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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter
Autoren: Jason Dark
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auch weiterhin den widerlichen Geruch aus, diese Mischung aus Moderund fauligen Pflanzen.
    Johnny lag auf dem Bauch. Der Werwolf hockte direkt neben ihm und drehte den Jungen auf den Rücken. Unwillkürlich streckte Johnny beide Arme aus, aber die Bestie packte nicht zu, sie ließ ihn in Ruhe, und so schaute der Kleine gegen das Astwerk der Bäume und sah dahinter einen Himmel, der schon grauer geworden war.
    Bestimmt war die Sonne bereits gesunken. Die Abenddämmerung würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Der Werwolf zog ihn hoch. Wie eine Puppe stellte er Johnny auf die Füße und hielt ihn fest.
    Der Junge schaute sich um, aber er konnte Nadine nirgendwo entdecken.
    Wenn sie sich überhaupt in der Nähe aufhielt, mußte sie sich versteckt haben.
    Was würde geschehen?
    Lange brauchte Johnny darüber nicht nachzudenken. Die Bestie griff zu und hob ihn an.
    Der Junge erschrak, als er plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen spürte, herumgewuchtet wurde und über der Schulter der Bestie liegenblieb.
    Da hing er nun wie ein lebloser Gegenstand. Wenn er die Augen öffnete, schaute er gegen den pelzigen, breiten Rücken der Bestie, die sich in Bewegung setzte, so daß Johnny bei jedem Schritt mitschaukelte. Der Weg führte durch den Wald.
    Johnny kannte das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein. So ähnlich wie eine Geiß kam er sich auch vor. Im Märchen hatte der Wolf sie verspeisen wollen, was würde er mit ihm anstellen? Darüber nachdenken wollte Johnny nicht. Zudem wurde er von den schaukelnden Schrittbewegungen des Werwolfs abgelenkt, und auch die Zweige und Äste berührten hin und wieder seinen Körper oder schlugen sogar in sein Gesicht.
    Man schaffte ihn durch den Wald. Über einen Boden, der sich wellte, zwischen Bäumen, die anfingen zu tanzen, als würden sie von einem unsichtbaren Dirigenten bewegt.
    Die Welt bestand für Johnny nur mehr aus Schatten und grauen Flecken, wenn er ein Stück der Helligkeit mitbekam, die auch immer stärker abnahm und allmählich der Dämmerung Platz schuf.
    Es kam die Zeit, da hatten sie den Wald verlassen. Johnny merkte es erst, als sich der Werwolf zur Seite neigte, so daß der Junge von dessen Schulter rutschte.
    Als er mit beiden Füßen den Boden erreichte, knickte er zusammen und sank in das hohe, weiche Gras.
    Der Werwolf ließ ihn liegen. Er kümmerte sich überhaupt nicht um ihn, ging zwei Schritte weiter und schaute nach vorn, irgendeinem Ziel entgegen.
    Johnny blieb zunächst einmal liegen. Er war froh darüber, nicht mehr geschleppt zu werden. Sein Blick traf den freien Himmel. Keine Baumäste versperrten mehr die Sicht, und das sagte ihm, daß sie den Wald endgültig verlassen hatten.
    Die Bestie stand nicht weit entfernt. Sie drehte Johnny den Kücken zu und sah in eine bestimmte Richtung.
    Der Junge erhob sich. Das Gras raschelte bei seinen Bewegungen, er konnte es leider nicht vermeiden. Auch er wollte sehen, wo ihn die Bestie hingeschafft hatte.
    Sie standen etwas erhöht, auf einer Hügelkuppe. Von dieser Stelle aus konnten sie einen weiten Blick über das Land werfen. Am Himmel waren die grauen Schatten sehr lang und breit geworden. Zu einer Wand hatten sie sich verdichtet, die langsam näher kam und vom Wind getrieben zu werden schien. Darunter lag das Land.
    Waldreich, hügelig, nur zum Meer hin flach werdend. Dazwischen lag die Ortschaft.
    Es brannten bereits einige Lichter. Keine großen Reklameleuchten, in den Häusern, hinter den Scheiben. Sie waren als blasse Flecken zu erkennen. Zwischen den Häusern ballten sich bereits die Schatten. Johnny stand oberhalb von Trevarrick. Er suchte das Gasthaus, wo er mit seinen Eltern und John Sinclair abgestiegen war, aber es war bereits zu dunkel.
    Der Werwolf drehte sich um.
    Johnny hatte das Rascheln vernommen, blieb starr stehen und schaute zu.
    Unheimlich sah das Tier aus. In diesem Licht wirkten seine Augen noch kälter und mörderischer. Halb offen stand das Maul. Die Fangzähne gleißten wie gelb angestrichen, und die Schnauze erschien ihm wie ein feuchtes Loch.
    Johnny ging zurück, als die Bestie die Pranke anhob. Es sah so aus, als wollte sie den Jungen mit einem Schlag vernichten, und in dem Kind schoß die Panik hoch.
    Er lief zurück, seine Hacken berührten Bodenwellen, über die er auch stolperte. Er fiel auf den Rücken.
    Dann war der Werwolf über ihm.
    Johnny schrie. Der Schrei war dünn, ängstlich, wurde von niemandem gehört, dafür von der harten Pranke des Werwolfs
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