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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Autoren: Janny Wurts
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mit Lysaer stand. Gleichzeitig beeilte er sich angestrengt, Wards zu erzeugen, die aus seinen Schatten und aller Magie, die er in Rauven studiert hatte, gewebt waren.
    Auf seinen Halbbruder vertrauend strengte Lysaer sich ebensosehr an.
    Strahlendes Licht blitzte auf und löste die Dunkelheit in seinem magnesiumhellem Schein von weißglühender Hitze auf. Knisternd im Konflikt mit dem Netz der Schatten löste sich dichter Nebel in zischenden Wasserdampf auf, während der Prinz fragte: »Was geht hier vor? Werden wir angegriffen?«
    »Ich fürchte ja.« Behindert durch sein Instrument sprang Arithon zur Seite und drängte Lysaer durch ein Portal in einen unkrautüberwucherten Garten hinein.
    »Und weißt du auch, von was?« Außer dem fahlen, blauen Schimmern des Schutzzaubers, den Arithon voller Hast gewirkt hatte, konnte Lysaer draußen nur Dunkelheit, herabgefallene Steine und Nebel erkennen. Er konzentrierte sich auf seine Gabe. Licht riß die geborstenen Ziegelsteine eines Schmiedeofens und einen modergeschwärzten Löschtrog aus der Finsternis. Lysaer stieß sich die Hüfte, als er sich an dem Ofen vorbeischob. Er stolperte und konnte sich gerade noch früh genug fangen, um nicht über die scharfe Kante eines Rades zu stolpern, das schräg an einem verrosteten Haufen alten Metalls lag.
    Fluchend folgte Arithon ihm. »Wir haben es nicht mit einem freundlich gesonnenen Wesen zu tun. Mehr kann ich nicht sagen. Es ist eine Geistform, und sie reißt meine Schutzbanne beinahe ebenso schnell wieder ein, wie ich sie aufbauen kann. Ich bin nicht erpicht darauf zu sehen, was hinter der Barriere lauert.« Er riß sich den Umhang vom Leibe und wickelte seine kostbare Lyranthe in den Stoff. Bedauern spiegelte sich im grellen Funkeln magischer Helligkeit auf seinen Zügen, als er sich bückte und sein Instrument auf dem Pflaster deponierte. »Es wäre schrecklich, würde ich stürzen und sie zerbrechen.«
    Betrübt, daß sein Bruder seinen wertvollsten Besitz zurücklassen mußte, fragte Lysaer: »Wohin bringst du uns?«
    »Hierhin, in die Waffenschmiede.« Er deutete auf einen in den Boden eingelassenen Amboß, dessen Silhouette vor der schimmernden Korona des Schutzzaubers sichtbar war. »Falls Desh-Thieres Aspekte Erdenmächte sind, dann könnte Eisen uns helfen, sie zurückzutreiben.«
    Doch diese Erklärung fiel auf taube Ohren. Lysaer war für jede Entgegnung verloren. Der schillernde Lichtstrahl, den er gerufen hatte, um den Nebel zurückzuschlagen, erlosch bereits bei seinem nächsten Schritt. Dunkelheit kehrte zurück, undurchdringliche Finsternis, und ohne einen Laut der Warnung sank der s’Ilessid auf die Knie.
    Eisen vermochte nicht, den Vorstoß dieser fremdartigen, trostlosen Gewalt abzuwenden, die sich gegen sie richtete.
    Nun erst, zu spät, erkannte Arithon, daß seine wichtigsten Wards nutzlos waren. Schnell griff er nach den Kleidern seines Halbbruders, um seinen Sturz aufzufangen. Durch den schnell verblassenden Schimmer versagender Magie nahm er einen Kreis geisterhafter Gesichter wahr. Sie kamen näher, geifernd vor ungezügeltem Blutdurst. Von Angstschweiß getränkt, erhaschte Arithon einen flüchtigen Eindruck: Ihre Bilder waren aus siedendem Nebel gewirkt, und ihre Macht war die einer großen Zahl.
    Diese waren nicht Teil der sorgenvollen Geistwesen Ithamons, sie waren anders und absolut böse.
    Durch Lysaers Gewicht aus der Balance gebracht, ließ Arithon von seinen magischen Barrieren ab und schlug heftig mit seinem Schatten zu.
    Die Nacht verwandelte sich in pure Schwärze.
    Immer enger schloß sich das Band feindlicher Wesenheiten in der Wolke frischen Schnees um sie. Der Nebel, der ihre Gestalt umhüllt hatte, sonderte sich ab, doch ihre Essenz von Grausamkeit blieb davon unberührt. Etwas bohrte sich forschend in Arithons Geist. Er schrie, wehrte sich, die Finger krampfhaft fest um seines Halbbruders Umhang geschlossen. Lysaer lastete wie tot auf ihm, bewußtlos, verletzt oder schlimmer. Wie der Nebelgeist sich durch die magischen Schutzbarrieren hatte drängen können, war nicht feststellbar, und Arithon wußte, daß seine eigenen Reserven in wenigen Augenblicken ebenfalls verbraucht sein würden. Er würde so hilflos wie sein Halbbruder werden.
    Entsetzt und verzweifelt, daß nicht einmal seine Schatten ihn schützen konnten, fand sich der Herr derselben hilflos einer Erscheinung ausgeliefert, deren Energie seine eigene Macht vollkommen unbedeutend erscheinen ließ.
    Unwillig, menschliche
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