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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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aufgetragen wurde. Das Geläut ertönte noch zwei weitere Male, um anzuzeigen, daß es die dritte von vier Mahlzeiten war, die über den „Tag“ an Bord verteilt waren. Mit dem Vertrag in der Hand wandte sich Donal halb um zu der kleinen Öffnung des Abfallschluckers, dessen Schacht hinab zum Zentralverbrenner führte. Der Verbrenner konnte den Kontrakt selbstverständlich nicht beseitigen – aber vielleicht konnte er dort unbemerkt liegenbleiben, bis das Schiff seinen Bestimmungsort erreicht hatte und die Passagiere alle ausgestiegen waren. Für William mochte es später schwierig sein herauszufinden, wer das Dokument ursprünglich dem Verbrenner zugeführt hatte.
    Dann schüttelte Donal den Kopf und schob den Kontrakt wieder in die Tasche. Die Beweggründe, die ihn dazu veranlaßten, waren ihm nicht ganz klar. Er führte es darauf zurück, daß das Seltsame in ihm wieder wirksam geworden war. Außerdem erschien es ihm zu billig, auf diese unsaubere Weise mit der Situation fertig zu werden, mit der ihn die junge Frau konfrontiert hatte. Typischerweise hatte er bereits vergessen, daß er nur aufgrund seiner eigenen Einmischung in diese Sache verwickelt war.
    Er korrigierte den Sitz seiner Halbjacke und verließ seine Kabine. Er schritt den weiten Korridor entlang, durchquerte verschiedene Sektionen und gelangte schließlich zum Hauptsalon. An seinem schmalen Eingang wurde er kurz durch eine Ansammlung von Passagieren aufgehalten, die wie er zum Essen gekommen waren. Und als er in diesem Augenblick über die Köpfe der vor ihm Stehenden hinwegblickte, konnte er am gegenüberliegenden Ende des Salons den langen Kapitänstisch erkennen – und unter denen, die daran Platz genommen hatten, befand sich auch die junge Frau namens Anea Marlivana.
    Bei ihren Tischnachbarn handelte es sich zunächst um einen bemerkenswert gutaussehenden jungen Offizier im Stabsrang – nach der äußeren Erscheinung zu urteilen ein Freiländer – sowie einen ziemlich ungepflegten jungen Mann, der beinah ebenso groß war wie der Freiländer, aber das genaue Gegenteil des militärisch exakten und zurückhaltenden Benehmens des Offiziers zeigte – tatsächlich hatte er sich so in seinen Sessel geflegelt, als sei er betrunken. Dann war da noch ein hagerer, liebenswürdig wirkender Mann in mittleren Jahren mit eisengrauem Haar. Bei der fünften Person am Tisch handelte es sich ganz offensichtlich um einen Dorsai – ein kräftig gebauter, älterer Mann in der Uniform eines Freiland-Marschalls. Der Anblick dieser letzten Person veranlaßte Donal, sich sofort in Bewegung zu setzen. Er schob sich einfach durch die kleine Gruppe von Passagieren hindurch, die den Zugang zum Salon versperrte, und ging sicheren Schrittes quer durch den Raum auf den Kapitänstisch zu. Dort angekommen, streckte er dem Dorsai-Marschall die Faust entgegen.
    „Meine Ehrerbietung, Sir“, sagte er. „Ich wollte Sie bereits vor dem Start des Schiffes aufsuchen, doch mir blieb keine Zeit dazu. Ich habe einen Brief von meinem Vater für Sie, von Eachan Khan Graeme. Ich bin sein zweiter Sohn Donal.“
    Unter buschigen, grauen Brauen hob sich der Blick blauer Dorsaiaugen, so kalt wie Gletscherwasser. Der Marschall musterte ihn eingehend. Für den Hauch eines Augenblicks war die Spannung deutlich spürbar, und alles war in der Schwebe: Der Stolz eines Dorsai stand im Widerstreit mit der Neugier eines alten Mannes angesichts der unverschämten Frechheit Donals, eine imaginäre Bekanntschaft zu beschwören. Dann umfaßte der Marschall Donals Faust mit einem festen Griff.
    „Dann erinnert er sich also an Hendrik Galt, nicht wahr?“ sagte der Marschall und lächelte. „Ich habe jahrelang nichts mehr von Eachan gehört.“
    Donal spürte, wie ihm ein kurzer, kalter Schauer der Erregung über den Rücken rann. Von allen möglichen Leuten hatte er sich ausgerechnet einen der derzeit ranghöchsten Dorsaisoldaten für den Bluff mit der vorgegebenen Bekanntschaft ausgesucht: Hendrik Galt, Erster Marschall von Freiland.
    „Er läßt Ihnen durch mich seine Grüße übermitteln, Sir“, sagte Donal. „Und … aber vielleicht ist es besser, ich bringe Ihnen den Brief nach dem Essen, dann können Sie ihn selbst lesen.“
    „Das wäre nett“, sagte der Marschall. „Sie finden mich in der Salonkabine neunzehn.“
    Donal stand noch immer. Er konnte den angeblichen Anlaß, der ihn hierhergeführt hatte, kaum noch mehr beanspruchen. Aber dann kam die Rettung – womit Donal mehr oder
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