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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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träumten: einen festen Job, der es ihm ermöglichte, kreuz und quer durchs Land zu reisen, diverse Ausweispapiere, die auf verschiedene Namen lauteten, und nicht zuletzt eine äußere Erscheinung, die naive Bauernmädchen interessant fanden. Den Lastwagen nicht zu vergessen. Wer in Laos einen Lastwagen besaß, der machte etwas her. Mit seinem doppelt verstärkten Chassis und dem grollenden chinesischen Motor strahlte der Laster Macht und Einfluss aus. Er gehörte ihm zwar nicht, aber das brauchte niemand zu wissen. Ein Dienstwagen war schließlich auch nicht zu verachten. Es gefiel ihm, wie sie ihm nachsahen, wenn er vorbeifuhr, die dummen Landpomeranzen, die auf ihren Veranden saßen und darauf warteten, dass das Leben des Weges kam und sie zum Einsteigen aufforderte. Wenn er denn tatsächlich einmal anhielt, drehten sie vor lauter Glück fast Pirouetten, sodass sie um ein Haar mit dem Gesicht voran im Dreck gelandet wären.
    Macht und Einfluss waren ihm zu Kopf gestiegen. Es ging ihm nicht nur darum, sie ins Bett zu kriegen; das war kein Problem. Manchmal dienten die Mütter ihm ihre Töchter sogar an, damit er sie auf eine »Probefahrt« mitnahm. Nein, ihm ging es um die Gewissheit, dass er ein anständiges Mädchen – rein, unbefleckt und für den Richtigen bestimmt – mühelos umgarnen, ihre Familie bezirzen, seine scheinbare Zuneigung zur Schau stellen und sich als gute Partie verkaufen konnte.
    Sein Rekord lag bei fünf Tagen: die platonische Verführung, Abendessen mit den Eltern, Vorlage von Bankauszügen und Referenzen, ein Abstecher aufs Standesamt in der nahe gelegenen Kreisstadt – und all das in nicht einmal einer Woche. Es erstaunte ihn nach wie vor, wie schnell er sie um den Finger gewickelt hatte. Die Heiratsurkunde bestätigte, dass sie ihm gehörte. Jetzt brauchte er ihr nur noch die Jungfräulichkeit zu nehmen – und dann das Leben. Konnte man irgendwo sonst auf der Welt einen Menschen in so kurzer Zeit zu seinem Privateigentum machen? Wer weiß? Vielleicht gab es ja irgendein gottverlassenes Kaff in Afrika oder Südamerika, wo die Eltern so versessen darauf waren, ihr Töchterlein unter die Haube zu bringen, dass sie bereitwillig über kleine Ungereimtheiten hinwegsahen. Die Zeiten waren hart. »Die Gelegenheit war günstig«, pflegten sie zu sagen. »Ein netter Bursche aus der Stadt hat sich in sie verliebt. Aber er war nur vier Wochen in der Gegend, dann war seine Arbeit hier beendet. So eine Chance konnten wir uns doch nicht entgehen lassen, oder?« Alles, was sie sich für ihre Tochter wünschten, war ein rechtschaffener, finanziell gesicherter Verehrer, der über feine Manieren, ein halbwegs ansprechendes Äußeres und gute Kontakte zur Partei verfügte … ach, und ein Lastwagen konnte natürlich auch nicht schaden.
    Alles, was er brauchte, war Schönheit, Unschuld … und ein langer, schlanker Hals, um den er seine Hände schließen konnte.
    Er kam aus dem Haus des Dorfvorstehers, der ihm eine Matratze für die Nacht überlassen hatte. Die Sonne versank hinter den rötlich-grauen Bergen, die Insekten feierten ihre abendliche Messe, und ihr monotoner Singsang hallte durchs Tal. Ein Pinienhain drängte sich um die kleine Ansammlung wellblechbedachter Baracken aus Bambus und Elefantengras. Die meisten Hütten waren von einem aus Zweigen gefertigten Zaun umsäumt, um den sich prächtige Bougainvilleen und zartblaue Winden rankten. Es gab dem Ort etwas Pittoreskes, das Phan abscheulich fand.
    Auf seinem Dienstplan war dieses Nest als Stadt verzeichnet. Er war herumgekommen in der Welt und wusste, wie eine Stadt auszusehen hatte. Dass der Ort an einer Provinzhauptstraße lag, spielte in seinen Augen nicht die geringste Rolle. Dorf blieb Dorf. Selbst einige Provinzhauptstädte waren im Grunde wenig mehr als Dörfer: riesige, verstreut liegende, heruntergekommene Dörfer, mit dem einen oder anderen Betonblock dazwischen. Dörfer voller ignoranter, unangenehmer Menschen, die die schönen Dinge des Lebens nicht zu schätzen wussten.
    Er nickte den Bewohnern freundlich zu, blieb hin und wieder stehen, um ein wenig zu plaudern und beiläufig zu erwähnen, weshalb er hier war. In einem Nest wie diesem würde die Nachricht noch vor dem Abendessen die Runde machen. Nachdem er zwanzig Minuten lang mit den Händen in den Taschen umhergeschlendert war, hatte er den Ortsrand erreicht. Hier gab es weiter nichts als einen Trampelpfad, der in den Wald führte. Er setzte sich an einen uringelben Teich, wo
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