Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
groß genug für ein ausgewachsenes Bankett, und an diesem Abend waren mindestens achtzehn Plätze gedeckt.
    Eine weitere Abweichung von der Tradition bestand darin, daß die Frauen jetzt mit den Männern am Tisch lagerten, anstatt auf Stühlen zu sitzen. Ich wünschte fast, Cato wäre anwesend, allzu gerne hätte ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck gesehen.
    Julia kam, gefolgt von ihrer Zofe, auf mich zu. »Sind diese Gemälde nicht wunderschön?«
    Ich betrachtete sie eine Weile. Es waren Darstellungen von Tafelszenen der Götter; Jupiter nahm seinen Becher von Ganymedes entgegen, Venus zwinkerte einem verdrießlich dreinschauenden Mars quer über den Tisch zu, Vulcanus verzauberte seine mechanischen Diener, und der Rest der Gesellschaft amüsierte sich prächtig, während die Grazien für sie tanzten. »Na ja«, meinte ich, »wenn Fausta sich mit den Gästen langweilt, kann sie einfach die Wände betrachten und sich unter ihres gleichen fühlen.«
    Julia gab mir einen Klaps mit ihrem Fächer und lachte. »Du bist wirklich unverbesserlich. Sie hat mich neben diesen fetten Ägypter gesetzt. Ich hoffe, er versucht nicht irgendwas Widerliches.«
    »Da kannst du ganz beruhigt sein. Er kann nur noch davon träumen, seine Absichten aber schon lange nicht mehr in die Tat umsetzen. Außerdem ist er mir einer der liebsten Menschen in Rom, ungeheuer nützlich und eine unerschöpfliche Quelle für neuen Klatsch. Wenn Lisas etwas noch nicht gehört hat, ist oder wird es auch nicht geschehen.«
    »Ich werde sehen, was ich ihm entlocken kann«, sagte Julia und schlenderte davon.
    Ich wurde zu meinem Platz geführt und lagerte mich bequem.
    Hermes nahm meine Sandalen und machte sich bereit, mich zu bedienen, eine Pflicht, die er haßte. Siebzehn Plätze waren besetzt. Der »Platz des Konsuls« wurde wie immer im Haus eines Prätors freigehalten für den Fall, daß ein Konsul zu erscheinen geruhte.
    Zu meinem Entzücken stellte ich fest, daß der Mann zu meiner Rechten niemand anderes als Publilius Syrus war, der gerade im Begriff war, sich einen Namen als Roms berühmtester Schauspieler, Stückeschreiber und Impresario zu machen. Auf der anderen Seite lagerte Gaius Messius, der in jenem Jahr plebejischer Aedil war und außergewöhlich prachtvolle Floralia zelebriert hatte.
    »Das trifft sich ja ganz hervorragend«, sagte ich zu Syrus.
    »Ich wollte dich ohnehin aufsuchen, da ich im nächsten Jahr Aedil sein werde.«
    »Gesprochen wie ein wahrer Metellus«, meinte Messius.
    »Schon bei der Planung deiner Ludi, obwohl du noch nicht einmal gewählt bist. Nun, du wirst keinen besseren Regisseur für die Inszenierung eines Spektakels finden als Syrus. Die Stücke, die er für mich aufgeführt hat, sind großartig angekommen. Meine Wahl zum Praetor ist so gut wie gesichert.«
    »Ich arbeite gerade an zwei neuen Dramen«, erklärte Syrus, »und sechs kurzen Komödien.«
    »Ich hoffe, nichts über Troja«, gab ich zurück. »Dieser Krieg ist mittlerweile ziemlich totgeritten.« Schlimmer noch, Caesar hatte heimlich Dichter und Dramatiker engagiert, über Aeneas zu schreiben, weil die Julier angeblich von Julus, dem Sohn des Aeneas, abstammten. Und die Großmutter Julus' war niemand Geringeres als die Göttin Venus persönlich. Wir hatten alle in seliger Ignoranz von Caesars göttlicher Abstammung gelebt, bis er beschlossen hatte, uns davon in Kenntnis zu setzen.
    »Eines der Dramen behandelt Hannibals Tod, das andere die Taten des Mucius Scaevola.«
    »Das klingt nach sicheren, patriotischen Themen«, sagte ich.
    »Im Moment wird alles, was von einem ausländischen Krieg handelt, gleich auf Caesar, Gabinius oder Crassus bezogen. Und was ist mit den Komödien? Ich nehme nicht an, daß du etwas hast, was sich ein wenig über Clodius lustig macht, oder?«
    Sein Lächeln wirkte leicht gequält. »Wie du weißt, muß auch ich in dieser Stadt leben, Decius.«
    »Nun denn, vergiß es. Ich nehme an, die üblichen Satyren, Nymphen, feigen Soldaten, intriganten Sklaven und gehörnten Ehemänner werden es auch tun.«
    »Ich habe etwas Nettes über König Ptolemaios auf Lager«, sagte er. »Du weißt doch, daß er hier war und um Geld und Unterstützung gebettelt hat?«
    »Ich habe davon gehört. Obwohl ich nie verstehen werde, warum der König der reichsten Nation der Welt permanent bettelarm ist. Aber es war Gabinius, der ihn wieder auf seinen Thron gesetzt hat. Es ist hoffentlich kein Stück über ihn.« Mein Geld auszugeben, um den Ruf eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher