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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Autoren: Janny Wurts
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war, entzog sich den Blicken, und die Luft roch nach Feuchtigkeit und Fäulnis.
    Der s’Ilessid-Prinz versuchte zu scherzen, um das zunehmende Unbehagen abzuschütteln. »Ich habe immer vermutet, daß du verrückt bist. Soll ich jetzt beeindruckt sein, weil du dir die Eier abfrieren willst, um Gespenster zu jagen?«
    Arithons Hand schoß vor und schloß sich um den Unterarm seines Halbbruders. »Sprich nicht!« Mit einer Eile, die Lysaer aufschrecken ließ, bückte er sich und griff nach seiner Lyranthe.
    Inmitten der dunklen Ruinen hatte sich der Wind plötzlich gelegt. Plötzlich schien ihr Standort bei dem Kragstein gefährlich zu sein, obschon es dafür keine vernünftige Erklärung gab. Lysaer widerstand dem beinahe überwältigenden Drang, nach seiner Waffe zu greifen, die er doch dummerweise im Turm zurückgelassen hatte. Auch unterdrückte er den Wunsch zu fragen, was vorginge, während sein Halbbruder offensichtlich lauschte, selbst so still wie ein Felsen.
    Der Nebel verbarg ihre Umgebung in einem Mantel der Düsternis. Nur eine unheimliche Stille drang an die Ohren, die sich bei eingehender Prüfung als recht suspekt herausstellte. Kein Eulenschrei war zu hören. Die Maus im Gras war entweder erfroren oder furchtsam davongelaufen, und die Luft selbst schien jeglichen Geruch verloren zu haben, der eisige Hauch von Schnee und einem bevorstehenden Sturm hatte sich in einer charakterlosen Kälte verloren.
    Arithons Griff am Arm seines Halbbruders verstärkte sich. Gerade, als er zu sprechen ansetzte, schien die Spannung, die ihn gefangenhielt, zuzuschnappen. Arithon sprang wortlos auf und zerrte seinen Halbbruder hinter sich her. Als würde etwas sie verfolgen, das nur er allein wahrnehmen konnte, begann er zu laufen. Lysaer wurde fliegenden Schrittes über den Hof zu einer kleinen Seitengasse gezerrt. Ihre Schritte hallten von den Mauern wider, und die Schatten schlossen sich wie ein Film aus Tinte über ihnen. Eine umgestürzte Eiche versperrte ihnen den Weg, doch Arithon stürzte sich durch das Geäst wie ein gehetztes Tier. Ohne auf die kratzenden und schabenden Zweige zu achten, drängte er sich mit der Schulter zuerst hindurch, um seine Lyranthe zu schützen. Ohne zu wissen, warum sie flüchteten, und auf eigenartige Weise mißtrauisch, ob er nicht auf einen Streich hereingefallen war, wollte Lysaer ihn bitten, langsamer zu laufen, ehe ihre wilde Hatz durch die Ruinen ihnen noch ihre guten Kleider zerreißen würde. Doch er atmete zu hastig, um zu sprechen, und der feste Griff um sein Handgelenk zerrte ihn weiter voran.
    Einen Augenblick später verlor er jede Neigung zu streiten.
    Obwohl der Wind sich so plötzlich gelegt hatte, raschelten die Zweige des umgestürzten Baumes hinter ihnen. Jemand oder etwas folgte ihnen.
    »Falls ich einen Fehler begangen habe, dann habe ich gerade noch einen hinzugefügt«, sagte Arithon zu Lysaers Entsetzen. »Ich hätte dafür sorgen sollen, daß wir unsere Unterhaltung in einem der geschützten Türme führen.«
    »Was für ein Fehler?« Die Besorgnis trieb Lysaer dazu, jenseits der Verschwiegenheit magischer Wahrnehmung interpretieren zu wollen. »Unser Gespräch wurde belauscht? Glaubst du denn, daß ein Aspekt von Desh-Thiere lebendig ist?«
    »Mehr als das.« Arithon zerrte ihn nach links, vorbei an einem Loch, das zu einem in die Erde gegrabenen Keller führte. »Der Nebel, den wir bekämpfen sollen, könnte durchaus ein intelligentes Wesen sein – und gefährlich.«
    Alarmiert fragte Lysaer: »Wußte Asandir das denn nicht?«
    Sie liefen eine breite Straße hinunter, zwischen deren vom Moos schlüpfrigen Steinen Gräser und Dornengestrüpp wucherten. Scherben, möglicherweise von irdenen Töpfen, spritzen unter ihren Füßen davon. Besorgt, angestrengt und auf sonderbare, unsichtbare Weise gepeinigt, keuchte Arithon, während sie durch Berge von Efeu trampelten und endlich Richtung Kielingturm hinaufstiegen: »Vermutlich nicht.« Hätte er mehr Zeit gehabt, so hätte er sich vielleicht präziser ausgedrückt, so aber fühlte er den deutlichen Anprall einer Energie an einer magischen Schutzbarriere. In der Not stieß er einen Warnschrei aus. »Rufe Licht von deiner Gabe, sofort!«
    Denn nun blieb ihnen keine Möglichkeit mehr zum Rückzug.
    Was auch immer für ein unsichtbares Wesen Lysaer beunruhigt hatte, es hatte sie umrundet. Ruckartig blieb Arithon stehen und riß seinen Halbbruder zu sich heran. Schnell wirbelte er halb herum, bis er Schulter an Schulter
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