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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Herkunft sonst ihr Kind weggeben?«
    »Ich …« Joss räusperte sich, bevor sie erneut ansetzte. »Ich weiß nichts von ihrer Herkunft. Nur die Adresse.«
    Er nickte. »Jocelyn. Darf ich Sie noch einmal bitten, die ganze Sache zu vergessen? Um Ihrer selbst willen, und um Ihrer Familie willen — verstricken Sie sich nicht mit dem Leben der Duncans. Sie haben eine eigene Familie, ein eigenes Kind. Schauen Sie in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit. Mit dem Haus ist zuviel Unglück verbunden.« Sein Gesicht hellte sich auf, als es an der Tür klopfte. »Komm rein, Dot!«
    Die Tür ging auf, und die Ecke eines Tabletts wurde sichtbar, mit dem sie immer weiter geöffnet wurde. Mr. Gower stand nicht auf. »Komm herein, mein Herz, und trink eine Tasse Tee mit uns«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Ich möchte dir Jocelyn Grant vorstellen.«
    Joss drehte sich halb in ihrem Sessel um, lächelte der kleinen, schlanken Frau zu, die, gebeugt vom Gewicht des Tabletts, ins Zimmer gekommen war, und sprang auf, um ihr zu helfen. »Es ist schon in Ordnung. Ich bin stärker, als man meint!« Dot Gowers Stimme war nicht nur kräftig, sondern auch melodiös. »Bleiben Sie sitzen, bleiben Sie doch sitzen.« Sie stellte das Tablett vor ihrem Mann auf einem Stapel von Papieren ab, so daß es gefährlich kippte. »Soll ich den Tee einschenken?«
    »Dot«, sagte Edgar Gower langsam, »Jocelyn ist die Tochter von Laura Duncan.«
    Mit einemmal bemerkte Joss, daß Dot Gowers Augen ebenso durchdringend waren wie die ihres Mannes. Verwirrt von dem bohrenden Blick der Frau fiel sie in ihren Sessel zurück.
    »Arme Laura.« Dot wandte ihre Aufmerksamkeit der Teekanne zu. »Sie wäre so stolz auf Sie gewesen, Kind. Sie sind sehr schön.«
    Joss fühlte sich plötzlich unbehaglich. »Danke schön. Wie hat sie denn ausgesehen?«
    »Durchschnittlich groß, schlank, graue Haare, sogar schon, als sie noch recht jung war, graue Augen.« Edgar Gower musterte Joss. »Ihre Augen haben Sie nicht geerbt — auch nicht die von Philip. Aber Sie haben ihre Statur, und ich vermute, daß
Lauras Haare früher so waren wie Ihre. Sie war freundlich, intelligent, humorvoll — aber nach dem Tod der Jungen — das hat sie nie überwunden, und als Philip gestorben war …«
    Seufzend griff er nach seiner Teetasse. »Vielen Dank, mein Herz. Jocelyn, bitte. Um Ihrer selbst willen, vergessen Sie Belheddon. Sie sind alle weg. Dort ist nichts mehr für Sie.«
    »Edgar!« Dot richtete sich auf und wandte sich mit strenger Miene an ihren Mann. »Du hast es versprochen!«
    »Dot. Nein!«
    Einen Augenblick lang trugen die beiden einen heftigen, wortlosen Konflikt aus, den Joss nicht verstehen konnte. Im Zimmer herrschte eine gespannte Atmosphäre. Abrupt stellte Edgar seine Tasse ab, so daß er Tee auf die Untertasse verschüttete, und stand auf. »Überleg’s dir, Dot«, sagte er und ging zum Kamin. »Überleg dir, was du da sagst …«
    »Entschuldigung«, mischte Joss sich schließlich ein. »Bitte — wovon sprechen Sie eigentlich? Wenn es etwas mit mir zu tun hat, sollte ich es erfahren.«
    »Es hat etwas mit Ihnen zu tun.« Dots Stimme war fest. »Bevor Ihre Mutter aus England weggegangen ist, hat Edgar ihr ein feierliches Versprechen gegeben, und das muß er halten.«
    Edgars Gesicht verriet den inneren Kampf, den er mit sich selbst ausfocht. »Ich habe es versprochen, aber es wird nur Unglück bringen.«
    »Was wird nur Unglück bringen?« Joss erhob sich ebenfalls. »Bitte. Ich habe wohl das Recht, das zu erfahren.« Sie bekam Angst. Plötzlich wollte sie es gar nicht mehr wissen, aber es war zu spät.
    Edgar holte tief Luft. »Also gut. Sie haben recht. Ich muß mich an Lauras Wünsche halten.« Er seufzte, richtete sich auf und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. »Im Grunde kann ich Ihnen nur wenig sagen, aber ich habe ihr versprochen, Ihnen die Anschrift ihrer Anwälte in London zu geben, falls Sie je nach Belheddon kommen sollten. Wahrscheinlich hat sie Ihnen etwas hinterlassen ; ich weiß, daß sie am Tag Ihrer Adoption einen Brief für Sie geschrieben hat. Sie hat ihn John Cornish gegeben, ihrem Anwalt.« Er öffnete eine der unteren Schubladen des Schreibtischs und holte nach einigem Suchen eine Karte hervor, die er ihr zuschob.

    »Aber warum wollten Sie nicht, daß ich davon erfahre?« Joss sah ihn verwirrt an und umklammerte aufgeregt die Karte. Ein erster Blick darauf hatte ihr verraten, daß es sich um eine große Anwaltskanzlei in Lincoln’s
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