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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Tapferen, die sich ihrem Dienste widmen, gering.«
    »Oh! gewiß; einer von beiden wird sterben, bei meinem Fürstenworte.«
    »Darf ich wissen, wem Eure Hoheit Gnade bewilligt hat?« – »Herrn von Canolles.«
    »Ah!«
    Dieses Ah! wurde auf eine seltsame Weise ausgesprochen.
    »Nun wohl,« fuhr der Herzog fort, »wenn mir Eure Hoheit nichts anderes zu befehlen hat, so verabschiede ich mich von Eurer Hoheit.«
    »Also noch diese Nacht?« fragte Frau von Condé.
    »In einer Viertelstunde.«
    Lenet schickte sich an, dem Herzog zu folgen.
    »Ihr wollt das Schauspiel mit ansehen, Lenet?« fragte die Prinzessin.
    »Oh! nein, Madame,« antwortete Lenet; »Ihr wißt, ich bin nicht für die heftigen Gemütsbewegungen, und werde mich begnügen, halbwegs, das heißt bis zum Gefängnis zu gehen, um das rührende Schauspiel der Befreiung des armen Canolles durch die von ihm geliebte Frau zu sehen.«
    Der Herzog machte eine Philosophenmiene; Lenet zuckte die Achseln, und der Leichenzug verließ den Palast, um sich nach dem Gefängnis zu begeben.
    Frau von Cambes hatte nicht fünf Minuten gebraucht, um diesen Raum zurückzulegen; sie kam an, zeigte den Befehl der Schildwache bei der Zugbrücke, dann dem Schließer und ließ endlich den Gouverneur rufen.
    Dieser prüfte den Befehl mit dem trockenen Auge eines Gefängnisgouverneurs, das sich weder bei Todesurteilen, noch bei Begnadigungen belebt, erkannte das Siegel und die Unterschrift der Frau von Condé, verbeugte sich vor der Vicomtesse, ließ den Leutnant rufen, gab ihm den Begnadigungsbefehl und hieß ihn, Herrn von Canolles in Freiheit setzen zu lassen.
    Schnell begaben sich der Leutnant – es war derselbe, der mit Canolles und Cauvignac gesprochen hatte – und Frau von Cambes, welche die Erlaubnis erhielt, ihn zu begleiten, in den Gefängnishof.
    »Der Oberschließer!« rief der Leutnant.
    Dann sich zu Frau von Cambes umwendend, sagte er: »Seid unbesorgt, Madame, er wird sogleich hier sein.«
    Der zweite Gefangenwärter erschien und meldete: »Herr Leutnant, der Oberschließer ist verschwunden; man hat ihn vergebens gerufen.«
    »Oh!« rief Frau von Cambes, »wird dies abermals einen Verzug veranlassen?«
    »Ihr habt doppelte Schlüssel von allen Kerkern?« fragte der Offizier.
    »Ja,« antwortete der Gefangenenwärter.
    »Öffnet das Zimmer von Herrn von Canolles.«
    »Herr von Canolles, Nr. 2?«
    »Allerdings, Nr. 2, öffnet rasch.«
    »Ich glaube, es sind beide beisammen,« versetzte der Gefangenenwärter: »man wird den Besten aussuchen.«
    Gefangenenwärter sind immer spaßige Leute.
    Endlich öffnete sich die Tür. Canolles, der Tritte im Gange gehört, der die Stimme der Vicomtesse erkannt hatte, wirft sich in ihre Arme, und sie, über jede Rücksicht erhaben, preßt ihn mit aller Gewalt an ihre pochende Brust.
    Die Gefahr, der er preisgegeben war, die ewige Trennung, an der sie so nahe wie an einem Abgrunde gestanden haben, gleichen alles aus.
    »Nun, mein Freund,« sagte sie, strahlend vor Freude und Stolz, »Ihr seht, daß ich Wort halte; ich habe Eure Begnadigung erlangt, wie ich es Euch versprach, und komme, Euch zu holen.«
    Und während sie sprach, zog sie Canolles nach dem Gange fort. »Mein Herr,« sagte der Leutnant, »Ihr mögt Euer ganzes Leben dieser Dame widmen, denn ihr habt Ihr es offenbar zu verdanken.«
    Canolles antwortete nicht, aber sein Auge schaute zärtlich den Befreiungsengel an, und seine Hand drückte die Hand der Frau...
    »Oh! eilt nicht so sehr,« sagte der Leutnant lächelnd, »es ist vorbei, und Ihr seid frei; nehmt Euch also Zeit, Eure Fittiche zu schwingen.«
    Aber Frau von Cambes zog Canolles, der ihr lächelnd nachgab, mit fieberhafter Eile fort. Endlich befanden sie sich wieder im Hofe; noch eine Tür und das Gefängnis liegt hinter ihnen.
    Nun öffnete sich auch diese letzte Schranke. Aber auf der andern Seite der Tür versperrte eine Schar von Edelleuten, Leibwachen und Bogenschützen die Zugbrücke; es ist Herr von Larochefoucault mit seinen Trabanten.
    Frau von Cambes schauderte, ohne zu wissen warum. Es war ihr immer ein Unglück widerfahren, so oft sie diesem Mann begegnete.
    Ging in Canolles irgend eine Bewegung vor, so blieb sie im Grunde seines Herzens und stieg nicht auf sein Gesicht empor.
    Der Herzog grüßte Frau von Cambes und Canolles und blieb sogar stehen, um ihnen einige Artigkeiten zu sagen. Wann machte er dem Haufen von Edelleuten und Leibwachen, die ihm folgten, ein Zeichen, und ihre Reihen öffneten
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