende kreisrunde Flecken brannten auf dem Gesicht ihrer Großmutter, und ihr Atem ging schnell und flach.
    »Wie kannst du es wagen, so etwas zu mir zu sagen? In meinen Tagen hätte man dich für so eine Unverschämtheit ausgepeitscht. Du gehst auf dein Zimmer und bleibst so lange dort, bis ich dir erlaube, wieder herauszukommen.«
    Halb blind vor Tränen floh Amber aus dem Raum.
     
    Nachdem Amber gegangen war, rührte Blanche sich mehrere Minuten nicht von der Stelle. Sie war außer sich, dass ihre Enkeltochter, die in ihren Augen so viel weniger war als sie im selben Alter, es gewagt hatte, auf diese Weise zu ihr zu sprechen, und auch noch über etwas, das so eng mit ihrer eigenen Vergangenheit verknüpft war.
    Blanche war wie erstarrt.Vierundvierzig Jahre lang hatte sie mit der demütigenden Erinnerung daran gelebt, dass Barrant sie abgewiesen hatte, und in all der Zeit hatte niemand es gewagt, offen mit ihr über diese Demütigung zu sprechen.
    Sie trat ans Fenster und schaute hinaus. Sie war einundsechzig Jahre alt, und es war nicht ein Tag verstrichen, seit Barrant sie ausgelacht und gehöhnt hatte, nie im Leben werde er die Tochter eines Fabrikbesitzers heiraten, kein Tag, an dem sie diese Beleidigung nicht auf die Waagschale ihres Lebens gelegt und sich geschworen hatte, dafür zu sorgen, dass diese sich eines Tages zu ihren Gunsten neigen würde, selbst wenn sie sie Körnchen für Körnchen, Vergeltung für Vergeltung füllen musste, um dafür zu sorgen, dass Barrant todunglücklich in dem Wissen sterben würde, was seine Arroganz ihn gekostet hatte.
    Sie hasste ihn, und sie konnte den Tag nicht erwarten, an dem ihr Enkelsohn und ihre Enkeltochter gesellschaftlich über seinen Enkelkindern stehen würden – was sie, da war sie fest entschlossen, eines Tages tun würden.
     
    Jay Fulshawe sah Amber aus dem Arbeitszimmer ihrer Großmutter kommen. Sie war so niedergeschlagen, dass er sofort ahnte, was passiert war. Sein Herz verzehrte sich nach ihr. Ihre Großmutter hatte ihr die Nachricht also verkündet. Die Arme, sie würde es sehr schwernehmen.
    Sie war noch in einem Alter, in dem sie ihre Gefühle nicht zu verbergen vermochte, sodass sie sich nun in ihren dunkelgoldenen Augen spiegelten, die jetzt fast schwarz waren vor Verzweiflung. Sie war aufgeweckt und warmherzig, und das Hauspersonal ihrer Großmutter hatte sie gern. Seit sie aus dem Internat nach Hause gekommen war, lauschte Jay auf ihr Lachen und freute sich, wenn er es hörte. Ambers schelmischer Sinn für Humor barg – im Gegensatz zu anderen – keine Böswilligkeit oder Unfreundlichkeit. Mit Leidenschaft vertrat sie, woran sie glaubte, und diese Leidenschaft machte sie sehr verletzlich. Jay hoffte, dass das Leben sie nicht dafür strafte. Sie war noch so jung.
    »Amber …«, sagte er leise und streckte die Hand nach ihr aus, als sie tränenüberströmt in der Halle stand, doch sie schüttelte nur den Kopf.
    »Du hast es gewusst, Jay«, beschuldigte sie ihn bitter. »Du hast gewusst, was meine Großmutter vorhat, und hast mir nichts gesagt.«
    Wieso hatte Jay es ihr nicht gesagt? Amber kannte ihn praktisch ihr ganzes Leben lang und betrachtete ihn eher als Freund denn als Angestellten ihrer Großmutter. Er war mit Greg in Eton gewesen und hatte seine Ferien oft in Cheshire verbracht. Seine Eltern lebten in Dorset, wo sein Vater, dritter Sohn eines Gutsbesitzers, Geistlicher war. Es ging das Gerücht, sobald seine Frau einen Sohn und Erben zur Welt gebracht hatte, habe Barrant de Vries sämtliches Interesse an seinen beiden
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