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Der geschmuggelte Henry

Der geschmuggelte Henry

Titel: Der geschmuggelte Henry
Autoren: Paul Gallico
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Wiedersehn und viel Glück», sagte auch Mr. Schreiber. «Wenn Sie etwas brauchen, schreiben Sie es mir. Vergessen Sie nicht, wir haben drüben eine Filiale, an die Sie sich jederzeit wenden können.»
    Der kleine Henry ging ein wenig scheu auf die beiden zu, denn trotz allem, was er erlebt hatte, war er noch ein kleiner Junge, und es machte ihn verlegen, wenn ihm etwas besonders naheging. Er konnte nicht in seine Zukunft sehen, aber er kannte die Gegenwart ebenso wie die Vergangenheit, aus der diese beiden Frauen ihn befreit hatten, obwohl die Erinnerung an sein Leben bei den Gussets schon zu verblassen begann.
    Aber Mrs. Butterfield hatte solche Hemmungen nicht. Sie zog den Jungen an sich, preßte sein Gesicht an ihren bebenden Busen, so daß er kaum atmen konnte, während sie unter Schluchzen ihn wiegte und küßte, bis schließlich Mrs. Harris ihr sagen mußte: «Nun ist es aber genug, Liebe. Er ist kein Baby mehr. Er ist jetzt ein Mann.» Und dafür war ihr Henry sogar noch dankbarer als für seine Errettung.
    Er ging zu Mrs. Harris, schlang die Arme um ihren Hals und flüsterte: «Auf Wiedersehn, Tante Ada. Ich hab dich lieb.»
    Und dies waren die letzten Abschiedsworte, die gesprochen wurden. Dann verließen alle das Schiff und standen unten auf dem Pier und sahen zu, wie der prächtige Dampfer in den North River, auf dem es von Schiffen wimmelte, rückwärts hineinfuhr. Die heiße Julisonne spiegelte sich in den Schiffsluken, und auf Deck sah man tausend Gesichter wie kleine helle Punkte. Und zwei davon, vom auf dem Schiff, waren die von Mrs. Butterfield und Mrs. Harris. Die große Sirene des Dampfers heulte dreimal ein Lebewohl, und der Marquis Hipolyte de Chassagne hielt eine kleine Abschiedsrede.
    «Wenn es nach mir ginge», sagte er, «würde ich Frauen wie diesen auf einem öffentlichen Platz ein Denkmal setzen, denn sie sind die wahren Heldinnen des Lebens. Sie tun tagaus, tagein ihre Pflicht, sie nehmen Armut und Einsamkeit auf sich, rackern sich für sich und ihre Familien ab, aber sie vermögen trotzdem zu lächeln und zu lachen und Zeit für ihre Träume zu finden.» Der Marquis hielt inne, dachte einen Augenblick nach, seufzte und schloß dann: «Und darum möchte ich ihnen dieses Denkmal setzen. Denn der Mut, von Schönheit und Glück zu träumen, der wird immer bleiben.»
    Die «Queen Elizabeth» ließ ihre Sirene noch einmal ertönen. Sie lag jetzt quer zum Pier in der Mitte des Flusses. Ihre Schrauben wühlten das Wasser auf, und sie begann dem Meer entgegenzugleiten. Der Marquis zog seinen Hut.
    Mrs. Butterfield und Mrs. Harris waren mit vom Weinen geröteten Augen in ihre Kabine zurückgekehrt, als der Steward erschien.
    «Mein Name ist Twigg», sagte er. «Ich bin Ihr Steward. Ihre Stewardeß heißt Evans. Sie wird gleich kommen.» Er starrte auf die Blumenfülle. «Verdammt», sagte er, «das sieht ja aus, als ob hier jemand gestorben wäre!»
    «Reden Sie nicht so dummes Zeug», erwiderte Mrs. Harris, «sonst werden Sie erleben, wer hier tot ist. Diese Blumen sind vom französischen Botschafter, wenn Sie es wissen wollen.»
    «Hallo, hallo», sagte der Steward, als er den vertrauten Akzent vernahm, und nicht im geringsten beschämt über die Schelte. «Sagen Sie’s mir nicht. Lassen Sie mich raten. Ich wette: Battersea. Ich bin aus Clapham Common. Heutzutage trifft man sich doch überall in der Welt. Darf ich, bitte, Ihre Schiffskarten haben?»
    Und als er dann ging, sagte er: «Gute Fahrt, Ladies. Sie können sich darauf verlassen, daß Bill Twigg und Jessie Evans gut für Sie sorgen werden. Ein besseres Schiff hätten Sie nicht finden können.»
    Mrs. Harris setzte sich auf ihr Bett und seufzte zufrieden. Clapham Common hatte auch ihren Ohren wohlgeklungen. «Ach Gott, Violet», sagte sie, «ist es nicht herrlich, wieder zu Hause zu sein?»

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