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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius
Autoren: John Maddox Roberts
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für deine Rückkehr bereiten, Herr«, versicherte Cato mir.
    »Und ich werde ein Abendessen warm halten, falls keiner deiner Freunde dich einlädt«, sagte Cassandra. Ich wußte, das würde nicht lange so gehen. In ein paar Tagen waren sie wieder das tadelnde und nörgelnde Personal, das ich gewohnt war.
    Ich trat, einen mit Toga, Handtüchern, Ölfläschchen und einem Strigilis bepackten Hermes im Gefolge, auf die Straße.
    Das Strigilis war eine feine campanische Bronzearbeit, das Geschenk eines Freundes aus jüngeren, unbeschwerteren Tagen.
    Der Griff war mit anzüglichen Darstellungen verziert, die der Lümmel unterwegs bewunderte.
    »Kennst du dich in der Stadt aus?« fragte ich ihn.
    »Ich habe nie woanders gelebt«, sagte Hermes.
    »Gut. Wahrscheinlich werde ich dich häufiger als Bote einsetzen.« Rom ist eine chaotische Stadt, und ohne lange Vertrautheit mit den Örtlichkeiten ist es schwer, sich zurechtzufinden, wenn man nicht gerade die Foren, die größeren Tempel oder die Circusse sucht. »Hat dich mein Onkel Lucius deswegen angestellt?« fragte ich.
    »Nein, aber ich bin häufig weggelaufen und habe so die Stadt gründlich kennengelernt.«
    Ich blieb stehen und betrachtete seine Stirn. Sie war nicht einmal von Sommersprossen verziert, geschweige denn von einem eingebrannten F.
    »Warum hat man dich nicht als Fugitivus gekennzeichnet?«
    wollte ich wissen.
    Er brachte den heuchlerischen Anstand auf, beschämt auszusehen. »Nun, ich war noch sehr jung und bin immer von alleine zurückgekommen.«
    »Dreh dich um«, befahl ich. Ich löste den Kragen seiner Tunika und betrachtete seinen Hals und Rücken, ohne ein Zeichen zu entdecken. Ich ließ ihn los und ging weiter. »Onkel Lucius ist ein nachsichtiger Mann. Wenn du mir einmal wegläufst, hat dein Rücken hinterher mehr Streifen als die Robe eines Auguren. Beim zweiten Mal lege ich dir einen Halsring an. Und beim dritten Mal laß ich dir ein dickes fettes F zwischen deine hinterlistigen kleinen Augen brennen. Hast du mich verstanden?«
    »Oh, ja, mein Herr. Aber nach allem, was ich höre, bist du ein Herr, der viel ausgeht. Wenn ich dich begleiten darf, werde ich viel in der Stadt herumkommen, und dann muß ich ja nicht mehr weglaufen, oder?«
    »So habe ich das noch nicht gesehen«, räumte ich ein.
    Wir gingen zu dem alten Badehaus unweit des Forums in der Nähe des alten Saturntempels. Ich ließ mich von einem Straßenbarbier rasieren und mir das Haar schneiden, bevor ich das Badehaus betrat. Die Bäder waren damals noch viel bescheidener als heute, aber dies war eines der größten derartigen Etablissements in Rom und höhlenartig verwinkelt. Ich zog mich aus und beauftragte Hermes, im Vorraum zu bleiben und meine Kleidung zu bewachen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, biß die Zähne aufeinander und sprang in das kalte Becken. Es gibt allerlei Theorien über die heilsame Wirkung kalten Wassers, und zahlreiche Stoiker benutzten nur das Kaltwasserbecken, aber das ist alles Blödsinn. Der Grund, warum wir ein Bad mit einem Sprung ins kalte Wasser beginnen, ist, daß wir Römer allem was Wohlbehagen erzeugt von Natur aus mißtrauen, weil wir es für verweichlichend und dekadent halten. Also leiden wir zuerst im kalten Wasser, bevor wir uns guten Gewissens im heißen Bad suhlen können.
    Nach diesem Tribut an die Jugend eilte ich zitternd ins Caldarium und aalte mich in der Wärme. Ich traf jede Menge alte Bekannte und mußte viele Geschichten über meine gefährlichen Abenteuer im wilden Gallien erfinden. Nachdem ich sie hinreichend gelangweilt hatte, rief ich Hermes herbei und ließ mir den Rücken mit Duftöl einreihen, bevor ich mich in der Übungsgrube der Ringer wälzte, bis mein ganzer Körper mit Sand bedeckt war. Dann schwang Hermes das Strigilis, um den Sand, das Öl und einen Gutteil meiner Haut abzukratzen. Dieser beschwerliche, aber notwendige Teil gehört ebenfalls zu den Leiden, die wir auf uns nehmen, um uns beim Baden besser zu fühlen.
    Danach begab ich mich in den Dampfraum. Ich sah einen Trupp bärtiger Stoiker, die im Kaltwasserbecken saßen und versuchten, so zu tun, als sei nichts, und mit klappernden Zähnen ein Gespräch in Gang zu halten. Aber es gab weit schlimmere. Marcus Procius Cato badete in seinem nie endenden Bemühen, der tugendhafteste Mann Roms zu werden, ganzjährig im Tiber, weil er von der Vorstellung beseelt war, unsere Vorfahren hätten das gleiche getan. Ich glaube, der Gedanke, daß der Tiber zu Zeiten
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