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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Autoren: Markus Barth
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cool, das ist souverän, das ist wahnsinnig aufgeräumt. Und wahnsinnig langweilig, aber man kann eben nicht alles haben.

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ZUM SCHLAFEN REICHT ’ S NOCH
    Du weißt, aus deiner Beziehung ist ein bisschen der Samba raus, wenn dein Partner vor dem Bett steht, ein ausgewaschenes und zerfranstes T-Shirt hochhält, prüfend anschaut und dann sagt: «Na ja, zum Schlafen reicht’s noch.» Im Grunde heißt das nichts anderes als: «Schlimmer Fetzen, damit kann ich keinem mehr unter die Augen treten, aber hey – bist ja nur du.» Und während du noch überlegst, ob es jetzt Zeit wird, das «Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?»-Buch im Regal durch ein «Weißt du eigentlich, wie ganz okay ich dich finde?»-Buch zu ersetzen, ist er schon eingeschlafen. Dann liegst du im Bett und starrst auf ein XXL -Shirt mit der verblichenen Aufschrift «Volleyball- AG ’84 – Die Netzgötter» oder «Fuzzi’s Junggesellenabschied – Hau wech die Scheiße!». Beschweren kannst du dich aber auch nicht, schließlich trägst du selbst dein verranztes «500 Jahre Brauerei Göller. Gönn dir ein Göller!»-Shirt mit dem lustigen Brandfleck auf der Brust.
     
    Schlafbekleidung ist ein wirklich schwieriges Thema für Männer. Gibt es da überhaupt irgendetwas, das uns nicht sofort zum Vollhorst macht?
    Am ehesten wohl Boxershorts und oben ohne. Das hat was Jugendlich-Frisches. Leider nur, solange man jugendlich-frisch ist. Sobald der eigene Bauch die Reise über den Bund der Unterhose antritt und die Boxershorts zu Sumo-Ringer-Shorts werden, ist es Zeit, ein Oberteil aus dem Schrank zu ziehen.
    Und dann fängt das Drama an. Beispiel Schlafanzug. Ich habe es wirklich versucht, aber ich kann Schlafanzüge nicht ernst nehmen. Wenn ich einen Mann im Schlafanzug sehe, warte ich immer drauf, dass er ruft: «Krieg ich noch ’nen Kakao vorm Zähneputzen?», und dann mit Schwung ins Bett hüpft, um unter seiner ALF -Bettwäsche heimlich TKKG zu lesen.
    Die Steigerung heißt Frottee-Schlafanzug: meistens dunkelblau und kuschelig warm, mit zahlreichen Gummizügen, die verhindern, dass kalte Winde hinein- und warme Winde hinauswehen. Das ist praktisch für den Träger, aber eine visuelle Herausforderung für den, der danebenliegen muss. Eine akustische übrigens auch, denn das leise Schnalzen der Schlafanzug-Gummizüge ist nicht selten der Abschlussakkord des partnerschaftlichen Sexuallebens.
    Noch dazu besitzen Frottee-Schlafanzüge das, worauf Christen nur hoffen können: ewiges Leben. Dazu haben sie einen besonders perfiden Trick entwickelt: Zwei Tage vor einer Altkleidersammlung verschwinden sie einfach. Ich weiß nicht genau, wie sie es anstellen, aber wahrscheinlich verwandeln sie sich mit Hilfe ihrer Gummizüge in ein winziges Päckchen und rollen in den hintersten Teil des Kleiderschranks. Ich kenne Frauen, die zu ihrer Silberhochzeit nur einen Wunsch an ihren Mann hatten: «25 Jahre sind genug – bitte wirf das hässliche blaue Frottee-Ding endlich weg!» Da hatte sich der Schlafanzug aber schon zwischen Jogginghose und Sporttasche gekugelt, tauchte erst eine Woche nach den Feierlichkeiten wieder auf und wurde bis zur goldenen Hochzeit weitergetragen.
     
    Eine sehr spezielle Variante des Schlafanzuges ist der Seidenpyjama. Falls Sie sich jemals gefragt haben, ob Sie der Typ für Seidenpyjamas sind, dann beantworten Sie bitte folgende Frage: «Heißen Sie Silvio Berlusconi?»
    Nein? Dann lassen Sie’s. Nur so eine straffgezurrte Mailänder Mini-Salami kann einen Seidenpyjama tragen, ohne massiven Imageverlust zu erleiden.
     
    Die Entscheidung, was man nachts tragen soll, ist also wirklich nicht einfach. Irgendwann in der Menschheitsgeschichte hat dann eine Frau ihrem Mann geraten: «Ach, zieh doch dasselbe an wie ich!», und ihm ein Nachthemd übergestülpt. Das Problem: Bei Frauen sehen die Dinger noch ganz putzig aus, irgendwie luftig und leicht. Aber Männer im Nachthemd sehen nicht aus, als wollten sie gleich schlafen, sondern als würden sie gleich operiert. Tropf und Katheter dazu – fertig ist der Prostata-Patient.
     
    Was also tun? Gar nicht mehr schlafen? Sich jeden Abend die Hucke vollsaufen und mit Klamotten ins Bett fallen? Es wäre bestimmt mal eine schöne Abwechslung, wenn bei einer Sitzung der Anonymen Alkoholiker jemand aufstehen und sagen würde: «Hallo, ich bin der Marco und bin Alkoholiker, weil ich nicht weiß, was ich nachts anziehen soll.» Aber ob’s das wert ist?
    Vielleicht ist
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