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Der galaktische Mahlstrom

Der galaktische Mahlstrom

Titel: Der galaktische Mahlstrom
Autoren: David Gerrold
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sich bestimmt für allein und einmalig. Schon die Tatsache ihrer Abgeschnittenheit von einer natürlichen Umwelt, weist darauf hin, daß sie sich keine wirkliche Vorstellung davon machen können …«
    »Einen Moment, Mr. Spock«, unterbrach ihn Chekov, »aber sie haben doch sicher Bücher, Mikrofilme, Bänder …«
    »Mr. Chekov, auch Sie haben Bücher und Filme. Glauben Sie, daß ein Hexenhaus sich erheben und auf Hühnerbeinen davonstapfen kann?«
    Chekov blickte ihn verwirrt an. »Natürlich nicht. Sie sprechen von einem alten Märchen!«
    »Aber sicher haben Sie einige sehr überzeugende Holobänder dieser Geschichte gesehen?«
    »Das schon, trotzdem weiß ich, daß es nur ein Märchen ist!«
    »Nicht, wenn Sie auf Baba Yaga lebten, einer Insel unweit des Südwestkontinents des Planeten Mussourgsky. Während der Regenzeit werden größere Teile dieser Insel überschwemmt, deshalb ist es häufig notwendig, die Wohnsiedlungen in aller Eile zu verlegen. Aus diesem Grund gibt es dort keine permanenten Bauten, statt dessen sind die Hütten auf rollbaren Stelzen errichtet. Für die Kinder dort ist Das Haus von Baba Yaga eine wahre Erzählung, und dafür würden auch Sie sie halten, wären Sie dort aufgewachsen. Ich will damit sagen, daß die Bewohner des Schiffes dort drüben die Geschichte ihres tatsächlichen Ursprungs durchaus für Mythen halten können – trotz aller Beweise in den Speicherbänken. Denn als Einzelwesen fehlt ihnen die eigene Erfahrung – genau wie Mr. Chekov nie wandelnde Häuser gesehen hat. Diese Menschen haben keine Möglichkeit zu erkennen, was Wahrheit und was Märchen ist.« Spocks Blick wanderte über die Anwesenden. »Darum bin ich für äußerste Vorsicht. Sie werden sich das Weltbild, das sie geschaffen haben, nicht so ohne weiteres widerlegen lassen.«
    Mr. Scott hatte auf dem vorderen Brückenschirm ein Abbild des Riesenschiffs dargestellt, das sich genauso majestätisch drehte, wie das nur ein paar Kilometer entfernte Original.
    »Der Grundaufbau«, erklärte Scotty, »ist ein fast fünfundzwanzig Kilometer langer Zylinder mit einem Durchmesser von zehn Kilometer. An jedem Ende befinden sich drei Kernkraftwerke. Eines funktioniert möglicherweise noch. Die Wärmestrahlung weist darauf hin, daß es auf niedrige Leistung in Betrieb ist – oder daß es erst vor kurzem abgeschaltet wurde. Ich schließe jedoch auf ersteres, denn ihr wirklich ingeniöses Wärmeaustauschsystem ist in Funktion – sie benutzen Wasser, um die Resthitze durch die Schiffshülle zu zirkulieren.« Bewunderung für die seit Jahrhunderten toten Planer klangen aus Scottys Stimme. Teile des Bildes auf dem Schirm glühten rot, um den arbeitenden Kernreaktor und die Linien des Zirkulationssystems anzuzeigen, die bis zur Mitte des Zylinders verliefen. »Doch wie Sie sehen, wird nur eine Hälfte des Schiffes auf diese Weise erwärmt«, fuhr Scotty fort. »Die andere Hälfte, wo kein einziger Reaktor in Betrieb ist, ist kalt. Welche Wärme dort auch sein mag, sickert aus der vorderen Hälfte durch.«
    Kirk nickte nachdenklich. Spock sagte: »Das ist nicht, wie die Konstrukteure es geplant hatten.«
    »Nein, sicher nicht«, bestätigte Scotty. »Das Schiff fliegt mit einem Ionenantrieb. Sehen Sie die vierundzwanzig Rohre rund um den Zylinder? Das sind die Magnetröhren. Sie können je nach Programm in der einen oder der anderen Richtung benutzt werden. Wirklich, sehr geschickt gemacht. Sie haben vierundzwanzig Primärschubdüsen an jedem Ende und können auf der Flugbahn beschleunigen und abbremsen, ohne wenden zu müssen.« Auch Scottys Grinsen verriet seine Bewunderung. »Ich schätze, daß zum Betrieb dieser Maschinen zwei Kernreaktoren erforderlich sind und zumindest einer für den täglichen Bedarf des Schiffes – der, der augenblicklich in Betrieb zu sein scheint. Die anderen Reaktoren werden offenbar schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt, denn das ganze System ist kalt, Captain! Sie strahlen nicht die geringste Restwärme ab. Ich würde sagen, sie wurden seit mehr als einem Jahrhundert nicht mehr benutzt.«
    »Mehr als ein Jahrhundert!« entfuhr es Chekov. Er starrte Scotty erstaunt an.
    Kirk hob eine Hand. »Ich weiß Ihr mitfühlendes Interesse zu schätzen, Mr. Chekov, aber als Navigator wären Ihre Fähigkeiten besser angewandt, den Kurs des Schiffes rückwärts zu verfolgen, um den Heimatplaneten zu finden. Da Sie nun wissen, daß es seit zumindest hundert Jahren dahintreibt, müßten Sie berechnen
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