Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gefundene Junge

Der Gefundene Junge

Titel: Der Gefundene Junge
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Haaren troff das Wasser. Sie trug ein enges Oberteil und Leggings aus einem öligen, glänzenden Material. Sie erklomm die Barke über eine Treppe und schob etwas durch einen Spalt in der Reling herab. Es war eine Strickleiter mit hölzernen Sprossen, die sich im Herabfallen entrollte.
    Â»Bring uns näher heran, Oates«, sagte Umber.
    Â»Bin doch schon dabei«, grummelte Oates. »Hasse ich es eigentlich, wenn Leute mich um etwas bitten, womit ich längst angefangen habe? Ja, das tue ich.« Er stieß sein Ruder ins Wasser und manövrierte sie seitlich an den Leviathan heran. Hap starrte die blaugraue Flosse an, die sich direkt unter der Wasseroberfläche befand und das Wasser aufwühlte. Die sichelförmige Extremität war schon für sich genommen kolossal, sie war doppelt so groß wie ihr kleines Boot. Selbst mit der sanftesten Bewegung wirbelte sie das Wasser auf und erzeugte kleine Wellenkämme.
    Die Jolle stieß gegen die glatte Walfischhaut. Sophie sprang von ihrem Sitzplatz auf und kletterte trotz ihrer fehlenden Hand geschickt die Leiter hoch. »Bist du bereit, Hap?«, sagte Umber.
    Hap stand auf und holte tief Luft. Er war froh, das kleine Boot verlassen zu können, aber er hätte lieber festes Land betreten als ein Meerestier, das jeden Augenblick wieder untertauchen konnte. Er starrte die Leiter an.
    Â»Keine Angst, Hap«, sagte Umber. »Das ist das sicherste Schiff, auf das du je einen Fuß setzen wirst. Komm, ich bin direkt hinter dir.«
    Hap nickte, umfasste mit beiden Händen eine Sprosse und begann den Aufstieg. Um nicht nach unten zu schauen, heftete er seine Augen auf die riesige Wand aus gesprenkeltem grauem Fleisch vor ihm. Die Haut war mit harten Muscheln gespickt, die sich daran festgesetzt hatten (unvermittelt fiel ihm das Wort für sie ein: Seepocken ), und immer noch floss das Wasser in sich schlängelnden Rinnsalen daran herab. Er zählte die Sprossen der Leiter, um seine Gedanken von dem tiefen Meer unter ihm abzulenken. Nach sechsundzwanzig Sprossen kam er oben an, und die Kapitänin griff ihm unter die Arme und half ihm an Deck.
    Umber sprang neben ihm an Bord. Er grinste breit und öffnete weit die Arme. »Nima, meine Liebe! Wie schön, dich und Boroon wiederzusehen!«
    Die Kapitänin verschränkte ihre Arme und legte ihren Kopf auf die Seite. »Gleichfalls, Umber.« Ihre dunklen Augen wanderten zu dem glimmenden Berg hinter ihnen. »Das war wohl knapp?«
    Â»Was sonst?«, lachte Umber. »Ich erzähle dir später davon.Aber zuerst muss ich dir jemanden vorstellen. Dieser junge Mann heißt Happenstance, aber wir nennen ihn Hap. Hap, dies ist unsere hochverehrte Freundin, Kapitänin Nima von den Merinauten.«
    Nima schloss die Augen und verbeugte sich. Hap tat es ihr nach. Als die Kapitänin ihre Augen wieder aufschlug, betrachtete sie Hap eingehend und runzelte die Stirn, als ihre Blicke sich trafen. Meine Augen schon wieder , dachte Hap. Sind sie wirklich so merkwürdig?
    Â»Boroon und ich heißen dich willkommen, Happenstance«, sagte sie. Hap schaute sich um, da er nicht wusste, wer Boroon war; er konnte niemand anderen an Bord erblicken. Vielleicht dort unten , tippte er dann, als er eine Einstiegsluke sah, die in den Schiffsrumpf hineinführte. Als er wieder zu Nima schaute, starrte sie ihn immer noch an; selbst als sie ihre langen schwarzen Haare in eine Hand nahm und sie auswrang, wandte sie ihren Blick nicht ab. Hap zuckte überrascht zusammen, als er die dünnen, durchsichtigen Häute zwischen ihren Fingerknöcheln bemerkte.
    Der Ignis grollte erneut und spie Gestein in den Himmel. »Wir sollten die Jolle sichern und losfahren«, sagte Nima laut.
    Â»Bin doch schon dabei, sie zu sichern«, rief Oates. »Wieso sagen mir immer alle, dass ich etwas tun soll, was ich längst tue?«
    Umber führte Hap zum vorderen Teil der Barke, wo er sich unbehaglich an die Reling lehnte und aufs Meer schaute. Selbst jetzt, wo es so still dalag, blieb Hap fast das Herz stehen, wenn er es nur betrachtete. Er wünschte sich beinahe, sie wären amFuß des Ignis geblieben und hätten es mit dem flüssigen Gestein aufgenommen.
    Nima stieg die Stufen hinab, die auf den breiten Rücken des Wals führten. Hap fiel auf, dass sie keine Schuhe trug, und fragte sich, ob sie zwischen den Zehen vielleicht auch Schwimmhäute hatte.
    Nima ging zu dem Loch im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher