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Der Frauenkrieg (German Edition)

Der Frauenkrieg (German Edition)

Titel: Der Frauenkrieg (German Edition)
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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einen dumpfen, fortwährenden Lärm, ähnlich dem Tosen der Fluten, wenn sie ins Meer zurückstürzen.
    Die Prinzessin hatte ihre Korrespondenz beendigt und ließ dem Herzog von Larochefoucault sagen, sie könnte ihn empfangen.
    Zu ihren Füßen, demütig auf einen Teppich gekauert, mit der lebhaftesten Angst ihr Gesicht studierend, schien Frau von Cambes den Augenblick zu erwarten, wo sie, ohne lästig zu sein, sprechen könnte; aber diese erzwungene Geduld, diese geflissentliche Sanftmut wurden durch das krampfhafte Zucken ihrer Hände, die ein Taschentuch zerknitterten, Lügen gestraft.
    »Siebenundsiebenzig Unterschriften,« rief die Prinzessin, »Ihr seht, daß nicht alles Vergnügen ist, wenn man die Rolle einer Königin zu spielen hat.«
    »Oh! wohl, Madame,« erwiderte die Vicomtesse; »denn indem Ihr die Stelle der Königin einnahmt, verlieht Ihr Euch zugleich ihr schönstes Vorrecht, das, Gnade zu üben.«
    »Und das, zu strafen, Claire,« versetzte stolz die Prinzessin von Condé. »Und die achtundsiebenzigste kommt unter einen Begnadigungsbrief, nicht wahr, Madame?« sagte Claire.
    »Was sagst du, Kleine?« – »Ich sage, meines Erachtens sei es für mich Zeit, hinzugehen und meinen Gefangenen zu befreien; soll ich ihn nicht mit dem furchtbaren Schauspiel, seinen Gefährten zum Tode führen zu sehen, verschonen? Ah! Madame, da Ihr Gnade üben wollt, so laßt sie vollständig angedeihen.«
    »Wahrhaftig, du hast recht, Kleine; aber ich vergaß in der Tat mein Versprechen unter diesen ernsten Geschäften, und du hast wohlgetan, daß du mich daran erinnertest.«
    »Also?« rief Claire ganz freudig.
    »Also tue, was du willst.«
    »Noch eine Unterschrift, Hoheit,« sagte Claire mit einem Lächeln, welches das härteste Herz erweicht hätte, mit einem Lächeln, das kein Maler wiederzugeben vermöchte, weil es nur der Frau, die liebt, das heißt dem gottähnlichsten Wesen, eigen ist.
    Sie schob ein Papier auf den Tisch der Prinzessin und bezeichnete mit der Fingerspitze die Stelle, worauf sich ihre Hand legen sollte.
    Frau von Condé schrieb:
    »Befehl an den Herrn Gouverneur des Schlosses Trompette, die Frau Vicomtesse von Cambes zu Herrn Baron von Canolles, dem wir hiermit die volle Freiheit geben, einzulassen.«
    »Ist es so gut?« fragte die Prinzessin,
    »Oh! ja, Madame!« rief Frau von Cambes.
    »Und ich soll unterzeichnen?« – »Ganz gewiß.«
    »Liebe Kleine, man muß alles tun, was du willst,« sagte die Prinzessin mit ihrem freundlichsten Lächeln und unterzeichnete.
    Claire fiel über das Papier her, wie ein Adler über seine Beute. Sie nahm sich kaum Zeit, der Prinzessin zu danken, drückte die Schrift an ihr Herz und stürzte aus dem Gemache.
    Auf der Treppe begegnete sie Herrn von Larochefoucault, dem sie einen kurzen, freudigen Gruß zurief. Der Herzog blieb einen Moment auf dem Ruheplatz der Treppe stehen und folgte ihr, ehe er bei Frau von Condé eintrat, mit den Augen bis zu den untersten Stufen.
    Als er zu Ihrer Hoheit kam, sagte er: »Madame, alles ist bereit.«
    »Wo?« – »Dort unten auf der Esplanade.«
    »Ah! sehr gut,« erwiderte die Prinzessin, große Ruhe heuchelnd, weil sie fühlte, daß man sie beobachtete, und weil sie um keinen Preis sich schwach zeigen wollte. »Wohl, wenn alles bereit ist, so geht, Herr Herzog.«
    Der Herzog zögerte.
    »Haltet Ihr es für angemessen, daß ich dem Akte beiwohne?« sagte die Prinzessin mit einem Zittern der Stimme, das sie trotz ihrer Selbstbeherrschung nicht völlig zu bewältigen vermochte.
    »Ganz wie es Euch beliebt, Madame,« erwiderte der Herzog.
    »Wir werden sehen, Herzog, wir werden sehen; Ihr wißt, daß ich viele Verurteilte begnadigt habe?« – »Ja, Madame.«
    »Und was sagt Ihr zu dieser Maßregel?« – »Ich sage, daß alles, was Eure Hoheit tut, wohlgetan ist.«
    »Ja,« sagte die Prinzessin, »ich ziehe das vor. Es ist würdiger von uns, den Epernonisten zu zeigen, daß wir uns nicht fürchten, Repressalien zu gebrauchen und als Macht gegen Macht mit Ihrer Majestät zu unterhandeln, daß wir aber, auf unsere Kraft vertrauend, das Böse ohne Wut, ohne Übertreibung vergelten.«
    »Das ist sehr politisch.«
    »Nicht wahr?« sagte die Prinzessin, die aus dem Ton Larochefoucaults seine wahre Ansicht zu erkennen suchte.
    »Doch,« fuhr der Herzog fort, »es ist immer noch Eure Meinung, daß einer von beiden den Tod Richons sühnen soll; denn bliebe dieser Tod ungerächt, so könnte man glauben, Eure Hoheit schätze die
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