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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Autoren: Janny Wurts
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später kniete der Zauberer besorgt neben Arithon. »Ihr seht etwas kräftiger aus. Könnt Ihr mir erzählen, was geschehen ist?«
    Abgespannt, als wäre er heil aus einem Alptraum entkommen, dachte Arithon über die verschwommenen Eindrücke nach, die ihm im Gedächtnis geblieben waren. »Ihr habt uns das Leben gerettet und habt es nicht erkannt?«
    Der Zauberer legte seine Hände entspannt auf die Knie und starrte in das Feuer. Das Spiel des bronze-goldenen Lichtes vertiefte noch die Falten rund um seinen Mund und die anderen, zarteren Linien, die sich aus seinen Augenwinkeln nach außen zogen. »Ich weiß, daß Ihr von einer Manifestation Desh-Thieres angegriffen worden seid. Ich weiß aber nicht warum oder wie. Selbst Sethvir ließ sich täuschen. Auch er hielt die Kreatur nicht für ein fühlendes Wesen.« Nichts wies darauf hin, daß dieses Geständnis ihn beschämen mochte; sein Blick unter der vorspringenden, gerunzelten Stirn blieb so klar wie sonnenbeschienener Kristall.
    Arithon schloß die Augen, seine Hände, die noch nicht zu zittern aufgehört hatten, umklammerten den Teebecher. »Ihr habt nach einem Wesen gesucht, das nur eine Gestalt hat?« vermutete er fragend. In diesem Augenblick war er kein Prinz, sondern ein Magier im Gedankenaustausch mit einem zweiten.
    Auf der anderen Seite des Raumes, dessen überirdische Symmetrie vom Gestank des Schafsdrecks verunreinigt wurde, verstaute Dakar überrascht seine Leibesfülle auf der Sitzbank. »Es existiert kein lebendiger Geist, den die Bruderschaft nicht orten könnte.«
    Arithon schüttelte ansatzweise den Kopf. Desh-Thiere hatte bewiesen, daß es Ausnahmen gab: eine Wesenheit, geschaffen aus wer-weiß-was für einer Bosheit, die in der verschlossenen Welt hinter dem Südtor beheimatet war.
    Asandir erging sich in zermürbender Stille. Als wäre er verwundert über den sonderbaren Aufbau dieses Puzzles, schien er lediglich ein wenig distanziert zu sein, als er sagte: »Was auch immer der wahre Name des Nebelgeistes sein mag, er hat Traithe seiner Fähigkeiten beraubt. Wollt Ihr mir sagen, diese Kreatur verfüge über Geist und umfasse mehr als nur ein Wesen?«
    »Versucht es mit Tausenden«, wisperte Arithon. Er öffnete die Augen. »Zu viele, um sie noch zu zählen, und sie alle sind in tiefem Haß gefangen. Unsere Anstrengungen mit Licht und Schatten haben den Nebel systematisch reduziert, und mit ihm auch das Gebiet, in dem sie sich bewegen können, das ist alles.«
    »Aths ewige Gnade«, war alles, was der Zauberer dazu zu sagen hatte. Als aber ein Holzscheit im Kamin lichterloh aufbrannte, schrumpften die Schatten und offenbarten den Schrecken in einem Gesicht, das sich nur selten zu einer Miene der Unsicherheit zu verziehen pflegte.
    »Aber das ist doch ganz unmöglich«, mischte sich Dakar ein. »Und wenn, wie konnten Desh-Thieres Nebel dann einfach so die Kielingwards durchdringen?«
    »Problemlos«, murmelte Arithon zwar entnervt, aber doch Dank der Gewohnheit und der jahrelangen Übung in Selbstdisziplin noch immer voll und ganz auf das Problem konzentriert. »Der Nebel ist nichts weiter als eine Bindung, geschaffen aus Feuchtigkeit. Die Wesen, denen ich begegnet bin, bewegen sich selbständig in diesem Dunst. Die paravianischen Schutzzauber verwehren ihnen den Zutritt, nicht aber dem Nebel, der ihre Essenz gefangenhält.«
    Asandir widersprach den Mutmaßungen des Herrn der Schatten nicht. Irgendwann war seine Wahrnehmung aus dem Raum geschwunden, war hinausgeströmt in ein Netz, das sich über die Ruinen spannte.
    Arithon war Seher genug, die Resonanz seiner Eindrücke wahrzunehmen. Unter Anleitung seines Großvaters in Rauven hatte er die enggewobenen Verkettungen studiert, die alles Weltliche miteinander verbanden. So, wie er der Meditation seines Lehrers in die Natur dieses Gewebes gefolgt war, so folgte er nun Asandirs Beobachtungen. Doch wie exakt auch die Magier von Rauven die Wege der Luft hatten erkennen können, wie gut sie auch den Flug der Blätter auf dem Wind zu lesen vermochten, den Hauch der Wärme inmitten nebelgebeugter Bäume entdecken, den Vogel erkennen, der schlafend den Kopf unter seinem Flügel barg; wie sie sich mit den Windungen der Erde selbst verbinden und den Konturen der Eiskristalle auf von der Jahreszeit getrockneten Grashalmen zu folgen vermochten, ging doch die Wahrnehmung eines Bruderschaftszauberers um ein Vielfaches weiter in die Tiefe des Seins.
    Sich der Aufmerksamkeit Arithons vollkommen bewußt, verbarg
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