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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius
Autoren: John Maddox Roberts
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schippernden Kahn nehmen können, aber mir war nach einem richtig feierlichen Einzug gewesen. Ich hatte mir von einem Quaestor in Ostia ein Pferd geliehen, meine ParadeUniform polieren lassen und einen neuen Federbusch für meinen Helm gekauft. Es war ein wunderschöner Tag, und ich bot einen prächtigen Anblick, als ich, den Gruß des Wachpostens erwidernd, in die Stadt ritt.
    Die Stadtmauern standen inzwischen weit jenseits des Pomeriums, so daß ich diesen Teil der Stadt in voller militärischer Pracht durchreiten und die bewundernden Jubelrufe meiner Mitbürger entgegennehmen konnte. Das Militär war zur Zeit sehr populär, da die römischen Streitkräfte eine Reihe von Siegen errungen und reichlich Beute gemacht hatten. An der von Romulus festgelegten Grenze der alten Stadtmauern hielt ich mein Pferd an und stieg ab. Das Pomerium in Waffen zu überschreiten, bedeutete den Tod.
    Demonstrativ legte ich meinen roten Militär-Umhang ab, faltete ihn und band ihn an meinen Sattel. Vorsichtig darauf bedacht, meinen neuen Federbusch nicht zu derangieren, hängte ich meinen Helm am Kinnriemen ebenfalls an den Sattel.
    Umstehende halfen mir aus meinem Brustharnisch mit seinen kunstvoll eingearbeiteten Muskeln, die selbst Herkules beneidet hätte und die denen, die meinen Körper zierten, so ganz und gar unähnlich waren. Ich stopfte mein Schwert samt Gürtel in eine Satteltasche und stand jetzt in meiner goldbesaumten SoldatenTunika und den roten Leder-Caligae da. Ich nahm die Zügel und trat über das Pomerium.
    In diesem Moment war mir, als ob ein sehr viel größeres Gewicht als das meiner Rüstung von meinen Schultern genommen wäre. Ich war wieder Zivilist! Ich hätte laut singen mögen, wäre es nicht so würdelos gewesen. Meine Schritte waren so leicht, daß die Nägel an den Sohlen meiner Caligae kaum ein Geräusch machten.
    Ich sehnte mich danach, zu meinem Haus zu gehen, mich umzuziehen und dann auf dem Forum herumzulungern, um mich auf den neuesten Stand des Stadtklatsches zu bringen.
    Meine Seele sehnte sich danach wie ein Verhungernder nach Nahrung. Aber die Pflicht verlangte, daß ich zunächst meinem Vater meine Aufwartung machte. Auf dem Weg zu seinem Haus sog ich die Bilder und Klänge, ja selbst die Gerüche gierig auf.
    Ich ziehe den Gestank Roms den parfümierten Düften geringerer Städte jederzeit vor.
    Ich klopfte an die Tür, und der Janitor rief Narcissus, Vaters Majordomus. Der fette, alte Mann strahlte und klopfte mir auf die Schultern. »Willkommen zu Hause, Meister Decius. Schön, dich wiederzusehen.« Er schnippte mit den Fingern, ein Geräusch, als ob ein mittlerer Knochen brach. Ein junger Sklave kam angerannt. »Bring das Pferd und die Habseligkeiten von Herrn Decius zu seinem Haus. Es liegt in der Subura.« Die letzten Worte sprach er mit einer gewissen Verachtung aus.
    Der Sklave erblaßte. »Aber in der Subura wird man mich umbringen und verspeisen!«
    »Du mußt nur sagen, daß dies die Sachen von Decius Caecilius Metellus dem Jüngeren sind«, erklärte ich ihm, »und niemand wird dich belästigen.« Die Bewohner der Subura konnten mir ihre Dankbarkeit gar nicht genug bezeugen, seit ich den Kopf des Oktoberpferdes zurück in unser Viertel gebracht hatte. Der Junge sah nicht überzeugt aus, nahm aber die Zügel des Tieres und führte es von dannen.
    »Komm«, sagte Narcissus, »der Censor ist im Garten. Ich weiß, wie sehr er sich freuen wird, dich zu sehen.«
    Ich seufzte. »Ich auch.«
    Wir trafen den alten Herrn an einem mit Papyrus-Rollen überladenen Tisch sitzend; die Wintersonne spiegelte sich in seiner Glatze und ließ die große, quer über sein Gesicht laufende Narbe hervortreten. Er war Decius Caecilius Metellus der Ältere, aber jedermann nannte ihn nur Stumpfnase. Er blickte auf, als ich den Garten betrat.
    »Wieder zurück?« sagte er, als sei ich von einem kurzen Morgenspaziergang heimgekehrt.
    »Es hat sich so ergeben«, sagte ich. »Ich bin froh, dich gesund zu sehen.«
    Er knurrte. »Woher weißt du, daß ich gesund bin? Bloß weil ich nicht blutüberströmt auf dem Pflaster liege? Es gibt viele unsichtbare Arten zu sterben.«
    Das beunruhigte mich. »Bist du krank? Ich...« »Ich bin rüstig wie ein Thraker. Setz dich.« Ich nahm Platz.
    »Mal sehen«, sagte er. »Wir müssen Arbeit für dich finden.
    Dich zur Abwechslung mal aus allem Ärger raushalten.«
    »Als Censor hast du zweifelsohne jede Menge Arbeit für mich«, sagte ich.
    »Nein, ich habe schon genug
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