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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
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fragte ich Cassius.
    »Als Militärtribun. Lucullus hat mich gefördert, und der Senat hat meine Ernennung bestätigt.«
    Militärtribun war in jenen Tagen eine höchst zwiespältige Position, eine Art Probezeit für einen jungen Mann, der eine öffentliche Karriere anstrebte. Er konnte den ganzen Feldzug damit verbringen, im Hauptquartier Botengänge zu erledigen.
    Doch wenn er sich als vielversprechend und fähig erwies, konnte ihm auch ein wichtiges Kommando übertragen werden, ganz nach Belieben seines Generals.
    »Meine besten Wünsche für einen erfolgreichen und ruhmreichen Feldzug begleiten dich«, sagte ich einigermaßen aufrichtig. Er konnte schließlich nichts dafür, daß er unter dem Oberbefehl eines der Männer stehen würde, die ich am meisten verachtete.
    »Ich danke dir. Und jetzt muß ich, wenn ihr mich entschuldigt, dem Konsul meinen Respekt erweisen.« Er entfernte sich, und ich fühlte mich durch das Wissen ermutigt, daß wir noch immer pflichtergebene junge Männer hervor brachten. Später wurde zwar auch seine Rolle im Parthischen Krieg angezweifelt, doch für mich blieb er einer der Helden, da er sich und seine Männer lebend aus diesem Fiasko heraus brachte; ich habe ihm nie den Respekt versagt.
    »Ein herausragender junger Adeliger«, sagte Lisas. »Ich wünschte mir nur, er hätte einen würdigeren Kommandanten.«
    »Erzähl mir nicht, daß auch du gegen den Parthischen Krieg bist«, erwiderte ich und schnappte mir einen vollen Becher Wein von einem vorbeikommenden Tablett.
    Er zuckte mit seinen korpulenten Schultern, und seine Sklaven standen in Alarmbereitschaft für den Fall, daß er das Gleichgewicht verlor. »Mit der Ausschaltung Parthiens hätte Ägypten eine Bedrohung weniger zu fürchten. Wenn die römische Streitmacht von General Pompeius, Gabinius oder auch Caesar befehligt würde, hätte ich keinerlei Einwände.«
    »Aber deine Einwände beziehen sich doch gewiß nicht auf Crassus' Senilität?« sagte ich. Ptolemaios Auletes hielt sich nur dank römischer Unterstützung an der Macht, doch ich vermutete, daß ein leicht geschwächtes Rom ihm noch besser gefallen würde.
    »Vielleicht sind dir die Machenschaften des Konsuls während des Aufenthaltes meines souveränen Herrschers, des überaus ruhmreichen König Ptolemaios, hier in Rom nicht zu Ohren gekommen.«
    Ich erinnerte mich vage an einige Briefe, in denen etwas darüber erwähnt worden war, doch ich war mit der Angst um mein eigenes Leben so beschäftigt gewesen, daß mich die Skandale der Hauptstadt nur am Rande interessiert hatten. »So ist es. Willst du sie mir erzählen?«
    »Mit Vergnügen. Als König Ptolemaios vor fast drei Jahren hier war und den Senat um Unterstützung bei seiner Wiedereinsetzung bat, hat diese erhabene Körperschaft seinen Fall zunächst mehr als wohlwollend angehört.«
    »Die Unterstützung der Ptolemaier ist schon seit Generationen ein Eckstein römischer Außenpolitik«, sagte ich, Öl ins Feuer gießend.
    »Und unsere Wertschätzung für Rom ist nahezu grenzenlos.
    Doch wie sich zeigte, war Marcus Licinius Crassus' Enthusiasmus keineswegs uneingeschränkt. Vor dem Senat stellte er die Frage, ob sich Rom zusätzlich zu den vielen anderen militärischen Projekten auch noch mit einem Feldzug zur Wiedereinsetzung Ptolemaios' belasten solle.«
    »Eine durchaus vernünftige Frage«, sagte ich. »Militärisch sind wir zur Zeit ziemlich ausgedünnt.«
    »Das sehe ich ganz genauso«, erwiderte er glatt. »Doch ich fürchte, daß Crassus ziemlich skrupellos in seiner Vorgehensweise war.«
    »Skrupellos?« Für römische Politiker jener Zeit war es absolut normal, sich jeglichen Mittels zu bedienen, wenn es sie nur ihrem Ziel näher brachte.
    »In seiner Eigenschaft als Augur und Pontifex hat er verlangt, daß die Sibyllinischen Bücher konsultiert werden.«
    Das war selbst für mich eine komische Entwicklung. »Er hat die alten Bücher konsultiert? Das geschieht doch nur in Zeiten nationalen Notstands oder wenn die Götter erkennbar unzufrieden mit uns sind. Ich habe noch nie gehört, daß sie in einer außenpolitischen Entscheidung zu Rate gezogen wurden.«
    »Und trotzdem hat er es getan. Er hat behauptet, einen Abschnitt entdeckt zu haben, der die Römer davor warnt, dem König von Ägypten zu helfen.«
    »Moment mal«, sagte ich und hob die Hand. »Du sagst, er hat behauptet, etwas Derartiges entdeckt zu haben? Ich bin kein Fachmann in priesterlichen Angelegenheiten, aber ich habe immer geglaubt,
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