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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter
Autoren: Jason Dark
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ihn warf.
    Und jetzt war alles anders.
    Da wollte sie ihn töten!
    Nadine stand ihm gegenüber. Die Grablänge trennte sie. Das Fell der Wölfin war gesträubt, noch immer stand das Maul offen, und das leise Knurren klang gefährlich.
    Johnnys Mundwinkel zuckten. Es sah so aus, als wollteer im nächsten Augenblick anfangen zu weinen.
    Er wußte auch, wie schnell Nadine war. Weglaufen konnte er nicht vor ihr.
    Der in der Nähe stehende Werwolf stieß einen Laut aus, in dem sich Jammern und Heulen vermischten. Es war so etwas wie ein Startzeichen, das Nadine auch verstand.
    Sie sprang!
    Mit einem Satz setzte sie über das Grab hinweg, und sie hätte Johnny auch immer erwischt, aber in diesem Augenblick wuchs der Junge über sich selbst hinaus. Wie er wegkam, wußte er selbst nicht zu sagen. Vielleicht war es nur ein Reflex, vielleicht auch nicht. Jedenfalls warf er sich nach rechts, und Nadine landete dort, wo Johnny noch vor einer Sekunde gestanden hatte. Der Junge rannte bereits. Er wollte verschwinden, sich irgendwo verstecken, aber außerhalb des Friedhofs, denn den Weg zum Tor hatte er sich genau gemerkt. Als er lief, setzte sich auch Nadine in Bewegung. Sie war wütend. Auf der Stelle drehte sie sich und wühlte dabei die Erde auf. Johnny lief, so schnell er konnte. Es war nicht einfach, sich auf dem unebenen Boden zu bewegen. Dieser Flecken des Totenackers wurde nicht mehr gepflegt, das Gras hatte hoch wachsen können und wurde für einen Läufer an einigen Stellen zu einem Hindernis.
    Der Junge bewegte nicht nur seine Beine, auch die Arme schlenkerte er, so daß er sich bei höher wachsenden Hindernissen freie Bahn verschaffen konnte.
    Die Angst war vorhanden, sie mobilisierte Kräfte in seinem kleinen Körper. Er hörte sein Keuchen, aber auch die harten und gleichzeitig dumpfen Geräusche der Pfoten, wenn die Wölfin nach ihren Sprüngen aufsetzte.
    Sie nahmen an Lautstärke zu. Ein Beweis, daß die Wölfin aufholte. Aber der Junge rannte weiter. Er hatte einen Zickzack-Kurs eingeschlagen, die Grabsteine tanzten oft genug vor seinen Augen, er selbst kam sich vor, als würde er über eine lange, wogende Dünung rennen und wunderte sich, daß er noch nicht gestolpert war.
    Das änderte sich.
    Es waren die Bodendecker, Efeuranken, die auf einem alten Grab wuchsen, über das er rennen wollte, doch als er in die Ranken trat, bekam er den Fuß nicht mehr richtig hoch.
    Der Schwung war auch zu groß. Ohne daß Johnny etwas dagegen unternehmen konnte, wurde er nach vorn geschleudert, haarscharf an einem alten Grabstein vorbei, aber in ein dichtes Buschwerk hineinsegelnd, das ihn mit seinen Zweigen wie Arme umfing. Johnny krachte hinein. Er schrie. Etwas stach in sein Gesicht. Dornen kratzten über die Haut, zerfetzten auch an einigen Stellen das T-Shirt, rissen kleinere Wunden, und als sich der Junge hervorwühlen wollte, drückte er sich nur noch tiefer hinein.
    Die Wölfin war da. Er hörte rechts neben sich das Krachen, als sie landete und spürte plötzlich etwas Warmes, auch Feuchtes über die Haut im Nacken streifen.
    Der Atem des Tieres!
    Johnny war klar, daß er Nadine nicht mehr entkommen konnte. Sie würde zu einer Mörderin werden — und sie biß zu!
    Johnny schrie vor Panik, brachte aber nur dumpfe Laute hervor, weil sein Kopf durch den Druck einer Pfote gleichzeitig nach vorn gepreßt wurde.
    Harte, kräftige Zähne hatten zugepackt, aber nicht seinen Hals durchbissen, sondern sich im Stoff verhakt, nahe des Hosengürtels. Die Wölfin setzte ihre Kraft ein. Sie zerrte und riß, denn sie wollte Johnny aus dem Gebüsch hervorholen.
    Das Gesicht des Jungen war zu einer Fratze der Angst verzerrt. Es gelang ihm, seine Arme auszustrecken und sich an den vor ihm wachsenden Buschzweigen festzuhalten, die sich ihm durch den Druck der zerrenden Wölfin entgegenbogen und schließlich mit knackenden Geräuschen brachen. Er rutschte jetzt über den Boden weiter und hatte nichts mehr, woran er sich hätte festklammern können. Nadine war stärker.
    Sie zerrte ihr Opfer auch über das mit Efeu bedeckte Grab hinweg, danach durch das Gras und schaffte ihn fast die gesamte Strecke zurück, die der Junge gelaufen war.
    Johnny merkte kaum, daß sie ihn losließ und er plötzlich liegenblieb. Erschöpft, weinend und schreckliche Ängste ausstehend. Er spürte ihre Pfoten auf seinem Rücken wie ein Trommelfeuer, als sie mehrere Male dagegen hämmerte. Irgend etwas hatte sie mit ihm vor. Nadine schob auch ihre Pfoten unter
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