Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der galaktische Mahlstrom

Der galaktische Mahlstrom

Titel: Der galaktische Mahlstrom
Autoren: David Gerrold
Vom Netzwerk:
wandten sich scharf Spock zu. Meuterei?
    »Überlegen Sie«, sagte Spock. »Ein Planet wird entdeckt, Heros Star, zum Beispiel. Aus der Ferne scheint er bewohnbar zu sein, und selbst aus der Nähe wirkt er noch vielversprechend. Doch periodische Eruptionen der Sonnenoberfläche hüllen den Planeten in so intensive harte Strahlung, daß ein Leben dort nur begrenzt möglich ist. Aber wenn man noch nie Fuß auf einen Planeten gesetzt hat und diese Welt die einzig mögliche Chance für ein Zuhause wäre, wie würden Sie dann über Sonneneruptionen denken, die nur alle dreiundzwanzig Jahre zu befürchten sind?« Sein Blick wanderte von einem zum anderen, doch er fuhr fort, ehe jemand antwortete.
    »Diese Annahmen vorausgesetzt – und ich betone, daß es nur Annahmen sind! – könnte es durchaus zu einer Entscheidung gekommen sein, ob bei Heros Star angehalten oder an ihm vorbeigeflogen werden sollte zum nächsten Stern, und die Entscheidung dagegen könnte sehr wohl zu einer Meuterei geführt haben. Vielleicht versuchte eine Seite durch Sabotage einen Weiterflug zu verhindern, und deshalb sind die Reaktoren ausgefallen. Der Krieg zwischen den beiden Seiten wurde nie beigelegt, und die Überlebenden oder vielmehr ihre Nachkommen, wohnen je in einer Schiffshälfte – als Farmer und Wilde. Diese Extrapolation beruht natürlich lediglich auf dem, was wir bisher gesehen haben. Aber das letzte Sternensystem, durch das das Schiff gekommen sein kann, ist tatsächlich Heros Star, und die von Mr. Chekov berechnete Flugbahn und Geschwindigkeit passen gut in diese Hypothese.«
    »Vielen Dank, Mr. Spock.« Kirk blickte über den Tisch auf seinen Ersten Offizier. »Haben Sie die Wahrscheinlichkeit dieser Hypothese geschätzt?«
    »Zumindest neunzig Prozent.«
    »Das ist ja eine sehr schöne Geschichte, Mr. Spock«, sagte Scott, »aber es gibt keinerlei Unterlagen, daß ein Schiff dieser Art je die Erde verlassen hat. Ich würde es wissen, wenn eines wie dieses in den vergangenen dreihundert Jahren konstruiert worden wäre.«
    »Nun, wenn Sie nichts davon wissen, wissen Sie eben nichts davon«, sagte Spock ausdruckslos. »Aber es gibt das Schiff. Und die junge Frau in Dr. McCoys Krankenstation spricht ein abgewandeltes, aber erkennbares Englisch. Deshalb dürfte wohl eher an Ihrem vollständigen Wissen als an der Existenz des Schiffes zu zweifeln sein.« Er wartete geduldig auf Mr. Scotts Antwort, doch Kirk kam Scotty zuvor.
    »Gentlemen«, sagte er. »Sie haben vielleicht beide recht. Ich schlage vor, wir begeben uns in die Bibliothek und befassen uns ein wenig mit der Geschichte. Einverstanden?«
     

 
4.
     
    Gewöhnlich nimmt die geschichtliche Abteilung einer Schiffsbibliothek nur einen geringen Raum ein. In der Enterprise war es anders. Überhaupt hatte Kirk die Bibliothek erweitert. Die dritte Sporthalle hatte weichen und zusätzlichen Speichertanks Platz machen müssen. Als Erklärung hatte Kirk gesagt: »Wenn man aus den Fehlern anderer lernen kann, braucht man sie nicht selbst zu machen.«
    Wo immer die Enterprise mit anderen Sternenschiffen zusammenkam, oder wenn sie auf Sternenbasen Station machte, ersuchte die Bibliothek automatisch um die neuesten Informationen. Auch kopierte sie Bibliotheksmaterial von Fremdkulturen, auf die sie bei ihrer Patrouillentätigkeit stieß.
    Anfangs hatte die Admiralität diese Sammlerleidenschaft Kirks als amüsante Marotte angesehen, doch dann kam es zu dem MacMurray-Zwischenfall.
    MacMurray war ein Freibeuter gewesen, der in einem dafür sehr unwahrscheinlichen Sektor einen bewohnbaren Planeten entdeckt hatte, den er Noah nannte. Kurz darauf errichtete er auf dem einzigen Kontinent – mit mehreren hundert Bewohnern, ehemaligen Piraten, Dissidenten und Deviationisten – ein eigenes Reich.
    Die Föderation kümmerte sich kaum um sie. Als Kaiser MacMurray ein Diplomatenschiff verlangte, um seinen Botschafter zur Föderation zu schicken, ignorierte man sein Gesuch. Aus irgendeinem Grund wurde die Subraumnachricht nicht einmal bestätigt.
    Diese Mißachtung konnte MacMurray nicht einfach hinnehmen. Die Beleidigung mußte gesühnt werden. Er erklärte der Föderation den Krieg. Das MacMurray-Reich beschlagnahmte die nächsten drei Handelsschiffe, die in seinem einzigen Hafen landeten.
    Das vierte Schiff war die Enterprise.
    James T. Kirk taxierte die Lage und kapitulierte. Doch die Kapitulation galt nicht nur für sein Schiff, sondern für die gesamte Sternenflotte und die ganze Föderation
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher