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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter
Autoren: Jason Dark
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geben.«
    »Dann laßt uns endlich gehen!«
    Sie war auch als erste an der Tür und zog sie auf. Vom Gang her hörten wir ihre Schritte durch die offenstehende Tür. Sie klangen schwerfällig, fast roboterhaft, und Bill warf mir einen besorgten Blick zu. »Ich habe auch Angst um sie, John.«
    »Wir werden schon gemeinsam achtgeben.«
    »Falls man uns die Zeit dazu läßt.«
    Sheila erreichten wir außerhalb des Gasthofs. Sie stand neben dem Volvo. »Wie ist es, nehmen wir den Wagen?«
    Ich öffnete die Heckklappe und warf Bill dann den Schlüssel zu. »Ja, es kann sein, daß wir jemanden verfolgen müssen.«
    Den Einsatzkoffer hatte ich mitgenommen. Als ich den Deckel hochklappte, stach mir der Bumerang sofort ins Auge. Ich holte ihn hervor und drückte ihn Sheila in die rechte Hand. Sie umklammerte ihn hart. Selten hatte ich bei ihr einen so eisigen Zug um die Mundwinkel gesehen.
    Eines stand fest.
    Diese Frau war bereit, für ihr Kind zu kämpfen und durch die Hölle zu gehen!
    ***
    Man hatte Johnny alleingelassen.
    Weder Nadine noch der Werwolf waren erschienen, um nach ihm zu schauen. So stand er einsam zwischen den Gebeinen, schaute hin und wieder hoch zur Öffnung, sah das hellere Rund und manchmal auch das Filigran der Äste, das sich dort abzeichnete.
    Seltsamerweise dachte er nicht mehr an den Tod. Johnny hatte einen Punkt erreicht, wo er abwarten wollte. Er war schmutzig. Der Dreck klebte an seiner Kleidung. Auch im Gesicht zeigten sich braune Spuren. Manchmal knackten die Gebeine unter ihm, wenn er sich bewegte oder sein Gewicht verlagerte.
    Wenn dieses Geräusch erklang, durchzuckte es ihn jedesmal. Dann wurde er wieder in die Realität zurückgeholt, da war ihm plötzlich klargeworden, daß er in einer Höhle auf einem Knochenberg stand und darauf wartete, daß man ihn holte.
    Aber wer würde ihn holen? Der unheimliche Werwolf oder seine ehemalige Freundin Nadine, die ja auch in der Nähe lauerte und abwartete.
    Johnny wußte keine Antwort auf diese Frage. Raus mußte er, und er würde es auch noch einmal versuchen. Vielleicht hatten sich die Wölfe zurückgezogen, so daß er sie überraschen konnte.
    Dazu kam es nicht mehr. Plötzlich verdunkelte sich die runde Öffnung. Der Schatten blieb, Johnny duckte sich unwillkürlich, als er sah, daß sich etwas bewegte und in die Öffnung hineintauchte.
    Es war ein Arm!
    Lang mit einer Kralle und auch fellbedeckt. So sah kein Menschenarm aus, der gehörte einem Werwolf. Und dem Jungen war auch klar, was der andere von ihm wollte.
    Er sollte aus der Höhle klettern.
    Noch zögerte Johnny. Er überlegte, ob es eine Falle sein konnte. Johnny traute nur noch seinen Eltern und seinem Onkel.
    Der Werwolf gab ein Fauchen von sich. Es klang unwillig und auch wütend. Er wollte, daß sich der Junge bewegte. Sein Arm glitt Johnny noch ein Stück entgegen. Die Pranke bewegte sich dabei, und auch die Krallen machten diese Bewegung mit.
    Johnny Conolly sah keine andere Chance mehr. Er mußte sich voll und ganz auf den Werwolf verlassen und sich in dessen Gewalt begeben. Vielleicht lief es dann einmal anders, als er es sich vorgestellt hatte. Er brauchte ihn ja nicht zu töten. Bestimmt hatten seine Eltern und John inzwischen bemerkt, daß er sich nicht mehr im Gasthaus aufhielt. Sie würden ihn sicherlich suchen. Wenn er in der Höhle blieb, hatten sie keine Chance mehr, ihn zu finden. Also raus!
    Nach wie vor war es schwer für ihn, sich auf den Knochen voranzubewegen. Bei jedem Knacken unter ihm zuckte er zusammen. Zwar hatte der Werwolf seinen Arm in die Röhre gestreckt, aber auch wenn Johnny sich auf die Zehenspitzen stellte, schaffte er es nicht, die Pranke des anderen zu erreichen.
    Also mußte er wieder klettern und noch einmal versuchen, die glatte Wand zu überwinden.
    Johnny versuchte es.
    Einfach war es nicht. Wie schon beim erstenmal, er zitterte, als er den Kontakt mit der Pranke bekam. Sie hielt ihn plötzlich fest, der Griff schmerzte, so daß der Junge glaubte, seine Haut würde einreißen. Zum Glück schützte ihn der Ärmel des T-Shirts noch ein wenig. Er winkelte die Beine an, preßte seine Knie gegen den schrägen Boden und schob sich so weiter.
    Jetzt griff auch die zweite Pranke zu. Diesmal erwischte sie seine Schulter und klammerte sich da fest.
    Der Rest war ein Kinderspiel. Johnny kam sich vor, als würde er eine Rutsche hochgezogen, sein Kopf stieß durch die Öffnung, er holte tief Luft und roch wieder die Nähe des Werwolfs. Das Fell strömte
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