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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius
Autoren: John Maddox Roberts
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worden wäre.
    »Ich danke dir, Gaius Julius«, sagte ich. »Aber ich bin überrascht, dich hier zu treffen. Ich dachte, du wärest in Spanien.«
    Er winkte ab, als handele es sich um eine banale Nebensächlichkeit. »Oh, gewisse Pflichten haben mich aufgehalten, in der Hauptsache religiöser Natur.« Durch eine absolut erstaunliche Bestechungskampagne war es Caesar gelungen, sich ein paar Jahre zuvor zum Pontifex maximus wählen zu lassen, der für alle Aspekte der Ausübung der Staatsreligion zuständig war. Das rief mir eine Frage in Erinnerung, die mich seit geraumer Zeit beschäftigt hatte.
    »Es ist durchaus möglich, daß es in Spanien zu Kampfhandlungen kommt, oder?« fragte ich.
    »Die Möglichkeit besteht immer«, sagte Caesar. »Ich habe bisher beschämend wenig Erfahrung als militärischer Befehlshaber gesammelt, aber ich glaube, ich werde der Aufgabe trotzdem gewachsen sein.«
    »Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel«, versicherte ich ihm. »Aber verrate mir, wie sich die Realitäten des Schlachtfelds mit den Einschränkungen deines Pontifikats vereinbaren lassen?« Der Pontifex maximus darf kein menschliches Blut sehen.
    »Ich habe eingehend die heiligen Bücher studiert«, erklärte Caesar gewichtig, »und herausgefunden, daß die verschiedenen Einschränkungen dieses Amtes nur innerhalb Roms bindend sind und meine Aktivitäten nicht behindern, sobald ich die Stadtmauern verlassen habe.«
    Wie vorteilhaft für dich, dachte ich. Unsere religiösen Schriften waren in einer so archaischen Sprache geschrieben, daß sie größtenteils unverständliches Kauderwelsch waren.
    »Nun«, sagte ich, »wenn der oberste Pontifex sich nicht mit diesen Dingen auskennt, wer dann? Ich bin sicher, du wirst mit Ruhm überhäuft aus Spanien zurückkehren.« Auf jeden Fall ausreichend mit Gold versorgt, dachte ich.
    »Ich danke dir für deine guten Wünsche«, sagte er. Vielleicht meinte er es sogar ernst. Bei Gaius Julius konnte man nie wissen. In diesem Moment betrat Celer das Atrium und begrüßte seine Besucher. Er fing mit den bedeutendsten an, kam aber schnell zu mir herüber.
    »Gut, dich wiederzusehen, Decius. Hattest du eine gefahrlose Reise?«
    »Gefahrlos, aber beschwerlich«, erklärte ich ihm. »Ich habe jeden Tag viele Male für Neptun geopfert.« Das war eine trockene Landratten-Redensart für die Seekrankheit.
    »Das Meer ist was für Griechen«, sagte er. Celer war ein gedrungener Mann mit einem Froschgesicht, aber er wirkte keineswegs wie ein Blödmann. Er verfügte über umfangreiche Erfahrung auf jedem Gebiet des öffentlichen Lebens und war einer der wohlhabendsten Männer Roms, obwohl er seinen Reichtum auf anständige Weise, durch Erbschaft oder Plünderung, erworben hatte. »Deine neue Tunika steht dir gut.
    Warte hier, während ich mich um die anderen Gäste kümmere.
    Ich muß dich unter vier Augen sprechen.« l Also wartete ich und tauschte mit den anderen den neuesten Klatsch aus, bis keine Besucher mehr im Atrium warteten. Dann folgte ich Celer in den Garten. Er war in dieser Jahreszeit recht kahl, aber anmutig angelegt und gepflegt. »Hast du Jupiter für deine sichere Rückkehr schon etwas geopfert?« fragte Celer, während wir durch die Anlage spazierten.
    »Nein, aber ich habe Neptun im Tempel von Ostia ein richtiges Opfer dargebracht«, erwiderte ich.
    »Opfere dem Jupiter«, riet er mir. »Du steigst jetzt im Staatsdienst auf und solltest in der Öffentlichkeit als frommer Mann gelten. Die Römer sehen es gern, wenn ihre Staatsmänner es mit religiösen Fragen genau nehmen.«
    »Ist praktisch schon erledigt. Vater sagt, du möchtest, daß ich dir im Wahlkampf für das Konsulat zu Diensten bin. Ich wäre glücklich, wenn ich dir dabei helfen könnte.«
    »Ausgezeichnet. Ich gehe davon aus, daß ich gewinne, aber ich will auch keine unliebsamen Überraschungen erleben.
    Außerdem weißt du ja, daß die Erlangung des Amtes nur die halbe Miete ist. Es nützt einem alles nichts, wenn man einen Kollegen hat, mit dem man nicht zusammenarbeiten kann.«
    »Verstehe. Wen hast du dir als Kollegen ausgeguckt?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden. Es gibt dieses Jahr ein so großes Bewerberfeld, alle trommeln in der centurianischen Versammlung heftig um Unterstützung, und einige versuchen, mich zu bestechen. Man geht allgemein davon aus, daß ich einer der beiden Konsuln für das kommende Jahr werde, und die meisten glauben, daß der Mann, den ich wähle, mein Kollege werden wird. Da bin
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