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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius
Autoren: John Maddox Roberts
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ich mir jedoch nicht sicher. Wenn ich meine Wahl getroffen habe, möchte ich, daß du für diesen Mann arbeitest.«
    »Wird gemacht«, sagte ich. »Hast du schon entschieden, wie du das Amt aufteilen willst?« In unserem uralten, schwerfälligen konsularischen System gab es verschiedene Möglichkeiten, die Amtsgewalten aufzuteilen, auf die sich die Konsuln vor Amtsantritt einigten. Pompeius und Crassus, die sich gegenseitig nicht ausstehen konnten, hatten sich für die archaische und unbeholfenste Lösung entschieden: Sie präsidierten abwechselnd jeweils einen Tag lang. Es kam auch vor, daß dem älteren der beiden Konsuln mehr Autorität gegeben wurde oder daß einer für die inneren und einer für die äußeren Angelegenheiten zuständig war.
    »Das werde ich entscheiden, wenn ich weiß, wer mein Kollege ist. Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, daß es einen so großen Unterschied macht. Das Konsulat verfügt nicht mehr über die Macht, die es einmal hatte.«
    Da hatte er allerdings recht. Über die Jahrhunderte hatten die Praetoren alle judikativen Rechte der Konsuln an sich gerissen.
    Was den militärischen Oberbefehl anbetraf, war das Imperium dafür längst zu groß geworden, und die bedeutenden Generalsposten gingen an Männer, die die höchsten Staatsämter bereits innegehabt hatten. Immer häufiger wurden die Armeen von Männern geführt, die wie Pompeius eine lebenslange militärische Karriere hinter sich hatten. Das letzte Mal, daß ein amtierender Konsul eine Armee befehligt hatte, war im Kampf gegen Spartacus gewesen, und es hatte mit einer Katastrophe geendet.
    »Hat dein Vater mit dir schon über deine Pflichten im Senat gesprochen?« fragte Celer.
    »Er hat mich unmißverständlich in meine Schranken verwiesen«, versicherte ich ihm.
    »Man muß Jahre arbeiten, um überhaupt in den Senat zu kommen, und wenn man dann drin ist, fängt man noch einmal ganz unten an. So geht es immer. Macht kommt mit dem Dienstalter.«
    »Womit beschäftigt sich der Senat denn zur Zeit?«
    »Zuerst und am meisten mit Pompeius. Die aristokratische Partei haßt und fürchtet ihn und verweigert ihre Zustimmung zu seinem Triumph. Noch schlimmer, sie bekämpfen auch weiterhin die Landgarantien, die er seinen Legionen gegeben hat.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte ich, »aber ich dachte, wir wären Teil der aristokratischen Partei.«
    »Du weißt, daß unsere Familie alle extremen Positionen stets gemieden hat. Die Fraktion der Patrizier ist jetzt seit Sullas Tagen an der Macht und verliert zunehmend den Bezug zur politischen Realität.« Ich höre aufmerksam zu. Ich bekam von einem intimen Kenner der Materie eine Innenansicht der aktuellen machtpolitischen Auseinandersetzungen. »Was immer man von Pompeius halten mag, er hat sich diesen Triumph ehrlich verdient. Es ist töricht und undankbar vom Staat, ihm den zu verwehren. Und wenn wir den Legionen das Land verweigern, das man ihnen versprochen hat und für das sie hart gekämpft haben, wird Italien bald von Tausenden von organisierten Berufskillern bevölkert sein, die uns hassen. Ich will keine Neuauflage des letzten Bürgerkriegs erleben.«
    »Mein Herr, höre ich da den Hauch einer Wende ins propompeianische Lager?«
    »Wir werden ihn lediglich in diesen beiden Punkten unterstützen. Niemand kann den römischen Soldaten ihre gerechte Belohnung verwehren. Die Familie hat die Beziehungen zu Crassus geflickt, aber deswegen wollen wir uns Pompeius nicht zum Feind machen. Caesar tritt im Senat für Pompeius ein, und er ist der kommende Mann der römischen Politik.«
    »Caesar?« sagte ich. »Er hat noch nie im Leben eine Armee befehligt.«
    »Genausowenig wie Cicero, und sieh nur, wie weit er es gebracht hat«, bemerkte Celer.
    »Wie du willst«, sagte ich. »Aber ich bin schon in der Vergangenheit mit Pompeius aneinandergeraten.«
    »Du warst nie wichtig genug, ihm wirklich Probleme zu bereiten.« Wie wahr. »Außerdem ist für Männer wie Pompeius und Crassus alles vergessen, sobald es ihnen politisch zweckdienlich erscheint. So sollten es alle vernünftigen Menschen halten.«
    »Gibt es sonst noch wichtige Fragen, die zur Zeit vom Senat beraten werden?« fragte ich.
    »Keine wichtige, aber eine Frage, die uns betrifft. Mein Schwager versucht noch immer, Plebejer zu werden, und wir versuchen nach wie vor, das zu verhindern.«
    »Ah, Publius Clodius«, sagte ich. »Das ist jemand, der nie etwas vergeben und vergessen wird, egal wie politisch ratsam es auch sein mag.«
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