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Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 02 - Herr des Lichts
Autoren: Janny Wurts
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Schutzzauber schlüpfen konnte. Anderenfalls wird es keine Möglichkeit geben, das Sonnenlicht wiederzubekommen, denn wir haben keine Möglichkeit, den Teil Desh-Thieres zu bändigen, der Geist ist.«
    Von seiner Zuflucht auf der Sitzbank aus nahm Dakar den Schürhaken von seinem Nagel. Unbeholfen beugte er sich vor, das Feuer zu schüren, während seine stämmigen Unterschenkel in der Luft baumelten. Die Tatsache, daß er zum ersten Mal in seinem Leben den Kochtopf vernachlässigt hatte, berührte ihn gar nicht. »Wenn das Ding lebt«, resümierte er, »können wir ihm nicht folgen und es töten, richtig?«
    »Wenn es lebt«, betonte Asandir gespannt wie ein Drahtseil. »Wenn die Lebenskraft, deren Zeuge wir waren, nicht nur aus Illusion entstanden ist. Wenn es ein Wesen ist, oder viele, eingebunden in den Nebel, denk nach, Dakar, und wir lassen es durch unsere Prinzen ›töten‹, sein begrenztes Gefäß aus Dunst abbauen, was wird dann übrigbleiben?«
    Zusammengekauert wie ein verängstigtes Kind, den Schürhaken in den leblosen Händen, flüsterte Dakar: »Reiner Geist. Aths Gnade, wir befreien dieses Ding.«
    »Genau das befürchte ich, mein lieber Prophet«, gestand Asandir ein. »Wenn, wie unsere körperlosen Freunde aus der Bruderschaft, diese Kreatur als entfesselter Geist fähig sein wird, ihre Vibration zu verändern, dann kann sie sich, so fürchte ich mit Schrecken, weiterhin in dieser Welt manifestieren.« Nun folgte eine ganze Reihe Anweisungen, die dazu aufriefen, erneut in die unfreundliche Nacht hinauszugehen, um mehr Schutzzauber über die Zitadelle zu legen.
    Dakar starrte in den Kochtopf auf die heiße Mahlzeit, die, aus der Notwendigkeit heraus, nun in größter Hast und ohne Rücksicht auf den Geschmack gegessen werden mußte. Mit dem übelriechenden Schal, den er in der Kälte nicht ablegen mochte und der ihm unordentlich um die Beine flatterte, die Hände vor das Gesicht gelegt, sah Dakar so griesgrämig aus wie ein Vagabund, der soeben aus der Biergaststätte vertrieben worden war. »Warum habe ich mich bloß nicht entschieden, Kesselflicker zu werden?« fragte er das lodernde Feuer. »Löcher in Töpfen zu reparieren macht ganz sicher mehr Spaß, als bei Nacht und Wind in die Ruinen hinauszugehen, um einen unsichtbaren Geist zu bannen.«
    »Da stimme ich zu«, schnappte Asandir. »Jetzt beweg dich!« Schneidiger als ein Peitschenhieb trat der Zauberer zu Lysaer, der fest eingewickelt unter einem Haufen Decken lag. »Wenn wir nicht sicherstellen können, daß dieser Prinz kein Leid von Desh-Thiere erlitten hat, dann werden die leckenden Töpfe dieses Landes nicht mehr von Bedeutung sein.«

 
Spurensuche
     
    Ein Sturm wirbelte aus der Rohrdommelwüste herein und trug Schnee durch das Fenster, der den Teppich mit dem diamantenen Staub feiner Eiskristalle überzog. Sethvirs Tintenfässer waren mitsamt der Federn eingefroren, doch den Zauberer schien das nicht zu kümmern. Gekleidet in eine zerknitterte Robe, stand sein Haar, dort, wo er es sich mit den Fingern gerauft hatte, in wilden Büscheln von seinem Kopf ab. Er erinnerte an einen reisenden Straßenwahrsager, während er in die Neige in seiner Tasse starrte, die zu einem bitteren Brei aus Teeblättern ausgekühlt war.
    Als könnte er das Schicksal der Welt tatsächlich aus der trüben Masse ablesen, sprach er plötzlich in das Zimmer hinein, das nichts außer Büchern zu enthalten schien. »Der Schaden, falls dieser dehnbare Begriff einem so konzentrierten Vorfall angemessen ist, ist bereits angerichtet worden.«
    Kharadmons Stimme erklang aus der Luft neben dem Aschehaufen im Kamin, der seit Asandirs Abreise nicht mehr gekehrt worden war. »Aber dann müßte die Störung, die der Nebelgeist durch seine Einmischung bewirkt hat, doch erkennbar sein. Das ist doch ein Widerspruch: Luhaine und Asandir konnten keinen Makel an Prinz Lysaer finden.«
    »Sie haben ihn genau untersucht, ich weiß«, entgegnete Sethvir brüsk.
    Der Bericht, den er in der vergangenen Nacht aus Ithamon erhalten hatte, hatte ihn enttäuscht. Abgesehen von seinem geistigen Wachstum und der Reifung seines Charakters, war Lysaer mit Körper und Geist noch immer derselbe junge Mann, der Athera durch das Westtor betreten hatte.
    Der Hüter des Althainturmes rührte träge die Teeblätter in dem Becher herum, als wäre der Anlaß ihres Gespräches nicht äußerst dringlich und würde nicht seine volle Aufmerksamkeit verlangen.
    Kharadmon ermahnte er: »Du versuchst das
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