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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)
Autoren: Colin Cotterill
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gestattet, Ihr Haus mietfrei zu bewohnen. Sobald Sie jedoch ausziehen, haben Sie Ihr Wohnrecht verwirkt. Und vermieten dürfen Sie Ihr Haus schon gar nicht.«
    Siri nickte. »Na, dann ist ja alles in bester Ordnung.«
    »Warum?«
    »Weil wir erstens festgestellt haben, dass ich durchaus dort wohne, und die Leute unter meinem Dach zweitens keine Miete zahlen. Sie sind nämlich meine Freunde.«
    »Ihre Freunde?« Der Mann lachte zum ersten Mal. »Dann scheinen Sie ja recht beliebt zu sein, Dr. Siri.«
    »Vielen Dank.«
    »Gestern sind in Ihrem Haus in That Luang nach meiner Zählung sage und schreibe neunzehn Personen ein und aus gegangen. Acht von ihnen sind dort offiziell gemeldet. Dann war da noch ein Mönch, der in unseren Unterlagen nirgends auftaucht. Was macht ein Mönch in Ihrem Haus, Genosse?«
    »Er ist mein geistlicher Berater. Die Frau des Premierministers schleicht schließlich auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Tempel, um den günstigsten Termin für das nächste nationale Großereignis zu erfragen.«
    »Dann berät er Sie vermutlich per Telepathie, denn er ist offenbar nicht nur taub, sondern auch stumm. Jedenfalls schien er weder willens noch in der Lage, mir mitzuteilen, welchem Tempel er angehört. Und Sie wissen genauso gut wie ich, dass es Mönchen grundsätzlich untersagt ist, in Privatwohnungen Quartier zu nehmen. Womit wir beim Thema Prostitution wären.«
    Siri zog seine buschigen weißen Augenbrauen hoch und wandte sich an seine Frau. »Was fällt uns zum Thema Prostitution ein, mein Herz?«
    »Eigentlich nur eine Frage, und die lautet ›Wie viel?‹«, antwortete sie.
    Der Wohnungsbeamte wurde von Minute zu Minute nervöser, und Daengs Nudeln dufteten ungemein verführerisch.
    »Die Frage bezieht sich auf zwei junge Frauen, die ebenfalls bei Ihnen wohnen und wegen Prostitution aktenkundig sind.«
    »Ts, ts, und sie gehen in meinem Haus ihrem Gewerbe nach?«
    »Nicht direkt.«
    »Mit anderen Worten, nein?«
    »Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Unter anderem deshalb sollen Sie ja mit mir kommen. Wir haben für halb acht eine Anhörung in dieser Sache anberaumt.«
    »Dann bin ich verhaftet?« Siri stand auf und streckte ihm die Handgelenke hin.
    »Äh, nein. Ich bin schließlich kein …«
    »Denn wenn ich nicht verhaftet bin und draußen keine vier baumlangen Schläger stehen, um mich gebührend in Empfang zu nehmen, sieht es ganz so aus, als ob Ihre kleine Anhörung ohne mich stattfinden müsste.«
    »Da muss ich Sie leider enttäuschen, Genosse.« Die Stimme des Beamten überschlug sich. Er wühlte in den Papieren an seinem Klemmbrett. »Hier ist die offizielle Vorladung, unterzeichnet vom Amtsdirektor höchstpersönlich.«
    »Ach, das ist natürlich etwas ganz anderes.« Siri nickte. »Kann ich mal sehen?«
    Koomki hielt ihm das Schriftstück hin, und mit einer Gewandtheit, die man einem Mann seines Alters gar nicht zugetraut hätte, schnappte Siri sich den Wisch, und ehe sich’s der Beamte versah, war er damit auch schon quer durch den Raum geflitzt. Daeng trat einen Schritt zurück. Siri faltete das Blatt Papier sorgfältig zusammen und legte es auf den Lehmherd, in dem ein prasselndes Feuer loderte. Binnen Sekunden war es zu einem schwarzen Aschehäufchen verkohlt. Wo eben noch der Mund des Wohnungsbeamten gewesen war, gähnte jetzt ein großes Loch.
    »Wenn Sie mich entschuldigen würden«, sagte Siri und wischte sich die Hände ab, »ich würde gern in Ruhe frühstücken, bevor ich zur Arbeit fahre.«
    Der Mann stand da wie angewurzelt. »Das war Eigentum des Staates«, stieß er mühsam hervor.
    Siri trat neben Koomki, legte ihm den Arm um die Schulter und eskortierte ihn zur Tür.
    »Sie haben mutwillig Staatseigentum zerstört«, stammelte der Mann für den Fall, dass Siri ihn beim ersten Mal nicht verstanden hatte.
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sehen Sie, ich bin nämlich der amtliche Leichenbeschauer und in dieser Funktion ebenfalls Eigentum des Staates. Genauer gesagt, des Justizministeriums. Trotzdem kommen Sie hierher und wollen meinen guten Ruf zerstören. Dagegen ist ein verbranntes Stück Papier doch bestenfalls ein schlechter Witz, meinen Sie nicht auch?«
    Siri und Koomki standen auf dem holprigen Gehsteig, doch bevor er ihn ziehen ließ, beugte Siri sich zu dem Mann hinunter und blickte ihm tief in die feuchten Augen: »Richten Sie Ihren Kollegen aus, wenn etwas gegen mich vorliegt, mögen sie mich doch bitte gleich von der Polizei abholen und
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