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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel
Autoren: Alexander Wolkow
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kleine
Trillerpfeife, worauf sofort Ramina erschien.
„Teilt unsere Freude, Majestät!“ sagte Ann. „Die tückische Arachna ist tot,
um ihre Niederlage aber hat sich auch das Mäusevolk verdient gemacht!“
Das Mädchen nahm die hocherfreute Königin auf die Hand, und der
Teppich hob beide auf den Rücken von Karfax. Beim Abflug sah das
Mädchen noch, wie die frohe Schar ihrer Gefährten den Rückweg antrat.

DAS ENDE DES GELBEN NEBELS
    Ann blickte Karfax so lange nach, bis er sich in einen kleinen Punkt
verwandelte und im fernen Himmel verschwand. Ramina nahm Abschied
von dem Mädchen, bevor sie die Rückreise zu ihrem Volk antrat, das sie in
das seit alters bewohnte Smaragdenland zurückführen wollte.
Bebenden Herzens betrat Ann die Höhle Arachnas und blieb wie versteinert
stehen, als sie eine Menge winziger Menschlein gewahrte. Da waren Greise
mit grauen Bärten, die zu ihr hinaufschauten, säuberlich gekleidete alte
Frauen mit weißen Hauben und gestickten Schürzen, Mädchen und Jungen
und ganz kleine Kinder mit schönen, aber für sie viel zu großen
Spielsachen in den Händen. Die Zwerge traten zurück, und aus ihrer Schar
löste sich ein ehrwürdiger Greis mit roter Zipfelmütze. Es war Kastaglio,
der Chronist und Älteste des Zwergenvolkes.
„Guten Tag, liebe Ann!“ sagte er, sich verbeugend.
„Ihr kennt meinen Namen?“ wunderte sich das Mädchen.
„Wir wissen über alles Bescheid, was euch angeht, Boten von der
Smaragdeninsel und Gäste von jenseits der Berge“, erwiderte Kastaglio
bedächtig. „Wir haben viele Nächte lauschend unter eurem Wohnwagen
verbracht, um die Pläne eures Feldzuges zu erfahren.“
„Und die habt ihr natürlich Arachna mitgeteilt!“ schrie das Mädchen
zornig. „Mitnichten“, entgegnete ruhig der Zwerg. „Wir haben Neu-trali-tät
bewahrt, wie Euer Freund, der Weise Scheuch, sich auszudrücken beliebt.
Ich will es Euch erklären: In uralten Zeiten war über unser Volk ein Bann
verhängt worden, Arachna zu dienen, uns ihr in allem zu unterwerfen und
nichts tun, was ihr hätte schaden können. Doch dieser Bann enthielt nicht
die Verpflichtung, gegen ihre Feinde zu kämpfen“, lächelte der Alte
verschmitzt, „und deshalb haben wir gegen euch auch nicht gekämpft.“
Überrascht über die Schlauheit der Zwerge, fragte Ann: „Warum habt ihr
euch aber so lange vor uns verborgen?“
„Weil ihr verlangt hättet, daß wir euch unterstützen, was wir nicht tun
durften. Jetzt aber, wo Arachna tot und der Bann gebrochen ist, stehen wir
ganz zu eurer Verfügung.“ „Wie, ihr wißt schon, daß die Hexe tot ist?“
staunte Ann wiederum.
„Sind euch in den Bergen auf dem Wege zu Arachnas Höhle die grauen
kleinen Pfähle nicht aufgefallen?“ fragte lächelnd Kastaglio. „Ich habe sie
gesehen, ihnen aber keine Beachtung geschenkt, weil ich dachte, es seien
gewöhnliche Steine.“ „Nein, das waren Zwerge, die sich von Kopf bis Fuß
in graue Decken gehüllt hatten. Oh, wir sind Meister der Tarnkunst!“
„Ja, das muß man wohl sagen“, sagte das Mädchen.
„Und als Arachna im Kampfe fiel, ging die freudige Nachricht von Posten
zu Posten, schneller als über die Vogelstafette.“
„Wer hätte das geahnt? Nun, ich kann mich nur freuen, daß ihr im Kampf
der Hexe gegen uns Neutra …lität“, Ann konnte das Wort kaum aussprechen, „bewahrt habt. Ich kann mir vorstellen, wie viele Scherereien
ihr uns hättet bereiten können!“
„Nicht der Rede wert!“ sagte Kastaglio stolz. „Aber laßt uns zur Sache
kommen. Ich nehme an, daß ihr nach dem Sieg über Arachna ihr
Zauberbuch suchen werdet, um ihren bösen Hexenkünsten ein Ende zu
machen, stimmt?“ „Ihr habt recht, liebes Großväterchen!“
„Schön, dann will ich euch gleich das Versteck zeigen, in dem die
Herrin das Buch aufbewahrte.“
Das Versteck befand sich im entferntesten und dunkelsten Winkel der
Höhle. Es bestand aus einem Gelaß in der Wand, das ein flacher Stein
bedeckte, den man vom Felsen nicht unterscheiden konnte. Die Knöpfe,
welche die geheimen Federn des Verschlusses in Bewegung setzten,
hätte ohne Hilfe des Zwergs niemand gefunden. Als der Deckstein sich
auftat, ergriff Ann hastig das dicke pergamentene Buch, dessen Deckel
von der Zeit rostfarben geworden waren.
„Habt Dank, herzlichen Dank, liebes Großväterchen!“ rief Ann
stürmisch. „Wie seid Ihr denn daraufgekommen, wo die Hexe das Buch
aufbewahrte?“
„Hab
ich
euch
nicht
gesagt, daß
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